Johann Lorenz Schiedmayer Quelle: Unbekannt

Stuttgart (red) - Am 2. Dezember jährt sich zum 230. Mal der Geburtstag von Johann Lorenz Schiedmayer, dem Begründer der Klavierindustrie in Württemberg. Er starb 1860. Sein Grab befindet sich auf dem historischen Fangelsbach-Friedhof in Stuttgart.

Johann Lorenz Schiedmayer wurde im Jahr 1786 in Erlangen geboren. Er lernte das Handwerk bei seinem Vater, führte zunächst dessen Betrieb fort, verließ aber, als Nürnberg 1806 zu Bayern kam, die Stadt und ging zu der befreundeten Klaviermanufaktur von Andreas und Nanette Streicher nach Wien. Dort lernte er Carl Friedrich Dieudonné aus Ludwigsburg kennen - eine Begegnung mit Folgen: Beide Klavierbauer kamen 1809 nach Stuttgart, wo sie im August in einem kleinen Gartenhaus in der Charlottenstraße 4 eine Klavierwerkstatt eröffneten. Die beiden Freude waren fortwährend bestrebt, ihre Arbeiten zu verbessern. So führten sie zum Beispiel die englische Mechanik ein. Das Unternehmen wurde bald über die Grenzen der Region hinaus bekannt, die Räumlichkeiten in der Charlottenstraße rasch zu klein. 1819 wurde Hofbaumeister Nikolaus Friedrich von Thouret mit dem Bau einer Fabrik samt Wohnhaus in der Neckarstraße 14 bis 16 beauftragt. Im Jahr 1821 konnte der Neubau bezogen werden. Nach dem Tod von Dieudonné 1825 führte Johann Lorenz Schiedmayer den Betrieb unter seinem Namen alleine weiter.

Im Jahr 1845 traten seine beiden älteren Söhnen Adolf und Hermann als Teilhaber in die Geschäftsleitung ein. Die Firma Schiedmayer & Soehne wurde gegründet. Seine beiden jüngeren Söhne, die Klavierbauer Julius und Paul, schickte er zum Lernen nach Paris. Nach ihrer Rückkehr erhielten sie vom Vater ein eigenes Fabrikgebäude in Neckarstraße 12. Dort gründeten sie die erste Harmoniumfabrik Deutschlands unter den Firmennamen J. & P. Beide entwickelten sich zu den größten Klavierbaufirmen ihrer Zeit im süddeutschen Raum.

Johann Lorenz Schiedmayer war nicht nur ein Pionier des Musikinstrumentenbaus, sondern auch Unternehmer durch und durch. Er war einer der ersten Arbeitgeber in Stuttgart, die in die industrielle Fertigung einstiegen. Er errichtete aber auch eine soziale Kasse für seine Mitarbeiter. Für seine Verdienste wurde er 1896 in der Königlichen Zentrale für Gewerbe und Handel, heute Haus der Wirtschaft, mit einem Relief gewürdigt. Diese Auszeichnung wurde bislang nur zwölf Stuttgarter Persönlichkeiten verliehen. Zudem war er einer der Mitbegründer der Musikhochschule in Stuttgart. Berühmte Musiker verkehrten im Hause Schiedmayer, darunter Frederic Chopin, Clara Schumann, Franz Liszt, Richard Wagner und, Richard Strauss.

Auf dem ehemaligen Schiedmayer-Gelände in der Neckarstraße (heute Konrad-Adenauer-Straße) stehen jetzt die Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst und das Haus der Geschichte - 1969 musste die Firma Schiedmayer unter Androhung der Enteignung das Gelände verlassen. Schon damals war die Kulturmeile geplant. 1980 wurde die komplette Klavierproduktion eingestellt. Die Firma Schiedmayer spezialisierte sich auf die „Celesta“, erfunden 1886 von Victor Mustel in Paris. Heute ist die Schiedmayer Celesta GmbH weltweit der einzige Hersteller dieses Instruments, das in Wendlingen gebaut wird.

Zu Ehren von Johann Lorenz Schiedmayer findet am Freitag, 2. Dezember, um 18.30 Uhr ein Konzert im Haus der Musik im Fruchtkasten, Schillerplatz 1, statt. Zu hören sind Stücke von Schubart, Silcher, Beethoven, Chopin, Schumann und Liszt.