Der Tierarzt Steffen Kappelmann fliegt mit einem ultraleichten Tragschrauber von Bauernhof zu Bauernhof, um Tierleben zu retten. Der SWR hat ihn bei seiner Arbeit begleitet.Archiv Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Stuttgart (seb/dpa) - Von heute bis zum 6. Januar läuft im SWR Fernsehen die fünfteilige Doku-Serien „Tierarztgeschichten“. Mit dabei ist am kommenden Donnerstag Steffen Kappelmann aus Sachsenheim bei Ludwigsburg. Das Besondere: Er ist der einzige Veterinär Deutschlands, der seine tierischen Patienten mit einem Tragschrauber besucht.

James-Bond-Fans ist „Little Nelly“ wohl nur allzu gut ein Begriff. In „Man lebt nur zweimal“ macht der Geheimagent mit dem kleinen Gyrocopter Jagd auf Bösewicht Ernst Stavro Blofeld. Ganz so gefährlich sind die Aufträge von Steffen Kappelmann glücklicherweise nicht, aber oftmals genauso dringend. Wenn Milchbauern und Pferdezüchter aus dem Großraum Stuttgart um Hilfe rufen, kann der fliegende Tierarzt kaum schnell genug sein. Mit bis zu 140 Kilometern pro Stunde geht es über die Stauhauptstadt hinweg. Wenig überraschend: Die Idee, mit einem Tragschrauber zum Patienten zu fliegen, kam ihm im Stau. Als er 2004 auf einer Koppel bei Sachsenheim ein Pferd impfte, wurde er zu einem Notfall nach Remseck gerufen. Eine Kuh kalbte, das junge Rind steckte jedoch fest. Kappelmann, der sich auf Großtiere spezialisiert hat, benötigte für 30 Kilometer mehr als eine Stunde. Der Veterinär kam zu spät und damit auch jede Hilfe für das junge Tier. Als auch zufällig noch ein Rettungshubschrauber über ihn geflogen sei, dachte er: Fliegen müsste man können.

Kappelmann recherchierte im Internet, was es ihn kosten würde, einen Hubschrauber zu fliegen. Er kontaktierte das Regierungspräsidium in Stuttgart. Das sicherte ihm zu, dass er bei seinen Kunden starten und landen könne, wenn er eine Flugerlaubnis besitze. Der 44-Jährige machte die Lizenz für Privatpiloten. Dann charterte er 2009 für zwei Jahre einen Hubschrauber für 600 Euro pro Flugstunde, mit dem er an fünf Bauernhöfen starten und landen durfte.

„Dann kam mein ehemaliger Fluglehrer mit einer neuen Idee“, sagt der Tierarzt. „Er schlug mir vor, eine Tragschrauberlizenz zu machen. Nach 20 Flugstunden hatte ich auch hier die Lizenz.“ Für 46 000 Euro kaufte sich Kappelmann einen gebrauchten Tragschrauber, den er leichter unterstellen und günstiger unterhalten kann als einen großen Hubschrauber. Mit seinem eigenen sogenannten Gyrokopter ist Kappelmann seitdem bei Wind und Wetter unterwegs. Nur bei Nebel ist die Sicht zu schlecht und das Fliegen zu gefährlich.

Der Tierarzt nimmt seinen Minihubschrauber nicht zu jedem Einsatz. Zum einen hat er aus Gründen der Flugsicherheit strikte Vorgaben, wo er landen darf, zum anderen lohne sich der Einsatz mit rund 9000 Euro im Jahr Betriebskosten nicht. „Es ist, als hätte ich einen teuren Sportwagen“, sagt Kappelmann. Der Gyrocopter sei ideal, um auf einigen Höfen Kühe und Pferde durchzuckecken. „Da spare ich einfach Zeit und im Notfall bin ich schneller vor Ort.“

Von heute bis 6. Januar, jeweils um 15.15 Uhr läuft im SWR Fernsehen die fünfteilige Doku-Serie „Tierarztgeschichten“. Gedreht wurde unter anderem im Zoo Karlsruhe und bei Tierärzten aus Achern, Baiersbronn, Ettlingen, Neubulach, Reutlingen, Waibstadt und Stuttgart. Am Donnerstag, 5. Januar, wird auch über den fliegenden Tierarzt Steffen Kappelmann berichtet.