Von Laura Beurer

Stuttgart - Die Maschinenbauer im Südwesten erwarten 2016 ein Umsatzplus von zwei Prozent. Die Betriebe seinen zuversichtlich, sagte Mathias Kammüller, der neue Vorsitzende des VDMA Baden-Württemberg, gestern in Stuttgart. Die Unternehmen erwarten gute Geschäfte im Ausland, sehen jedoch im Inland ihren wichtigsten Markt.

Die Ergebnisse der Konjunkturumfrage stellte erstmals Mathias Kammüller vor, der am Dienstag gewählt worden war. Er trat die Nachfolge von Rainer Hundsdörfer an. Kammüller sagte: „Die Betriebe vertrauen auf ihre technologische Stärke und internationale Präsenz.“ 65 Prozent erwarten steigende Umsätze. Der Maschinen- und Anlagenbau könne im Jahr 2016 einen Umsatz von 75,5 Milliarden Euro erwirtschaften, sagte Kammüller voraus. Damit könne das Wachstum der vergangenen Jahre fortgesetzt werden - wenn auch etwas moderater. Die Auftragsbücher sind ein wenig leerer im Vergleich zum Vorjahr, doch die Ergebnisse der Konjunkturumfrage deuten darauf hin, „dass in der zweiten Jahreshälfte die Auftragseingänge im baden-württembergischen Maschinenbau anziehen könnten“. Mit ihrer Ertragslage sind die Unternehmen zufriedener als im vergangenen Jahr.

Der Maschinenbau beschäftigte 2015 mehr als 306 000 Frauen und Männer und ist damit die beschäftigungsstärkste Branche im Land. Seit Jahresbeginn schaffte die Branche weitere 900 Arbeitsplätze. 32 Prozent der befragten Unternehmen planen außerdem, im zweiten Halbjahr Personal aufzubauen. Der Fachkräftemangel belastet 23 Prozent der Unternehmen, derzeit gibt es 1121 offene Stellen - hauptsächlich für Ingenieure und Facharbeiter.„Noch sind die Nachwuchssorgen gedämpft“, sagte Kammüller. Innerhalb des Verarbeitenden Gewerbes ist der Maschinenbau mit einer Ausbildungsquote von 6,6 Prozent eine der am stärksten ausbildenden Branchen. 85 Prozent der Unternehmen haben in diesem Jahr ihre Ausbildungsplätze belegen können. Das im Juni eingeführte Zeitarbeitsgesetz habe spürbare Folgen für die Betriebe, sagte Kammüller. Der VDMA habe sich mehrfach gegen die Restriktionen ausgesprochen „um die Flexibilität der Unternehmer nicht weiter zu beschränken.“ Von der grün-schwarzen Regierung erhoffen sich die Firmen einen Ausbau der Verkehrswege und Breitbandnetze: „Wir fordern, die Digitalisierung weiter voranzutreiben.“

Mit einer Eigenkapitalquote von durchschnittlich 40 Prozent steigt die Bereitschaft zu investieren. 32 Prozent wollen ihre Investitionen im zweiten Halbjahr 2016 steigern. Mit Blick auf den Weltmarkt sehen 75 Prozent der Unternehmen in Deutschland ihren wichtigsten Markt. Im Ausland sind sie etwas weniger optimistisch als im Vorjahr: China sei rückläufig, Russland und Brasilien schwach, und in England könne man die Folgen des Brexit noch nicht einschätzen. Kammüller sagte: „Der Brexit, die Sanktionen gegen Russland, die Türkei, aber auch die Integration der nach Europa kommenden Menschen sind sichtbare Zeichen einer Welt im Wandel.“ Um so wichtiger sei es, dass die Wirtschaft den Menschen diesen Wandel erkläre: „In einer modernen, vernetzten Wirtschaftswelt gibt es keinen Exit“.

Für den US-amerikanischen Markt sind viele Unternehmer nach wie vor zuversichtlich gestimmt, wenn auch im Vergleich zum Vorjahr eine nachlassende Dynamik erkennbar ist. Fast die Hälfte der Firmen wünsche sich von der Landesregierung mehr Einsatz, um den Export zu fördern. „Hierzu gehört auch ein klares Bekenntnis zum Freihandelsabkommen TTIP.“ Die Unternehmen in Baden-Württemberg seien der Meinung, „ein gut ausgehandelter TTIP-Vertrag könnte dem USA-Geschäft zusätzliche Impulse verleihen und den Welthandel insgesamt beleben“, betonte Kammüller.

vita

Mathias Kammüller wurde 1958 in Schwäbisch Hall geboren. Sein Maschinenbaustudium absolvierte er an der Universität Stuttgart. Er promovierte am Institut für Maschinenelemente und Gestaltungslehre. Anschließend war Kammüller als Ingenieur in der Fertigungsplanung bei der Firma Bosch in Stuttgart tätig. Dort übernahm er später die Geschäftsführung im Bereich Produktion bei einem Bosch-Gemeinschaftsunternehmen in Japan. Im Jahr 1990 wechselte Kammüller zur Firma Trumpf in Ditzingen und ist seit dem Jahr 1993 Mitglied der Geschäftsführung. Seit Juli 2000 ist Kammüller geschäftsführender Gesellschafter der Firma Trumpf. Seit Juli dieses Jahres ist er auch Vorsitzender des VDMA Baden-Württemberg.