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Stuttgart (dpa/lsw) - Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) sieht die hohen Übergangsquoten von Schülern auf die Gymnasien mit Sorge. «Wir haben auf den Gymnasien eine Anzahl von Schülern, die dort nicht richtig aufgehoben sind angesichts ihrer Leistungen und Begabungen», sagte sie der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. In einigen Städten liege die Übergangsquote aufs Gymnasium bei 60 bis 70 Prozent. In Stuttgart seien es mehr als 50 Prozent. Der Landesdurchschnitt liege bei mehr als 40 Prozent. «Menschlich kann ich das verstehen. Aber da verrutscht so manches», sagte sie.

Eltern wollten das Beste für ihr Kind - und das sei aus deren Sicht das Abitur. «Ich will das gar nicht kritisieren», sagte Eisenmann. «Aber ich halte es für wichtig, dass gerade die Lehrer ein zentraler Partner sind, um Kinder gegebenenfalls vor einem übertriebenen Elternwillen zu schützen.» Die Gymnasien müssten mit einer zunehmenden Heterogenität ihrer Schüler zurechtkommen.

Ein Grund dafür sei die unter Grün-Rot abgeschaffte verbindliche Grundschulempfehlung. Die grün-schwarze Regierung hat sich darauf geeinigt, die verbindliche Grundschulempfehlung zwar nicht wieder einzuführen, aber sie muss der weiterführenden Schule vorgelegt werden. Die Schule kann dann ein verbindliches Beratungsgespräch mit den Eltern führen. Eisenmann bezeichnete dies als einen guten Kompromiss. «Vor Jahren hat allein die Lehrerentscheidung gezählt. In den letzten vier Jahren hat der Elternwille gezählt», sagte sie. «Jetzt müssen Eltern und Lehrer gemeinsam sehen, was gut ist für das Kind - auch, wenn die Eltern immer noch das letzte Wort haben.»

Eisenmann wandte sich gegen die Forderung einiger Eltern, in Schulen auf Zensuren zu verzichten. «Ich halte Noten insgesamt für richtig.» Zwar müsse die Leistungsbewertung nicht über allem stehen, sagte die frühere Stuttgarter Schulbürgermeisterin. «Aber es ist wichtig für das Kind und auch für die Eltern zu wissen, wo man steht.»