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Von Elke Hauptmann

Stuttgart - Um den Zeitverzug beim Projekt Stuttgart 21 wettzumachen, greift die Bahn jetzt massiv in eine der wichtigsten Verkehrsadern der Landeshauptstadt ein. In der Heilbronner Straße wird stadteinwärts eine Fahrspur weggenommen, um Platz zu schaffen für gleich zwei Baugruben. Die Arbeiten können so um etwa zwölf Monate beschleunigt werden.

Die DB Projektbau Stuttgart-Ulm drückt aufs Tempo - für den Bau des Stuttgarter Tiefbahnhofs fasst sie zwei ursprünglich aufeinanderfolgende Bauabschnitte in der Heilbronner Straße zusammen. „Optimierung der Bauabläufe“ nennt das Bahn-Abschnittsleiter Michael Pradel. Bereits in der Nacht von Sonntag, 19. Februar, auf Montag, 20. Februar, wird die Verkehrsführung verändert: Autofahrern, die vom Pragsattel kommend stadteinwärts fahren, stehen künftig im Bereich zwischen der LBBW und der ehemaligen Bahndirektion nur noch zwei statt bislang drei Fahrspuren zur Verfügung - kurz vor dem Arnulf-Klett-Platz sind es dann wieder sechs Fahrspuren. Stadtauswärts bleiben die drei Fahrspuren erhalten, sie sind gestern allerdings schon um ein paar Meter verlegt worden. Die Autos rollen nun - für die Fahrer kaum zu merken - auf dem bereits fertiggestellten Betondeckel in Bauabschnitt acht sowie auf einer sich daran anschließenden kurzen Hilfsbrücke.

Die beiden Richtungsfahrbahnen rücken also auseinander und machen Platz für eine neue Baufläche. „Wir sind dadurch in der Lage, zwei Baugruben für den Bahnhofstrog parallel zu öffnen“, sagt Pradel. Und das mache viel aus: „Die Bauarbeiten im Bereich des Nordkopfes können so um etwa zwölf Monate beschleunigt werden.“

Verlegt wird zudem eine Fußgängerfurt am Arnulf-Klett-Platz in der Kriegsbergstraße in Richtung Ossietzkystraße, um Fahrzeugen aus der Heilbronner Straße ein zügiges Rechtsabbiegen zu ermöglichen. Zusätzlich werden die Programme der Signalanlagen angepasst, um einen Rückstau zu vermeiden. „Für die Linksabbieger in der Heilbronner Straße wird es zum Beispiel kürzer, aber öfter Grün geben“, erklärt Werner Lenz von der Dr. Brenner Ingenieurgesellschaft. Die Erfahrung sei, dass der Verkehr dann besser fließe als bei längeren Grünphasen. Heute seien es etwa 40 Sekunden, künftig etwa 15.

Den Simulationen der Experten zufolge ist am Arnulf-Klett-Platz nicht mit erhöhter Staugefahr zu rechnen - obwohl der Knotenpunkt in der Spitzenstunde am Nachmittag von bis zu 6500 Fahrzeugen frequentiert wird. Schon bislang habe man immer wieder für die unter der Heilbronner Straße stattfindenden Bauarbeiten außerhalb der Stoßzeiten eine Stadteinwärtsspur gesperrt. Diese beschränkte Lösung reicht laut Pradel aber nicht aus, will man an dieser sensiblen Stelle rasch vorankommen. Etwa ein Jahr lang soll die geänderte Verkehrsführung Bestand haben. Dann werde es eine neue geben.

Das Konzept der Bahn habe die Stadt überzeugt, sagt Gerhard Rotermund vom Tiefbauamt im Brustton der Überzeugung. Auch dort glaubt man nicht, dass die Fahrbahnverengung zu mehr Staus führen wird. Unbestritten sei die Heilbronner Straße schon heute an ihrer Kapazitätsgrenze angelangt, die Bauarbeiten würden „den Status quo jedoch nicht verändern“. Wichtig sei der Stadt, dass die Qualität des Verkehrsflusses gewährleistet bliebe, betont Rotermund - und diese mache man nicht an der Anzahl der Fahrspuren fest. Gleichwohl will das Tiefbauamt ab Montag den Verkehr beobachten und gegebenenfalls nachjustieren. „Es dauert natürlich immer eine Weile, bis sich Autofahrer auf eine neue Situation eingestellt haben.“