Mercedes-Mitarbeiter wollen die Batterieproduktion nach Stuttgart holen. Unser Archivbild zeigt einen Teil des Werks Untertürkheim und die Daimler-Konzernzentrale. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Von Mathias Kuhn

Stuttgart - Noch läuft die Fertigung der Motoren und Antriebsstränge im Untertürkheimer Stammwerk auf Hochtouren. Die Beschäftigen wissen jedoch, dass Verbrennungsmotoren sukzessive von alternativen Antrieben abgelöst werden. In der gestrigen Betriebsversammlung ging es den Mitarbeitern darum, dass das Werk an der Elektro-Offensive teilnimmt und „jetzt die Weichen für die Produktion in Sachen Elektromobilität stellt“, so Wolfgang Nieke, der Betriebsratsvorsitzende des Mercedes-Benz-Stammwerks.

Eigentlich müssen die Mitarbeiter des Mercedes-Benz-Werks Untertürkheim ihre Stirn nicht in Sorgenfalten legen. Die Produktion läuft auf Hochtouren. Die Beschäftigten liefern Rekordzahlen, immer neue Motoren- und Antriebsgenerationen erobern den Markt. Doch die Blicke der Mitarbeiter und des Betriebsrats richten sich in die Zukunft. Die Automobilbranche ist im Wandel begriffen - weg von Verbrennungsmotoren und Stück für Stück hin zur Elektromobilität. Daimler will bis 2025 zehn Elektro-Autos auf den Markt bringen. Die Verantwortlichen betonen, dass der Weg dorthin nur über die bestehenden Werke führt. Das erste Modell der Marke EQ soll 2019 in Bremen vom Band laufen. Und was passiert im Werk Untertürkheim?

Von der gestrigen Betriebsversammlung erhofften sich die Mitarbeiter Klarheit darüber, wie sich das Leitwerk für die Produktion des Antriebstrangs bei zunehmender Elektrifizierung verändern muss. „Die Beschäftigten in Untertürkheim haben immer eine hohe Flexibilität gezeigt und haben die von den Fahrzeugwerken angeforderten Getriebe, Motoren und Achsen immer pünktlich geliefert. Deshalb erwarteten sie jetzt auch, dass das Werk Untertürkheim in Zukunft Batterien und elektrifizierte Antriebsstränge in die Fahrzeugwerke liefert“, forderte Nieke. Deswegen solle das Unternehmen die Investitionen am Batteriestandort Kamenz prüfen. Ausschließlich dort werden bislang Batterien gefertigt. Die Untertürkheimer Belegschaft erwarte, dass auch im Stammwerk Kapazitäten für die Produktion von Batterien geschaffen werden. 2015 hatte Daimler eine Neuausrichtung des Traditionsstandorts angekündigt. Das Motorenwerk soll zum Standort für CO2-effiziente Technologien wie Hybrid-Motoren umgebaut werden. Dafür nimmt der Konzern mehrere Milliarden Euro in die Hand. „In Sachen Brennstoffzelle ist der Standort gut aufgestellt“, sagt der Betriebsratsvorsitzende des Mercedes-Benz-Stammwerks.

Jetzt müssten die Weichen auch für den Einstieg in die E-Mobilität gestellt werden. Wer jetzt nicht aufspringe, habe es später schwer, noch mitzukommen. Betriebsrat und Werkleitung haben laut Nieke deswegen das Ziel, noch in diesem Jahr erste Schritte in Richtung E-Mobilität zu vereinbaren. Das könne beispielsweise bedeuten, dass in Untertürkheim die Erstmusterteile für die Achsen für die E-Fahrzeuge gebaut und über diese Prototypen Kompetenz aufgebaut werden kann. 2017 werde es im Schwerpunkt dann darum gehen, welche Umfänge für die zukünftigen E-Fahrzeuge am Standort Untertürkheim produziert werden.

Noch ist nichts entschieden. „In der Produktion arbeiten wir konsequent an der Umsetzung unserer Elektro-Offensive. In diesem Zusammenhang prüfen wir die Fertigung von Elektrofahrzeugen und -komponenten für alle Fahrzeug- und Powertrain-Standorte von Mercedes-Benz Cars“, sagt eine Unternehmenssprecherin. In den künftigen Gesprächen werde es sicher dann auch darum gehen, wie neue Kapazitäten im Werk Untertürkheim aufgebaut werden können, indem konventionelle Fertigungen zurückgefahren werden, sagt Nieke.