Frauen als Chefin - das ist bei den Beteiligungsunternehmen der Stadt eher die Ausnahme als die Regel. Die Führungsriegen sind überwiegend mit Männern besetzt. Symbol Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Von Elke Hauptmann

Stuttgart - Im Konzern Stadt ist die Gleichberechtigung noch nicht angekommen: Frauen in Führungspositionen sind in den Beteiligungsunternehmen eher selten. Die Riege der gut verdienenden Top-Manager ist fast ausnahmslos männlich. Dieses ernüchternde Bild zeichnet der jetzt vorgelegte Beteiligungsbericht 2015.

Die Stadt Stuttgart gehört zu den größten Arbeitgebern in der Region. Allein in Ämtern sind mehr als 8500 Menschen beschäftigt, hinzukommen aber noch rund 11 300 Beschäftigte in den fünf städtischen Eigenbetrieben und in Unternehmen, an denen die Landeshauptstadt direkt oder über andere Gesellschaften beteiligt ist. Das sind nicht wenige: Auf der Anteilsbesitzliste stehen insgesamt 64 Gesellschaften.

Bereits seit dem Jahr 1995 erstellt die Stadt jährlich einen Beteiligungsbericht, erstmals wird jetzt auch der Anteil von Frauen in Führungspositionen veröffentlicht. Darüber hinaus wird bei allen Aufsichtsräten und Betriebsausschüssen die Frauenquote ausgewiesen. Das Ergebnis ist überwiegend ernüchternd: Weibliche Führungskräfte sind in großen wie in kleinen Unternehmen rar. Positionen als Geschäftsführer, Vorstand, Stabsstellen- oder Bereichsleiter sind zum Großteil mit Männern besetzt - Frauen schaffen es bestenfalls zur Abteilungschefin. Auch in den Aufsichtsräten sieht es nicht besser aus, ein Frauenanteil von 50 Prozent ist die Ausnahme, nicht die Regel. Einige Beispiele:

Flughafen Stuttgart: Zwei Geschäftsführer, drei Stabsstellenleiter, fünf Bereichsleiter und von insgesamt 23 Abteilungsleitungen sind nur drei mit Frauen besetzt. Dem Aufsichtsrat gehören zwölf Mitglieder an, darunter zwei Frauen.

Landesmesse Stuttgart: Zwei Geschäftsführer, zehn Bereichsleiter, 16 Abteilungsleiter, davon zwei Frauen. Von 13 Aufsichtsratsmitgliedern sind drei weiblich.

in.Stuttgart: Zwei Geschäftsführer, sechs Abteilungsleiter - keine einzige Frau darunter. Dem 15-köpfigen Aufsichtsrat gehören zwei Frauen an.

SWSG: Zwei Geschäftsführer, ein Bereichsleiter, zehn männliche und drei weibliche Abteilungsleiter. Dem Aufsichtsrat gehören 13 Mitglieder an, darunter sechs Frauen.

Stadtwerke Stuttgart: Zwei Geschäftsführer, sieben Stabsstellenleiter, davon eine Frau. Sechs Abteilungsleiter, darunter eine Frau. Dem 15-köpfigen Aufsichtsrat gehört eine Frau an.

Eigenbetrieb Abfallwirtschaft: Ein Geschäftsführer, jeweils ein Mann und eine Frau als Stabsstellenleitung, sieben Abteilungsleiter, darunter eine Frau. Dem Betriebsausschuss gehören 18 Mitglieder an, davon vier Frauen.

Klinikum Stuttgart: Dem fünfköpfigen Vorstand gehört eine Frau an, von 68 Bereichsleitern sind 16 weiblich, 145 von 214 Abteilungen werden von Frauen geleitet. Von 18 Mitgliedern des Betriebsausschusses sind sieben Frauen.

