Im Krankenhaus Bad Cannstatt wurde die Intensivstation für weitere Aufnahmen geschlossen. Foto: Steegmüller - Steegmüller

Stuttgart – Auf der Intensivstation im Krankenhaus Bad Cannstatt ist bei fünf Patienten ein hochresistenter Keim nachgewiesen worden. Die Betroffenen wurden in einem abgetrennten Bereich unter strengen Hygienevorschriften isoliert. Sie werden von einem Spezialteam versorgt, ihr Zustand ist nach Angaben des Klinikums Stuttgart stabil.

Bei dem Bakterium handele es sich um den Acinetobacter baumannii, ein Krankenhauskeim, der gegen die meisten verfügbaren Antibiotika resistent sei, sagte Matthias Trautmann, Leiter des Instituts für Krankenhaushygiene des Klinikums Stuttgart, bei einer am Mittwoch, 4. Januar, spontan einberufenen Pressekonferenz. Der Keim sei erstmals bei einem Anfang Dezember zur Intensivbehandlung aufgenommenen Patienten durch einen routinemäßigen Abstrich nachgewiesen worden. Der Patient sei daraufhin in einem Einzelzimmer mit Schleusenpflege behandelt worden, um zu verhindern, dass sich der Keim weiter ausbreitet. Bei einer routinemäßigen Kontrolle der anderen Patienten auf der Intensivstation sei dann bei vier weiteren von ihnen der Keim nachgewiesen worden. „Daraufhin haben wir beschlossen, die Intensivstation völlig abzuriegeln“, so Trautmann.

Die Betroffenen – zwei chirurgische und drei internistische Patienten – seien nur mit dem Keim besiedelt, Symptome zeigten sie nicht. „Der Keim verschlechtert ihren medizinischen Zustand nicht“, so Trautmann. Sie würden nicht medikamentös gegen den Keim behandelt, sondern regelmäßig desinfiziert und von einem Spezialteam versorgt. Der Besuch durch Angehörige sei auf eine Person pro Patient begrenzt worden. Neben den fünf mit dem Keim besiedelten Patienten befinden sich auf der Intensivstation noch zwei bislang nicht betroffene Patienten in einem separaten Bereich. Die Intensivstation wurde für Neuaufnahmen geschlossen. Notfälle würden an das Katharinenhospital oder andere umliegende Krankenhäuser verwiesen. Die Rettungsleitstelle sei ebenso wie das Gesundheitsamt der Stadt entsprechend informiert.
Nach Angaben von Trautmann sind alte, schwerkranke und immungeschwächte Menschen besonders durch Acinetobacter baumannii gefährdet. Der Keim könne im schlimmsten Fall Infektionen auslösen und zu einer Blutvergiftung führen. Die Verantwortlichen wollen nun herausfinden, wie sich der Keim im Krankenhaus Bad Cannstatt, in dem jährlich rund 20 000 Patienten versorgt werden, ausbreitete. „Wir rechnen damit, dass uns die Sache noch einige Zeit beschäftigen wird“, sagte Hansjörg Bäzner, der Ärztliche Direktor der Neurologischen Klinik und medizinische Berater der Krankenhausleitung. Geplante Operationen müssten aber im Moment nicht abgesagt werden.
Statistiken zufolge infizieren sich in Deutschland jährlich etwa 500 000 Patienten im Krankenhaus mit multiresistenten Keimen, 15 000 sterben daran. Das Vorkommen von Acinetobacter baumannii steigt besonders auf Intensivstationen seit Jahren. Das Bakterium gehört zur Gruppe der MRGN-Erreger, die untereinander Informationen austauschen und so ihre Resistenzen gegenüber Antibiotika steigern. Laut Trautmann gab es vor gut zehn Jahren schon mal einen Einzelfall mit dem Keim im Klinikum Stuttgart. „Damals haben wir ihn erfolgreich beherrscht.“