Stuttgart (eh) - Mit Sorge beobachtet der Eigentümerverein Haus & Grund die Entwicklung: Zwar wächst Stuttgarts Einwohnerzahl, zugleich aber verliert die Landeshauptstadt stetig Einwohner ans Umland. Die Folge: Der Pendlerverkehr nimmt zu. die Verwaltung wird daher aufgefordert, den strikten Vorrang der Innenentwicklung aufzugeben und neue Baugebiete auszuweisen.

Der Speckgürtel um Stuttgart sei für viele wegen des knappen und teuren Wohnungsangebots in der Landeshauptstadt eine echte Alternative geworden, stellt Haus-&-Grund-Geschäftsführer Ulrich Wecker fest. Stuttgart verliere seit mehr als 40 Jahren Einwohner an die Region, vornehmlich an die vier angrenzenden Landkreise, verweist er auf die städtische Statistik. Für das vergangene Jahr verzeichne das Amt 14 751 Wegzüge in die Region, 2015 waren es sogar 15 653. Die Folge: Der Strom der Pendler nehme zu, mehr als 60 Prozent der sozialversicherungspflichtigen Jobs in der Landeshauptstadt würden von Nicht-Stuttgartern ausgeübt. Und die meisten von ihnen würden mit dem Auto zur Arbeit fahren, ergänzt der Vereinsvorsitzende Klaus Lang. „Dass dieser enorme Berufsverkehr und dessen stetiger Anstieg direkte Auswirkungen auf die Luftqualität in der Stadt mit Feinstaub und Stickoxiden hat, liegt auf der Hand.“

Aus diesen Zahlen zieht Haus & Grund den Schluss: Stuttgart braucht dringend zusätzlichen Wohnraum. Dem wachsenden Berufsverkehr könne man entgegenwirken, wenn man Wohn- und Arbeitsplätze näher zusammenbringe, meint Lang. „Dies heißt: In der Stadt müssen - auch unter dem Gesichtspunkt der Luftreinhaltung - deutlich mehr Wohnungen gebaut werden.“ Die Planzahl von 1800 pro Jahr, an der Oberbürgermeister Fritz Kuhn und Baubürgermeister Peter Pätzold stoisch festhielten, sei „völlig unzureichend“. Das hätten mittlerweile zahlreiche renommierte Institute, Wirtschaftsverbände und Organisationen sowie weite Teile der Kommunalpolitik erkannt. „Es ist deswegen Aufgabe der Verwaltungsspitze, die die Wohnraumversorgung zur Chefsache gemacht hat, den tatsächlichen Mehrbedarf endlich genau zu analysieren und zu quantifizieren“, fordern Lang und Wecker.

Der Verein erneuert seine Forderung, neue Baugebiete auszuweisen. Daran führe kein Weg vorbei, wenn in Stuttgart mehr Wohnraum entstehen solle. Die Nachverdichtungsmöglichkeiten im Innenbereich würden einfach nicht ausreichen, um den Bedarf zu decken. „Es muss deswegen rasch untersucht werden, wo in beschränktem Maße die Erschließung neuer Baugebiete in den Außenstadtbezirken infrage kommt und dies - nach klar festzusetzenden Kriterien wie zum Beispiel der besonders ökologischen und ressourcenschonenden Bebauung - möglich ist“, so Lang.