Drohnen werden immer mehr zum Alleskönner. Auch Rettungsdienste interessieren sich für die Verwendung. Symbol Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Von Andrea Eisenmann

Stuttgart - Die Rettungskräfte der Zukunft sind klein, mobil, äußerst wendig - und sie fliegen. Die Rede ist von Drohnen, die auch in Stuttgart bald bei der Feuerwehr oder Polizei zum Einsatz kommen könnten. In immer mehr Kommunen in Deutschland wird die Technik bei der Brandbekämpfung oder bei der Suche nach Vermissten eingesetzt. Derzeit werden unter Federführung des Regierungspräsidium Stuttgarts (RP) die rechtlichen Rahmenbedingungen ausgelotet.

Drohnen oder Multikopter scheinen sich immer mehr zu Alleskönnern zu entwickeln: Beim Gemüseanbau helfen sie, Schädlinge aufzuspüren. Mit Aufnahmen von unzugänglichen Ecken will man die Gebäudesicherheit erhöhen. Beim Weinanbau sollen die Kameras in naher Zukunft Daten liefern, die Rückschlüsse auf den Säuregehalt, die Bewässerung oder die Erntemenge geben. Und auch die ersten Meteorologen weltweit setzen auf die unbemannten Flugkörper, um Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Luftdruck zu messen. Warum Drohnen derzeit so hoch im Kurs stehen? Weil sie einem Hubschrauber einiges voraus haben. Dazu gehört, dass sie ganz nah an ein Objekt heranfliegen, auf engem Raum manövrieren, auf der Stelle schweben oder eine Turmspitze fast streifen können. Und am Ende liefern sie gestochen scharfe Aufnahmen.

Auch für Rettungseinsätze scheinen Drohnen prädestiniert zu sein, ihre Verwendungsmöglichkeiten sind vielseitig: Von der Lageerkundung auf unbekanntem Terrain über die Personensuche bis hin zum Auffinden von Glutnestern oder die Überwachung einer Groß-Demo aus der Luft reicht das Einsatzspektrum. Sturmschäden an Gebäuden oder Brücken werden via Drohne besichtigt, für eine Gefahrgut- oder Schadstoffmessung können Multikopter genutzt werden, ohne Personen in Gefahr zu bringen. Immer mehr Rettungskräfte bundesweit setzen deshalb auf das „Auge aus der Luft“, in immer mehr Kommunen werden die fliegenden Lebensretter bereits eingesetzt.

Und auch an das Regierungspräsidium Stuttgart wurden in den vergangenen Monaten zahlreiche Anfragen von Rettungsdiensten aus dem Land herangetragen, in denen um eine Aufstiegsgenehmigung für ein Minifluggerät gebeten wurde. Auch die Stuttgarter Feuerwehr zeigte sich interessiert. Noch müssen sich Einsatzkräfte allerdings in Geduld üben. Unter Federführung des Regierungspräsidiums Stuttgart werden derzeit gemeinsam mit dem Innen- und Verkehrsministerium des Landes die rechtlichen Rahmenbedingungen abgestimmt, die für Feuerwehr, Polizei und weitere Rettungsdienste wie beispielsweise das Technische Hilfswerk (THW) in einer Allgemeinverfügung künftig gelten sein sollen.

Zu klären gibt es einiges: Wie geht man mit dem Thema Datenschutz um, was geschieht mit dem Bildmaterial nach einer gewissen Zeit, wie sieht es mit Schulungen aus, wie müssen Absperrungen an einer Unglücksstelle aussehen, damit keine Personen beispielsweise durch eine abstürzende Drohne gefährdet sind. Klaus Trautmann, Leiter des Verkehrsreferats im Stuttgarter Regierungspräsidium, ist zuversichtlich, noch in diesem Jahr alle offenen Punkte abschließen zu können.

Eine Drohne war bei der Stuttgarter Polizei bislang nicht im Einsatz, betont ein Sprecher des Innenministeriums. Allerdings scheint dies nur noch eine Frage der Zeit zu sein. „Die Technik hat sich in jüngster Zeit sehr verbessert.“ Und so lotet derzeit auch eine Projektgruppe im Ministerium aus, bei welchen besonderen Gefährdungslagen der Einsatz der modernen Geräte Sinn macht und welches Modell in Frage kommt.

Vielleicht lohnt sich dabei auch der Blick über die Landesgrenzen: Im Saarland beispielsweise arbeitet die Polizei seit 2015 mit Drohnen - wenngleich bislang nur in einigen wenigen Fällen. Dazu gehörte die Suche nach bewaffneten Straftätern durch Spezialeinheiten.

Antrag der Stadtisten

Auch der Stuttgarter Gemeinderat könnte sich bald mit dem Thema „Einsatz von Drohnen bei der Feuerwehr“ beschäftigen. Hintergrund ist ein Antrag der Fraktion Stadtisten. Diese wollen von Verwaltung und Feuerwehr wissen, wie diese den Einsatz von Drohnen bewerten, welchen Sicherheitsgewinn ein solcher bringt und wie hoch die Kosten für die Anschaffung von Geräten unterschiedlicher Klassen sind. Auch Fragen nach dem Ausbildungsaufwand, Einsatzszenarien und Einspareffekten werden von der Fraktion aufgeworfen.