Entlang der Cannstatter Straße, auf der Seite zum Schlossgarten, soll eine 100 Meter lange Mooswand aufgestellt werden - wann, ist allerdings offen.Archiv Foto: Steegmüller Quelle: Unbekannt

Stuttgart (eh) - Im Kampf gegen die hohe Luftverschmutzung in Stuttgart muss Deutschlands Feinstaub-Hochburg auf die erhoffte „Wunderwaffe“ noch eine Weile verzichten: Die geplante Mooswand entlang der stark befahrenen Cannstatter Straße lässt weiterhin auf sich warten. Sie wird wohl erst Anfang nächsten Jahres einsatzbereit sein.

Die 100 Meter lange Konstruktion in der Nähe des Neckartors könne nicht wie geplant im Oktober aufgebaut werden, räumt Ulrich Reuter von der Abteilung Stadtklimatologie der Stadt Stuttgart ein. „Es dauert etwas länger als gedacht.“ Aussagen zu den Gründen dafür macht er nicht. Laut Reuter sei die Stadt aber optimistisch, dass zumindest ein erstes Probestück noch in diesem Herbst aufgestellt wird und die komplette Mooswand im Januar oder Februar steht. Sie soll etwa 400 Quadratmeter Fläche bieten. Den Pilotversuch lässt sich die Stadt 390 000 Euro kosten. Partner sind die Universität Stuttgart und das Naturkundemuseum.

Verschiedene Studien hatten in den vergangenen Jahren wissenschaftlich bewiesen, dass Moospflanzungen in der Lage sind, die Belastung mit Luftschadstoffen zu senken. Moose könnten demnach die Feinstaubbelastung durch verschiedene Mechanismen reduzieren. Die extrem große Oberfläche der Moose hält den Feinstaub elektrostatisch fest. Ammoniumnitrate etwa, die am Feinstaub einen Anteil von bis zu 50 Prozent haben, werden von den Moosen aufgenommen und in Pflanzenmasse umgewandelt.

Mit der Stuttgarter Pilotanlage soll herausgefunden werden, ob diese Fähigkeiten der Moose sich auch unter realen Umgebungsbedingungen zur Verbesserung der Luftqualität nutzen lassen. Mitte Oktober beginnt die zweite sogenannte Feinstaubalarm-Saison. Vom 15. Oktober an kann bei hoher Belastung wieder Alarm ausgelöst werden. Autofahrer werden dann gebeten, auf Busse und Bahnen umzusteigen. Betreiber von Kaminen, die nicht als Heizung nötig sind, sollen diese nicht anfeuern. Während der ersten Alarmsaison im Winter 2015/2016 geschah das fünf Mal jeweils für mehrere Tage. Vor allem am Neckartor ist die Luftverschmutzung extrem. Bis Mitte April wurde der zulässige Feinstaub-Grenzwert bereits 30 Mal überschritten - die EU-Vorgaben gestatten maximal 35 Tage im gesamten Jahr.