Quelle: Unbekannt

Von Sebastian Steegmüller

Stuttgart - Obwohl die Zahl der Starts und Landungen am Flughafen Stuttgart im vergangenen Jahr leicht rückläufig war, hat der Airport 2016 dennoch einen Passagierrekord verzeichnen können. Mit 10,6 Millionen Fluggästen wurde das Allzeithoch vom Vorjahr nochmals um 1,1 Prozent übertroffen. 2017 erwartet der scheidende Flughafen-Chef Georg Fundel keine großen Sprünge. Zugleich blickt er weiterhin gespannt in Richtung Türkei und England.

In diesem Jahr rechnet Fundel bei den Passagierzahlen mit einem „Nullwachstum“. Bei der Frage, wie der Brexit sich auf den Flugverkehr auswirken könnte, zuckte er gestern bei der Jahrespressekonferenz nur mit den Schultern. „Er kann sowohl stark als auch gar nicht betroffen sein. Ich kann mir keine Prognose erlauben.“ Grundsätzlich müsse man die Kirche im Dorf lassen. Auch die unsichere politische Lage in der Türkei habe sich nicht so dramatisch auf die Zahlen ausgewirkt, wie erwartet. „Seit 2015 haben wir einen Rückgang von 20 Prozent.“ Betroffen seien vor allem die Flüge in die dortigen Touristengebiete gewesen, weniger Linienflüge. Istanbul sei für viele Asien-Reisende ein wichtiges Drehkreuz. Man müsse abwarten, was nach dem Referendum passiert, sagte der Geschäftsführer der Flughafen Stuttgart GmbH (FSG).

Ende des Monats verabschiedet sich Fundel in den Ruhestand, eine offene Baustelle hat er definitiv noch, die er gerne schließen würde: Mehr Ryanair-Flüge in die Landeshauptstadt holen, bislang fliegt der Billiganbieter nur nach Manchester. Bereits morgen werde er deshalb zu Gesprächen nach Dublin reisen. „Es ist eine sehr interessante Fluggesellschaft, die in Deutschland weit verbreitet ist und einen Marktanteil von 20 Prozent anpeilt. In Stuttgart haben sie noch nicht erweitert“, so Fundel, der jedoch zugibt, dass die Verhandlungen bislang etwas zäh gelaufen seien. Die irische Airline habe klare Vorstellungen, die nur wenig Spielraum zulassen würden. „Prozesse, beispielsweise beim Boarding, werden extrem überwacht, und auf Präzision großen Wert gelegt.“ Halte man die geforderte Pünktlichkeit nicht ein, würden Strafen drohen. Für Fundel durchaus nachvollziehbar, da diese Vorgaben auch dem Kunden zugutekommen können. Er betont jedoch, dass das Geschäftsmodell auf beiden Seiten funktionieren müsse. Also ein Geben und Nehmen zwischen Ryanair und dem Flughafen. Fundel hätte gleich einen ganzen Strauß möglicher Flugziele im Kopf: Denkbar wären beispielsweise Oslo, Helsinki, Göteborg, Prag, Sofia, Riga und Tallin sowie Bologna, Genf und Marseille.

Dass der Stuttgarter Flughafen auch ohne diese Städte gut aufgestellt ist, zeigt der Blick auf die Zahlen. 2016 wurden insgesamt 10 640 610 Passagiere gezählt und damit das bisherige Allzeithoch aus dem Vorjahr mit 10,5 Millionen Fluggästen erneut übertroffen. Das Wachstum von 1,1 Prozent bei den Passagieren lag unter dem bundesdeutschen Durchschnitt von 3,4 Prozent. Die Airlines setzen weiterhin vorwiegend größeres Fluggerät ein, deshalb sank die Zahl der Flugbewegungen trotz des Rekords leicht um 0,6 Prozent auf insgesamt 129 704 Starts und Landungen.

„2016 war für uns ein sehr erfolgreiches Jahr. In einem wenig stabilen Umfeld, das von überraschenden Wendungen wie dem Votum für den Brexit, der Entwicklung in der Türkei und vielen Streiks gekennzeichnet war, konnten wir dennoch erfolgreich wirtschaften“, so Fundel. Der Flughafen Stuttgart zähle in Deutschland nach wie vor zu den sehr profitabel wirtschaftenden internationalen Flughäfen.

Der Umsatz der FSG stieg auf 269,8 Millionen Euro, ein Plus von 9,3 Prozent, und liegt damit deutlich über dem Vorjahr von 246,7 Millionen Euro. Das operative Ergebnis (EBIT) beträgt 40,7 Millionen Euro, das Ergebnis nach Steuern liegt nach Zahlung einer Rate von 59 Millionen Euro bei Minus 17,9 Millionen Euro. Sie wurde für das Bahnprojekt Stuttgart-Ulm fällig. Insgesamt überweist der Flughafen 339,4 Millionen Euro an die Bahn, rund ein Drittel steht noch aus. Dass mehr dazu kommt, schließt Flughafendirektor Walter Schoefer aus. „Es bestehen keine Zweifel, was wir zu leisten haben.“ Zugleich betonte er, dass keine weiteren Ansprüche zu befürchten seien. Rückstellungen seien dementsprechend nicht eingeplant.