Die asiatischen Löwen Shapur und Kajal (vorne) mit ihrer Schwester im Zoo Mulhouse (Elsass). Foto: Dominique Villiseck Foto: Dominique Villiseck

Von Andrea Eisenmann

Stuttgart - Bald wird wieder königliches Blut in der Wilhelma fließen: Zwei asiatische Löwen sollen in den kommenden Tagen von Frankreich nach Stuttgart kommen. Dies teilte der zoologisch-botanische Garten gestern mit. Mit den neuen Bewohnern geht ein lang gehegter Wunsch vieler Besucher in Erfüllung.

Seit Juni 2008 ist das Löwengehege in der Wilhelma verwaist. Damals wurde Löwin Elektra im Alter von 23 Jahren eingeschläfert, wenige Wochen übrigens nachdem ihre gleichaltrige Schwester Shiela verstorben war. Ob es jemals wieder die majestätischen Raubkatzen in dem zoologisch-botanischen Garten geben wird, stand damals in den Sternen. Fast neun Jahre später steht die Rückkehr der Tierart nun unmittelbar bevor. Noch im Laufe des März sei mit dem Einzug zu rechnen, hieß es gestern aus dem zoologisch-botanischen Garten. Allerdings müssen sich die Besucher noch gedulden: Wann die beiden Löwen ihren ersten öffentlichen Auftritt haben, hängt davon ab, wie schnell sich die Tiere von dem Transport erholen und sich an ihr neues Umfeld gewöhnt haben. Auch eine Reihe von medizinischen Tests werden die Raubkatzen absolvieren müssen, sagt Wilhelma-Sprecher Harald Knitter.

Fest steht bereits, welche Löwen an den Neckar umziehen und woher diese stammen. Dem Zoo und Botanischen Garten von Mulhouse (Frankreich) ist 2014 ein großer Wurf gelungen: Vierlinge. Die beiden männlichen Jungtiere davon, Kajal und Shapur, werden bald zu den Stars in der Wilhelma gehören. Ihre Schwestern Kharia und Isha bleiben im Elsass. In ihrer neuen Heimat beziehen die zweieinhalb Jahre alten Brüder das bisherige Tiger-Gehege mit dem Außengelände, das Tigerin Dumai zuletzt für sich allein hatte. Diese ist bereits in das bisherige Gehege des persischen Leopards Aman gezogen, der nun nebenan sein Quartier hat. Allerdings ist die Rochade damit noch nicht beendet. Ihre Nachbarn sind vorerst noch die beiden Schneeleoparden Kailash und Ladakh, für die derzeit ein neues Außengehege gegenüber der Bärenanlage gebaut wird. Mit dessen Fertigstellung sei im Herbst zu rechnen, sagt Knitter.

Waren die Vorgänger von Shapur und Kajal in Stuttgart noch Berberlöwen, fiel die Wahl nun auf asiatische Löwen. Dies liege daran, dass sie wesentlich seltener sind, erklärt Kuratorin Ulrike Rademacher. „Zwar ist die afrikanische Unterart seit Mitte des 20. Jahrhundert dramatisch zurückgegangen von rund 400 000 Tieren auf heute vielleicht nur noch 30 000. Aber von den asiatischen Löwen gibt es nicht mehr als etwa 500 Tiere in der Natur.“ Diese leben zudem alle in nur noch einer Region - im Gir-Wald in Nordwestindien. „Daher werden die Chancen ihres Überlebens weit kritischer gesehen.“ Auch in Zoos sind asiatische Löwen weniger verbreitet. In Deutschland gibt es sie bisher nur in Frankfurt, Köln und Nürnberg. Wer wissen will, wie man die beiden Arten voneinander unterscheidet, sollte auf die Ohren achten: Beim asiatischen Löwen sind diese gut zu erkennen, beim afrikanischen werden sie durch Haare verdeckt. Und auch auf der Waage macht sich der Unterschied bemerkbar: Kann das Gewicht bei einem afrikanischen Löwen bis zu 225 Kilogramm erreichen, liegt es bei den asiatischen zwischen 160 bis 190 Kilos.