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Stuttgart (eh/seb) – Stuttgart und Hamburg beenden nach 30 Jahren ihre gastronomische und touristische Partnerschaft. Das Weindorf wird es in der Hansestadt nicht mehr geben. Grund für das endgültige Aus ist die Kostenexplosion.

Nachdem der Veranstalter, der Verkehrsverein Pro Stuttgart, wegen des Gebührenstreits im vergangenen Jahr das Weindorf in Hamburg aussetzte, hat er jetzt offiziell die Absage der Traditionsveranstaltung bekannt gegeben. Grund dafür sei, dass die Hansestadt eine deutlich höhere Platzmiete verlangt habe. „Auf dieser Basis können wir das Weindorf nicht durchführen“, erklärt der Vorsitzende des Vereins, Werner Koch. Die Partnerschaft sei einseitig von Hamburg aufgehoben worden, bedauert er. „Trotz vieler Bemühungen ist es nicht gelungen, wieder zueinander zu finden.“ Das sei sehr schade, denn das Fest mit schwäbischen Spezialitäten und Weinen aus der Region habe sich zu einem der beliebtesten in der Hansestadt entwickelt – mit gut einer halben Million Besuchern. „Die Stimmung war immer super.“
Dabei war die Hoffnung groß, in diesem Jahr wieder ein Weindorf auf dem Rathausmarkt durchführen zu können. „Wir hatten gute Gespräche geführt“, so Koch. Doch Hamburg habe nicht von seiner Linie abweichen wollen. Wie berichtet, hatten die Stuttgarter bereits im vergangenen Jahr ausgesetzt, weil man übers Geld stritt: Bis 2015 hatte man nur die Tage bezahlen müssen, die das Weindorf länger in Hamburg gewesen ist, als der Fischmarkt in Stuttgart. Für sechs Tage 46 000 Euro. „Im vergangenen Jahren wurde dann eine Platzmiete für die gesamte Zeit veranschlagt, rund 125 000 Euro“, sagt Axel Grau, der Geschäftsführer des Verkehrsvereins. Die Stadt Hamburg sei letztlich noch auf knapp 100 000 Euro heruntergegangen. Damit sei die Wirtschaftlichkeit jedoch nicht gegeben.
„Es kann nicht sein, dass unsere Wirte in Hamburg so ein extrem hohes Risiko eingehen und dadurch ihre Existenz in Stuttgart aufs Spiel setzen.“ Mit Blick auf das unberechenbare Wetter sei es schon früher schwer gewesen, in der Hansestadt rote Zahlen zu schreiben. Keiner der Wengerter habe sich ein Plus erwirtschaftet, fügt Koch hinzu. „Sie waren froh, wenn sie null auf null rausgekommen sind.“ So seien zum Beispiel die Entsorgungskosten über die Jahre hinweg rapide gestiegen. Auch andere Beschränkungen habe man zähneknirschend hingenommen: Während der Fischmarkt in Stuttgart einen festen Termin hatte, gab es den für das Weindorf in Hamburg nicht. Man sei nur an zweiter oder dritter Stelle gekommen, musste die Lauben auch schon mal während einer Fußball-WM aufbauen, berichtet Grau. In diesem Jahr wollte man Anfang August auf den Rathausmarkt, die Hamburger schlugen stattdessen Mai oder September vor. „Das hat uns nicht reingepasst“, sagt Koch.
Der Verein hat deshalb dem Bezirkschef von Hamburg-Mitte und dem Bürgermeister nun schriftlich mitgeteilt, dass er die Bewerbung für das Weindorf 2017 auf dem Rathausmarkt zurückziehen und sich auch künftig nicht mehr für die Fläche bewerben werde. „Das Thema ist gegessen“, sagt Grau. Er rechne nicht, dass es in absehbarer Zukunft weitere Verhandlungen geben wird.
Wengerter Fritz Currle, der von Anfang an in Hamburg dabei war und an den Landungsbrücken einen Weinberg pflegt, bedauert die Entscheidung. „Es ist sehr traurig, dass wir solch eine Freundschaft nach 30 Jahren wegwerfen müssen.“
Der Verein Pro Stuttgart liebäugelt nun mit einer Alternative zu Hamburg. In Berlin wäre das Stuttgarter Weindorf denkbar, aber auch in Dresden, meint Koch. Allerdings brauche man für einen Standortwechsel einen gewissen Vorlauf. In diesem Jahr wird die Veranstaltung daher nur in Stuttgart stattfinden. Wie immer im September.
Gute Nachrichten gibt es indes für Freunde des Hamburger Fischmarktes. Eine Sprecherin der Stadt Stuttgart teilte gestern mit, dass die Hanseaten auch weiterhin auf dem Karlsplatz willkommen seien – seit letztem Jahr müssen sie aber eine Platzmiete zahlen.