Marjoke Breuning übernimmt die Nachfolge von Georg Fichtner. Quelle: Unbekannt

Stuttgart - Zwei Premieren für die IHK Region Stuttgart: Die Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer hat mit Marjoke Breuning die erste Frau ins Präsidentenamt gewählt. Die 45-Jährige übernimmt die Nachfolge von Georg Fichtner, der vier Jahre lang IHK-Präsident war. Ebenfalls zum ersten Mal gab es bei der Wahl eine Gegenkandidatin.

Von Sabrina Erben

Marjoke Breuning erhielt 59 der 91 abgegebenen Stimmen. Die geschäftsführende Gesellschafterin des Stuttgarter Wäscheladens Maute-Benger ist für die Amtsperiode 2017 bis 2020 gewählt und kommt aus dem etablierten IHK-Lager. „Ich freue mich über meine Wahl zur IHK-Präsidentin und das entgegengebrachte Vertrauen. Auch für diejenigen Vollversammlungsmitglieder, die mich nicht gewählt haben, will ich eine gute Ansprechpartnerin sein“, sagte Breuning gestern über ihre Wahl.

Erstmals hatten die Mitglieder der Vollversammlung die Wahl zwischen zwei Kandidatinnen. Martina Ueberschaar, Inhaberin von La Fattoria in Stuttgart, erhielt 32 Stimmen. Ueberschaar war Kandidatin der kammerkritischen Kaktus-Initiative, die Feinkosthändlerin hatte erst wenige Tage vor der konstituierenden Sitzung ihre Kandidatur angekündigt. Die Kaktus-Initiative setzt sich seit 2012 nach eigenen Angaben für Demokratie, Beitragsgerechtigkeit und Transparenz in der IHK ein. Ein Streitpunkt ist beispielsweise die IHK-Zwangsmitgliedschaft. Bei der letzten Vollversammlung im Sommer 2016 konnten die Kammerkritiker die Zahl ihrer Sitze von 20 auf 32 erhöhen. Damit stellt die Kaktus-Initiative mittlerweile ein Drittel der Mitglieder in der Vollversammlung. „Ein Problem ist, dass nur ein Drittel des Etats der IHK Stuttgart für die Ausbildung verwendet wird. Die anderen zwei Drittel werden für politische Arbeit und Lobbyismus verschwendet - dies bläht den Etat unnötig auf und kostet unsere Beiträge“, sagte Ueberschaar vor ihrer Wahl. Doch ihr gelang es nicht, auch Stimmen aus dem etablierten Lager zu gewinnen.

Nun ist Marjoke Breuning die erste Präsidentin seit der Kammergründung 1855. Die Stellvertreter sind der Daimler-Personalchef Wilfried Porth und der geschäftsführende Gesellschafter des Esslinger Autozulieferers Eberspächer, Heinrich Baumann. Baumann ist Präsident der IHK-Bezirkskammer Esslingen-Nürtingen.

Breuning ist seit 2005 Mitglied der Vollversammlung und seit 2013 Mitglied des Präsidiums der IHK Region Stuttgart. Die gebürtige Stuttgarterin leitet seit 2003 gemeinsam mit ihrer Schwester in sechster Generation das Familienunternehmen Maute-Benger. Nach dem Abitur an einem humanistischen Gymnasium absolvierte sie eine Ausbildung zur Industriekauffrau und ein Studium an der Textilfachschule des Textileinzelhandels in Nagold. Maute-Benger gilt als Deutschlands größtes Fachgeschäft für Tages- und Nachtwäsche und beschäftigt 45 Mitarbeiter.

Und was will Breuning als IHK-Präsidentin anpacken? „Digitalisierung, nachhaltiges Wirtschaften und Fachkräftesicherung sind große Herausforderungen für die Unternehmen in der Region, die es zu meistern gilt.“ Die weltweit nachgefragten Produkte und Dienstleistungen der Unternehmen seien Garant für Wohlstand und Beschäftigung. „Das Auslandsgeschäft wird für die Betriebe aber nicht leichter, das Wirtschaftsklima wird rauer. Unter diesen Bedingungen müssen wir unsere Spitzenposition im internationalen Wettbewerb weiter ausbauen. Dafür will ich mich als IHK-Präsidentin in den kommenden vier Jahren einsetzen.“

IHk Region Stuttgart

Bei der IHK Region Stuttgart gibt es neben der Stuttgarter Zentrale fünf Bezirkskammern in Böblingen, Esslingen-Nürtingen, Göppingen, Ludwigsburg und Rems-Murr/Waiblingen. Die IHK Region Stuttgart zählt derzeit 160 000 Mitgliedsbetriebe, davon knapp 50 000 im Handelsregister eingetragene Unternehmen. Hauptgeschäftsführer ist Andreas Richter.