Die Marienkirche in der Tübinger Straße wurde in den Jahren 1871 bis 1879 im neugotischen Stil erbaut. Foto: Steegmüller Quelle: Unbekannt

Stuttgart (seb) - In der Kirche St. Maria in der Tübinger Straße ist am vergangenen Sonntag zum vorerst letzten Mal ein Gottesdienst gefeiert worden. Das Gotteshaus ist für zehn Wochen geschlossen worden. Der Grund sind notwendige Untersuchungen in der Holzdecke. Die Kirche muss innen saniert werden. Wie groß die Schäden an einzelnen Stellen sind, soll während der Schließung geklärt werden.

In den vergangenen Wochen und Monaten konnte Kirchenbesuchern Angst und Bange werden, wenn sie die Marienkirche betraten. Auf zwei roten Schildern wurde darum gebeten, aus Brandschutzgründen auf das Anzünden von Kerzen zu verzichten. Es handelt sich jedoch nur um eine Vorsichtsmaßnahme, damit das Netz, das über dem Kirchenschiff gespannt ist, nicht Feuer fängt. Es wurde aufgehängt, da der Putz von den Hochwänden und den Vierungsbögen bröckelt.

Wie deren Zustand ist, werden Experten in den nächsten Wochen feststellen. „Wir müssen wissen, wie tief die Schäden gehen, um entscheiden zu können, wie teuer die Innenrenovierung von St. Maria wird“, sagt Alexander Schmidt, der Leiter der Bauabteilung im kirchlichen Verwaltungszentrum. Auch einen groben Kostenrahmen könne man noch nicht geben. Um überhaupt an die Problemzonen zu gelangen, müssen zuerst die Kirchenbänke herausgenommen werden. Mit einer Arbeitsbühne werden die Sachverständigen an die schadhaften Bereiche in dem Kirchenschiff heranfahren und Untersuchungen vornehmen.

Kritisch sind nicht nur die Risse in Decken und Wänden. In die Jahre gekommen ist auch die Heizung in dem Gotteshaus. „Die Kirche ist praktisch nicht mehr beheizbar“, sagt Paul Kugler, der leitende Pfarrer der Gesamtkirchengemeinde Stuttgart-Süd.

Die Marienkirche, erbaut in den Jahren 1871 bis 1879 im neugotischen Stil, wurde als erster Neubau einer katholischen Kirche in Stuttgart nach der Reformation errichtet, damals nahezu am Stadtrand. Im Zweiten Weltkrieg stark zerstört, wurde sie bis 1950 wiederaufgebaut und schließlich um die Jahrtausendwende außen umfassend renoviert. Die Innenrenovierung soll in den nächsten Jahren folgen. Aus Sicht von Pfarrer Kugler ist St. Maria „eine typische Großstadtgemeinde“ mit mehr als 6000 Mitgliedern, von denen allerdings nur noch wenige in der Nähe der Kirche wohnen. Die imposante Erscheinung und die zentrale Lage der Kirche mache sie dennoch zu einem wichtigen Ort. „Wir wollen in den nächsten Monaten mit den Menschen ins Gespräch kommen, um herauszufinden, welche Bedeutung die Kirche für sie und den Stadtbezirk hat“, so Paul Kugler, der betont, dass St. Maria bei Brautpaaren als Hochzeitskirche weit über den Stadtbezirk hinaus sehr beliebt sei.

Die nächsten zehn Wochen werden jedoch keine Trauungen und Gottesdienste in St. Maria stattfinden. Egal, zu welchem Ergebnis die Gutachter kommen, soll die Kirche am Sonntag, 19. März, wiedereröffnet werden - zunächst ohne Bänke, falls gewisse Bereiche sofort ausgebessert werden müssen.