Stuttgart (eh) - Am kommenden Samstag endet die zweite Feinstaubalarm-Saison in Stuttgart. Weil im Sommerhalbjahr keine hohen Feinstaubwerte zu erwarten sind, gibt es bis zum 15. Oktober eine Pause. Die Bilanz nach 85 Alarmtagen fällt ernüchternd aus.

Trotz Umsteigekampagne, Kehrversuch und Mooswand: Die Luftbelastung in Stuttgart war seit dem 15. Oktober vergangenen Jahres hoch: Wegen drohender Grenzwertüberschreitungen musste die Stadt 13 Mal Feinstaubalarm ausrufen. Unter dem Strich stehen für das Winterhalbjahr 85 Tage, an denen die Autofahrer aufgerufen waren, freiwillig auf Busse, Bahnen oder das Rad umzusteigen. Auch Nutzer von Kaminen, die allein der Bequemlichkeit und nicht zum Heizen dienen, sollten diese nicht nutzen. Seit März sind sie dazu sogar verpflichtet - die Stadt hat eigens einen Kontrolleur eingestellt.

Die Krux: Am Neckartor wurde der EU-Grenzwert von 50 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft in diesem Jahr bereits an 35 Tagen überschritten, und damit das Jahreslimit erreicht. Dass die Vorgabe auch 2017 nicht eingehalten werden kann, ist so gut wie sicher: Es muss davon ausgegangen werden, dass zwischen Mitte Oktober und Ende Dezember noch weitere Tage mit zu hoher Feinstaubbelastung hinzukommen.

„An der Einhaltung der Grenzwerte kommen wir nicht vorbei“, räumt Umweltbürgermeister Peter Pätzold ein. „Wir können das Thema nicht unter den Teppich kehren.“ Weitere, drastischere Maßnahmen zum Gesundheitsschutz sind daher zwingend. Land und Stadt sind nämlich verpflichtet, ab 2018 an Alarmtagen den Verkehr am Neckartor um 20 Prozent zu reduzieren. Das haben sie Anwohnern in einem gerichtlichen Vergleich zugesichert. Geplant sind bisher Fahrverbote für viele Dieselfahrzeuge, die nicht die Abgasnorm Euro 6 erfüllen.

Da es im Sommer nicht zu Wetterlagen kommt, die die Werte für Feinstaub hochtreiben, und weil kaum geheizt wird, endet die Alarmsaison nun. Die Luft wird aber nur bedingt besser, erläutert Stadtklimatologe Ulrich Reuter. Beim Stickstoffdioxid, dem anderen gefährlichen Schadstoff, sind die Werte über das Jahr verteilt gleichmäßig zu hoch. Entscheidend für die EU ist hier der Jahresmittelwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft, der nicht überschritten werden darf. 2016 lag er am Neckartor mit 82 Mikrogramm doppelt so hoch.