Aus Sportplatz wird Parkplatz (rot markiert): Daimler will vor seinem Museum 950 provisorische Stellplätze für Mitarbeiter schaffen. Foto: Storck Quelle: Unbekannt

Von Elke Hauptmann

Stuttgart - Der Autobauer Daimler führt 2017 das Jobticket für seine Mitarbeiter ein, damit diese auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen. Gleichzeitig aber hält der Konzern die Erstellung von 950 neuen Parkplätzen vor dem Stammwerk Untertürkheim für unverzichtbar.

Daimler will seinen Stammsitz in Untertürkheim neu ausrichten, mehrere Milliarden Euro in den Umbau investieren. Das Werk soll zum Kompetenzzentrum für die Produktion hocheffizienter Motoren bis hin zu alternativen Antrieben ausgebaut werden. Das sei „ein nachhaltiges Bekenntnis zum Standort Stuttgart“, lautete die Botschaft von Hugo Daiber, Geschäftsführer der Daimler Real Estate GmbH, gestern im gemeinderätlichen Ausschuss für Umwelt und Technik, als er das Mobilitätskonzept des Unternehmens vorstellte. Auch die Konzernzentrale wird im Stammwerk konzentriert - derzeit richte man dafür rund 70 000 Quadratmeter Bürofläche her. Bis Anfang 2018 werden Arbeitsplätze für rund 2000 Beschäftigte geschaffen, die bislang auf verschiedene Standorte in Stuttgart und der Region verteilt seien.

Wegen des Ausbaus sei es dringend nötig, die jetzt schon angespannte Parkplatzsituation zu entschärfen und das Angebot für die mehr als 20 000 Mitarbeiter des Stammwerkes auszuweiten. Im Rathaus wirbt der Konzern dafür, auf dem ehemaligen Vereinsgelände des umgesiedelten VfL Stuttgart gegenüber dem Museum eine provisorische Stellfläche mit 950 ebenerdigen Plätzen einrichten zu dürfen - auf einem Teil jener Fläche, die sich der Autobauer vor zehn Jahren gesichert hatte, um dort unter anderem das Fellbacher Classic-Center, seine in Möhringen befindliche Kunstsammlung und ein Forschungszentrum anzusiedeln. Diese Pläne für die Mercedes-Benz-Welt sind mittlerweile Makulatur. Jetzt plant Daimler, das heutige Markencenter in die Heilbronner Straße zu verlagern, wo eine neue Mercedes-Benz-Niederlassung entstehen wird. In den frei werdenden Räumlichkeiten neben dem Museum soll der Classic-Bereich (Archive, Sammlung und Oldtimerwerkstatt) angesiedelt werden. Wie man das fast sechs Hektar große Grundstück an der Mercedes-Jelinek-Straße, das man der Stadt für 15,9 Millionen Euro abgetrotzt hatte, künftig entwickeln will, ist offen. Die weitere Planung hat der Konzern zurückgestellt.

Vorübergehend soll die Fläche daher als temporärer Mitarbeiter-Parkplatz genutzt werden - mit einer Zufahrt ausschließlich über die Mercedesstraße. Die Stichstraße von der Talstraße bis zum Grundstück benötige man dafür nicht. Die Dauer ist laut Daiber auf drei, vier Jahre ausgelegt. Für diese Nutzungsänderung benötigt der Konzern die Zustimmung des Gemeinderates. Planungsrechtlich handelt es sich noch immer um ein Sportgelände.

Die Signale stehen auf Grün: Eine Ratsmehrheit würde dem Provisorium zustimmen - allerdings nicht kritiklos. Dass man eine Sportfläche für eine schöne Vision geopfert habe, sei schmerzhaft, räumte CDU-Faktionschef Alexander Kotz ein. „Wir hoffen, dass bei Daimler an den Entwicklungsplänen weitergearbeitet wird.“ Björn Peterhoff von den Grünen sagte, die Ausweitung von Parkplätzen sei „ein falsches Signal, auch wenn es nur interimsweise ist“. Es stelle sich die Frage, ob sich die Zahl der Stellplätze durch das Job-Ticket reduzieren ließe. Bei der Stadt habe sich der Anteil der ÖPNV-Nutzer durch dieses Angebot schließlich deutlich, auf 60 Prozent, erhöht. Bei Daimler liegt der Anteil eigenen Aussagen zufolge bislang bei gut 20 Prozent. SÖS-Linke-Plus lehnt die Parkplätze ab, weil sie nicht dazu beitragen, das erklärte Ziel von 20 Prozent weniger Autoverkehr in der Stadt zu erreichen, so Luigi Pantisano. Die FDP und die AfD wollen sich dem Wunsch von Daimler nicht versperren. Die Fläche liege ja ohnehin brach.