SSB: Dem dreiköpfigen Vorstand gehören zwei Frauen an. Drei von 14 Stabsstellen werden von Frauen geführt, alle acht Bereichsleiterposten sind von Männern besetzt. Vier von 31 Abteilungen werden von Frauen geführt.

Männer sind Top-Verdiener

Da passt es ins Bild, dass die Top-Verdiener der Stadt im Jahr 2015 fast ausschließlich Männer waren. Die Riege führte der im März dieses Jahres geschasste Geschäftsführer des Klinikums Stuttgart, Ralf-Michael Schmitz, mit Gesamtbezügen in Höhe von 417 000 Euro an, gefolgt von dem zum Jahresende 2015 ausgeschiedenen Stadtwerke-Geschäftsführer Michael Maxelon (357 000 Euro), den Flughafen-Chefs Georg Fundel (339 000 Euro) und Walter Schoefer (328 000 Euro) sowie den Messe-Geschäftsführern Ulrich Kromer (272 000 Euro) und Roland Bleinroth (231 000 Euro) sowie SSB-Technikvorstand Wolfgang Arnold (267 000 Euro). SWSG-Geschäftsführer Helmuth Caesar erhielt 186 000 Euro, Co-Geschäftsführer Samir Sidgi 170 000 Euro. Für den Geschäftsführer von in.Stuttgart, Andreas Kroll, gab es 182 000 Euro, für Hafen-Chef Carsten Strähle 114 000 Euro.

Die bestbezahlte Frau mit einem Salär in Höhe von 163 000 Euro war die Kaufmännische Vorständin der SSB, Stefanie Haaks - sie trat ihren Job erst am 1. April 2015 an. Die einzige Frau an der Spitze eines städtisches Eigenbetriebes, Anke Senne von den Bäderbetrieben, erhielt 93 000 Euro Jahresgehalt. Im Beteiligungsbericht 2016 wird sie allerdings nicht wieder Erwähnung finden - sie hat das Unternehmen im Februar verlassen. Ihr folgte ein Mann nach.

Beteiligungsbericht

Mit dem 451 Seiten starken Bericht wird ein umfassendes Bild der außerhalb des Stadthaushalts agierenden Unternehmen wiedergegeben. Aufgeführt sind die Wirtschaftskennzahlen der Beteiligungsunternehmen und Eigenbetriebe sowie Angaben zur Vermögens-, Finanz- und Ertragslage auf Grundlage ihrer geprüften Jahresabschlüsse.

Anteile hält die Stadt Stuttgart zum Beispiel an der Flughafen Stuttgart GmbH (35 Prozent), an der Landesmesse (50 Prozent), an der Landesbank Baden-Württemberg (18,3 Prozent) und am Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart VVS (7,5 Prozent). 100-prozentige Tochterunternehmen sind unter anderem die in.Stuttgart Veranstaltungsgesellschaft, die Märkte Stuttgart GmbH, die Stiftung Kunstmuseum gGmbH, die Stuttgart Marketing GmbH, die Stadion NeckarPark GmbH, die Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG) und die Stadtwerke Stuttgart.

In den Beteiligungsbericht 2015 flossen die Jahresabschlüsse von 54 Einzelunternehmen ein. Dass nicht alle Beteiligungsgesellschaften erfasst werden, hat einen Grund: Nur dort, wo die Stadt die Mehrheit am Unternehmen hält, muss Finanzbürgermeister Michael Föll die Daten publizieren - die Gemeindeordnung verpflichtet ihn dazu.

Für das Jahr 2015 erreichten die städtischen Beteiligungen und Eigenbetriebe ein Bilanzvolumen von rund 5,47 Milliarden Euro (2014: 5,27). Die Umsatzerlöse betragen 1,48 Milliarden Euro (2014: 1,40). Das Betriebsergebnis verbesserte sich auf 27 Millionen Euro (2014: 22). Das Konzernergebnis weist ein Minus von 19 Millionen Euro auf (2014: 9).