Kein Bild mit Seltenheitswert: Autofahrer stehen in Stuttgart im Stau.Archiv Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Von Jan-Philipp Schütze

Stuttgart - Dass Stuttgart ein gravierendes Stauproblem hat, ist hinlänglich bekannt. Allein in den vergangenen acht Jahren ist das Stauaufkommen in der Landeshauptstadt um sechs Prozent gestiegen. Abhilfe schaffen könnte das vom Land geförderte Projekt moveBW. Bis 2018 soll ein App-basierter Mobilitätsassistent entwickelt werden, der speziell Pendlern optimale Routenvorschläge mit unterschiedlichen Verkehrsmitteln anbietet.

Die Mobilitätsinformation und Verkehrssteuerung Baden-Württemberg, kurz moveBW, sei eine Art „Allzweck-Navigator“, sagte Verkehrsminister Winfried Hermann gestern bei der Vorstellung des Projekts. In Form einer App solle das System Verkehrsteilnehmer, speziell Pendler, in Echtzeit auf Fahrten durch die Metropolregion Stuttgart begleiten. Das Ziel sei eine Verkehrssteuerung im Interesse aller, anstatt individueller Navigation zu Lasten der Umwelt und der Anwohner. Die Nutzer sollen nahtlos zwischen Auto, Bahn, Bus und Carsharing-Fahrzeugen wechseln können, um flexibel ans Ziel zu gelangen und Staus, Schadstoffbelastungen sowie Lärm zu vermeiden. Auch eine komfortable Buchung von Tickets soll möglich sein.

Das Land fördert die Umsetzung des im Juli 2016 gestarteten und auf 18 Monate angelegten Pilotprojekts mit rund zwei Millionen Euro, die Idee stammt von einem von der Robert Bosch GmbH geleiteten Industriekonsortium. „moveBW ist ein persönlicher Mobilitätsassistent“, sagte Bosch-Geschäftsführer Markus Heyn. Die App solle zum Beispiel in der Lage sein, den Nutzer bereits einen Tag vorher über Störungen auf der angestammten Pendlerstrecke zu informieren und ihm alternative Routen und Verkehrsmittel vorzuschlagen. Für die Berechnung einer möglichst effizienten Fahrtroute sollen Parameter wie die aktuelle Verkehrslage, die Verfügbarkeit von P+R-Plätzen, die Ankunftszeiten von Bahnen sowie die Standorte von Carsharing-Fahrzeugen einfließen.

Der mit Echtzeitdaten aus einer sogenannten Big-Data-Plattform gefütterte Mobilitätsassistent soll auch der Integrierten Verkehrsleitzentrale (IVLZ) in Stuttgart einen Mehrwert verschaffen. „Mit zusätzlichen aktuellen und vernetzten Daten können wir den Verkehr in Stuttgart noch bessern steuern“, so IVLZ-Leiter Ralf Thomas. Anders als herkömmliche Navigationsgeräte, solle die moveBW-App auch mit den von der IVLZ gesteuerten Anzeigen auf den Vario-Tafeln am Straßenrand konform gehen. „Ein Navi will einen bestehenden Stau umfahren. Wir wollen vermeiden, dass überhaupt erst ein Stau entsteht“, so Thomas.

Bis der Zugriff auf die Mobilitätsplattform möglich ist, wird es allerdings noch einige Zeit dauern. Ab Sommer nächsten Jahres sollen zunächst ausgewählte Nutzer die App und das Hintergrundsystem erproben. Während einer sechsmonatigen Testphase soll die Anwendung dann kontinuierlich verbessert werden. Angepeilt sei, so Verkehrsminister Hermann, ab Anfang 2018 in den Regelbetrieb einzusteigen - sofern das System bis dahin praxistauglich ist. Sobald klar sei, dass moveBW funktioniere, müssten Privatwirtschaft und öffentliche Hand zusammen den Anschlussbetrieb sicherstellen. Die Projektbeteiligten hoffen, mit der Zeit weitere Firmen ins Boot holen zu können. „Je mehr Mobilitätsanbieter mitmachen, desto attraktiver wird das Angebot“, so Heyn.