Der „Ostheimer Tunnel“ könnte in etwa diesen Verlauf haben. Grafik: CDU/Map data © 2016 GeoBasis-DE/BKG ( © 2009), Google Quelle: Unbekannt

Von Elke Hauptmann

Stuttgart - Mit einem Straßentunnel unter dem Stadtteil Ostheim will die CDU-Gemeinderatsfraktion die Verkehrssituation in Stuttgart deutlich verbessern. Die Vorteile seien so immens, dass sie die Investitionskosten in Höhe von 300 bis 400 Millionen Euro rechtfertigen würden, ist Fraktionschef Alexander Kotz überzeugt.

„Wir sind schon ein bisschen stolz auf unsere Idee“, sagte Kotz gestern, als er die Visionen der Fraktion zur Mobilitätsinfrastruktur 2030 vorstellte. Denn der „Ostheimer Tunnel“ verspreche die Lösung vieler innerstädtischer und städtebaulicher Probleme in Stuttgart. Stadtrat Philipp Hill schwärmte gar euphorisch, „damit wird der Gordische Knoten durchschlagen“.

Die Christdemokraten schlagen den Bau eines etwa 2,3 Kilometer langen Straßentunnels vor: Im Wagenburgtunnel nach dem Portal an der Staatsgalerie sollen zwei neue zweispurige Röhren in Richtung Gaskessel durch den Boden getrieben werden. Dort wird der Tunnel an die B 10 in beide Richtungen angeschlossen. Auf diese Weise könnte die heutige Staustrecke Wagenburgstraße/Talstraße vom Durchgangsverkehr entlastet werden, erläuterte Kotz. Die Anwohner hätten weniger Lärm und Luftbelastung zu ertragen, zudem könnte dann eine Busspur auf diesem Straßenabschnitt eingerichtet werden. Der Tunnel hätte aber auch noch andere positive Effekte: So würde er etwa ein Drittel der rund 100 000 Fahrzeuge auf der Cannstatter Straße/B 14 abziehen. „Dadurch wird die Feinstaubentlastung am Neckartor erheblich reduziert“, sagte Kotz. Und wenn weniger Autos auf der Cannstatter Straße fahren, könnte man dort ebenerdige Überwege für Fußgänger und Radfahrer schaffen und so die zwei Stadtbezirke Ost und Nord besser miteinander verbinden. Zudem wäre dank des Tunnels die Umgestaltung der Schillerstraße vor dem Hauptbahnhof in eine verkehrsberuhigte Zone möglich, wenn der City-Ring über die Wolframstraße zur Heilbronner Straße /B 27 geführt wird. Am Kreuzungspunkt vor der Schwabengarage müsste dann eine ampelgeregelte Linksabbiegespur geschaffen werden - was heute aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens nicht möglich ist.

„Wenn man alle diese Vorteile addiert, dann ist es gerechtfertigt, dass die Stadt viel Geld für einen neuen Straßentunnel in die Hand nimmt“, ist der Fraktionschef überzeugt. Schätzungen zufolge sind 300 bis 400 Millionen Euro erforderlich. Wobei auch das Land laut Kotz Interesse an dieser Investition haben dürfte. „Jedem sollte klar sein, dass die Lärm- und Luftbelastung in einer so wirtschaftsstarken Region nicht durch Fahrverbote gelöst werden kann. Wer Fahrverbote verhindern will, kommt nicht drumherum, die Verkehrsinfrastruktur zu verbessern.“

In einem Antrag an die Stadtverwaltung fordert CDU, diese Idee zu prüfen. Neben einer planerischen und technischen Einschätzung erwartet die Fraktion auch eine erste, grobe Kostenschätzung für ein solches Projekt. Und wie sich der Tunnel auf die Verkehrsströme in der Tal- und Wagenburgstraße sowie der Cannstatter Straße auswirken könnte, diese Zahlen sollen in einer der ersten beiden Sitzungen des Technikausschusses nach der Sommerpause vorgelegt werden. „Wir erhoffen uns baldmöglichst eine Grundsatzentscheidung“, so Kotz. „Wenn ein gemeinsamer politischer Wille da ist, wirklich etwas zu bewegen, dann könnten in sechs Jahren die ersten Autos durch den Tunnel fahren.“ Quasi mit Fertigstellung des Bahnprojektes Stuttgart 21 wären somit auch Verbesserung im Umfeld denkbar.

Wenngleich der „Ostheimer Tunnel“ für die Gemeinderatsfraktion oberste Priorität hat, so ist er nicht der einzige Tunnel, den die CDU bauen will. Als wichtig wird auch die Verbindung von der B 10 im Neckartal auf die Fildern zur A 8 erachtet. Der sogenannte „Langtunnel“, der von der B 10 im Bereich Großmarkt bis zur B 27 im Bereich Degerloch/Tränke entstehen könnte, wäre 7,2 Kilometer lang. Geschätzte Kosten dieser Filderauffahrt-Alternative: mindestens 500 Millionen Euro. Zusammen mit der oberirdisch geplanten Trasse von Kornwestheim zur B 14 im Remstal könnte gar eine direkte Verbindung zwischen dem Stuttgarter Norden und den Fildern geschaffen werden. „Bei Verkehrsbehinderungen auf der A8 oder A 81 müssten sich die Fahrzeuge dann nicht mehr durch die Innenstadt quälen“, erläuterte Kotz diese Vision. Natürlich sei nicht alles bis zum Jahr 2030 umsetzbar, „aber zumindest kann man bis dahin Richtungsentscheidungen voranbringen“.