Neue Baugebiete und Hochhäuser dürften kein Tabu sein, sagt Klaus Lang vom Stuttgarter Haus- und Grundbesitzerverein.
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Stuttgart (red) - Der Stuttgarter Haus- und Grundbesitzerverein fordert die Stadt auf, mehr Anstrengungen im Wohnungsbau zu unternehmen. Neue Baugebiete und Hochhäuser dürften kein Tabu sein, sagt der Vereinsvorsitzende Klaus Lang. Die Beschränkung auf Innenentwicklung führe zu hohen Preissteigerungen auf dem Immobilienmarkt.

„Der vom Rathaus gewollte Vorrang der Innenentwicklung und der damit verbundene Verzicht auf neue Baugebiete ist mitverantwortlich für die immer schnellere Verteuerung von Wohnraum“, kommentiert Lang den jüngst vorgelegten Grundstücksmarktbericht der Stadt. Die Bodenrichtwerte in Stuttgart - das sind die Preise für den Grund und Boden - haben sich demnach bis zu 20 Prozent nach oben entwickelt. Diese Entwicklung schlägt sich auf den Quadratmeterpreis von Wohnungen und Wohnhäusern nieder: Rund 50 Prozent der verkauften Wohnungen lägen mittlerweile bei 4000 bis 5000 Euro pro Quadratmeter. Auch im Baubestand haben die städtischen Immobilienexperten eine Rekordverteuerung von bis zu 15 Prozent verzeichnet.

Vor allem jene, die auf preiswerten Wohnraum angewiesen seien, hätten es immer schwerer, in der Landeshauptstadt eine Wohnung zu finden. Den Preisanstieg durch den Bau von Hochhäusern abzumildern, müsse daher „zumindest vorurteilsfrei diskutiert werden“, fordert er. Denn schließlich sei es logisch, dass der Quadratmeterpreis für den Wohnraum umso geringer ausfällt, je mehr Wohnfläche auf dem Baugrund möglich werde. Eine dichtere und höhere Bebauung helfe zudem den Verbrauch kostbarer Bodenflächen zu verringern. „Die Stadt sollte daher nicht weiter dogmatisch auf dem Prinzip, dass nur Innenentwicklung in Frage kommt, beharren.“ Vielmehr müsse die Verwaltungsspitze „endlich die Scheuklappen ablegen und ernsthaft prüfen, ob nicht auch die behutsame Erschließung neuer Baugebiete in Frage kommt“, erklärt der Vereinsvorsitzende. „Es darf kein Tabu sein, darüber nachzudenken, ob dies in beschränktem Maße und nach klar festzusetzenden Kriterien in den Vororten nicht möglich wäre. Schließlich geht es darum, Menschen ein Dach über dem Kopf zu geben.“

Der Stuttgarter Haus- und Grundbesitzerverein erkennt zwar an, dass die Anstrengungen der Stadt fruchten und mit 2129 fertiggestellten Wohnungen im vergangenen Jahr ein Höchststand wie zuletzt 1998 erreicht wurde. „Dies ist aber kein Anlass für Jubel. Die Stadt darf sich also keinesfalls auf den Zahlen von 2015 ausruhen.“ Denn es sei davon auszugehen, dass der Zuzug in die Wirtschaftsregion anhalte und die Einwohnerzahl Stuttgarts steige. Das von OB Kuhn propagierte Ziel, jährlich 1800 neue Wohnungen zu bauen, hält der Verein deshalb für deutlich zu niedrig. Der Bedarf, räumt Haus-&-Grund-Geschäftsführer Ulrich Wecker ein, liege weit höher. So habe das IW-Institut einen jährlichen Bedarf an 3491 neuen Wohnungen bis zum Jahr 2020 für die Landeshauptstadt nachgewiesen.