Im Mai 2014 wurde das neue Olgahospital am Standort Mitte bezogen. Rund 15 000 Kinder und Jugendliche werden hier pro Jahr stationär behandelt. Archiv Foto: Steegmüller. Quelle: Unbekannt

Stuttgart (eh) - Das Olgahospital - von den Stuttgartern liebevoll „Olgäle“ genannt - ist eines von Deutschlands traditionsreichsten und größten Krankenhäusern für Kinder und Jugendliche. In diesem Jahr feiert es sein 175-jähriges Bestehen. Namensgeberin war die russische Zarentochter Olga. Die Kronprinzessin und spätere Königin von Württemberg unterstützte die damals noch sehr kleine Klinik von Anfang an.

Wer auf den Haupteingang des Olgahospitals zuläuft und seinen Kopf nach links wendet, erblickt eine vier Meter hohe Stele. Zu sehen ist das Bild einer hübschen jungen Dame - Olga. Die russische Prinzessin Olga hatte 1846 den württembergischen Kronprinzen Karl geheiratet. Die Wohltäterin setzte sich für Kranke, Arme und Schwache ein. Und insbesondere für Kinder.

Die Geschichte des späteren Olgahospitals begann ganz unscheinbar in einer Vier-Zimmer-Wohnung im Haus eines Weingärtners im Stuttgarter Westen. Dort, in der heutigen Breitscheidstraße, eröffneten die Ärzte Georg von Cleß und Otto Elben am 9. August 1842 eine „Kinderheilanstalt“. Eine Pioniertat: In den meisten Städten, auch in Stuttgart, waren Kinder damals noch von stationärer ärztlicher Behandlung ausgeschlossen.

Cleß und Elben begannen mit nur elf Krankenbetten. Kinder aus armen Stuttgarter Familien wurden unentgeltlich aufgenommen, für die Behandlung von Kindern aus wohlhabenden Familien oder dem Umland verlangten die Ärzte ein Kostgeld. Ansonsten finanzierte sich die kleine Klinik durch Spenden und eine Kinderlotterie.

Im Lauf der ersten Jahre mussten die Ärzte immer mehr Räume anmieten, schließlich das ganze Haus. 1848 wurde in der oberen Hälfte des Forstwegs, heute Forststraße 20, ein Neubau errichtet. In dem zweistöckigen Gebäude gab es Platz für 50 Kranke, nun auch für Jugendliche und Kleinkinder.

Den Ausbau möglich machte Olga. Schon 1847, ein Jahr nach ihrer Hochzeit, hatte sie die Kinderheilanstalt unter ihren persönlichen Schutz genommen. Ab 1849 trug das Krankenhaus den Namen „Olga-Heilanstalt für kranke Kinder, Lehrlinge und jugendliche Arbeiter“. Olga, ab 1864 Königin, wählte Chefärzte aus und legte deren Honorare fest. Zudem finanzierte sie einen Großteil der Aus- und Umbauten am Krankenhaus. Die wurden nötig, als infolge der Reichsgründung 1871 Menschen aus ganz Deutschland nach Stuttgart zogen. Dadurch erhöhte sich die Zahl der Patienten. Die Königin veranlasste, dass in der Bismarckstraße 8 ein Klinikgebäude mit 122 Betten und einem großen Garten gebaut wurde.

Auch nach Olgas Tod 1892 wuchs das nach ihr benannte Krankenhaus weiter, es war eine Zeit des Fortschritts: Die ersten Frauen machten ihre Ausbildung zur Kinderkrankenschwester, Krankheiten wie Diphtherie konnten durch neue Impfstoffe eingedämmt werden. Der Erste Weltkrieg beendete den Aufschwung, der mittlerweile 446 Betten zählenden Klinik: Die Olga-Heilanstalt wurde als Lazarett genutzt und wegen der Hungersnot stieg die Zahl der Infektionen, vor allem der Tuberkulose-Erkrankungen. Noch schlimmer erging es Klinik und Patienten im Zweiten Weltkrieg: Luftangriffe trafen die Kranken- und Verwaltungsgebäude, die Patienten mussten verlegt werden.

Nach dem Krieg folgte der Wiederaufbau. Im Juli 1946 nahm die Kinderklinik in drei Stockwerken des Frauenwohnheims in der Bismarckstraße 6 den Betrieb wieder auf. 1956 bekam die Olga-Heilanstalt den heutigen Namen Olgahospital, 1974 wurde der Neubau in der Bismarckstraße 8 eröffnet. 1979 wurde aus dem Olgahospital und den Städtischen Kinderkliniken das Pädiatrische Zentrum in städtischer Trägerschaft. Seit 1999 ist es Teil des Klinikums Stuttgart.

Die vorerst letzte große Veränderung in seiner langen Geschichte erlebte das Olgahospital im Mai 2014. Auf dem Gelände des Katharinenhospitals wurde ein Neubau eröffnet, in dem das Olgäle mit der Frauenklinik ein Zentrum für Kinder-, Jugend- und Frauenmedizin bildet.

Das Gebäude ist hell und freundlich, zahlreiche Stiftungen und Förderkreise sorgen für eine kindgerechte Ausstattung. Insgesamt 385 Krankenbetten, elf Pflegestationen, eine Wöchnerinnenstation, fünf Kreißsäle, drei Stationen für Früh-und Neugeborene, neun Operationssäle, Tageskliniken, die neue Pädiatrische Interdisziplinäre Notaufnahme (PINA) und Ambulanzen aller Disziplinen zur Verfügung stehen in Olgahospital und Frauenklinik zur Verfügung. Mehr als 15 000 Kinder und Jugendliche werden pro Jahr stationär behandelt, hinzu kommen rund 100 000 ambulante Patientenkontakte. Und eine Zahl hätte die huldvoll von der Jubiläumsstele blickende Olga wohl besonders gefreut: Durch die Zusammenlegung mit der Frauenklinik kommen im hochmodernen Krankenhaus mit dem Namen der kinderlosen Königin rund 3200 Kinder pro Jahr zur Welt.

Das 175-jährige Bestehen des Olgahospitals wird das ganze Jahr über mit verschiedenen Veranstaltungen gefeiert. Die offizielle Feierstunde mit Oberbürgermeister Fritz Kuhn und Ministerpräsident Winfried Kretschmann findet am 29. September statt.