Besucher singen während des Rekordversuchs „Der größte Beatles-Chor Deutschlands“ auf dem Schlossplatz. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Stuttgart (dpa) - Trotz Dauerregens haben sich am Wochenende Tausende Sänger beim Chorfest zu Deutschlands vielleicht größtem Beatles-Chor zusammengeschlossen. Passenderweise mit „Here comes the sun“ sangen sie sich am Samstag unter ihren bunten Schirmen warm, es folgten „Lucy in the Sky with Diamonds“ und schließlich „Hey Jude“.

Gezählt hat die Schar niemand, 5000 mögen es gewesen sein. Unterm Strich stand beim Deutschen Chorfest in Stuttgart bis gestern der Spaß am Singen und die wohl zentrale Aussage: Jeder, der sprechen kann, kann auch singen. An vielen Ecken der Stadt wurde musiziert und gesungen: im Hauptbahnhof, im Freien auf dem Schlossplatz, an und in der Liederhalle. Profis waren da, vor allem aber ganz viele Laiensänger. Die Bandbreie reichte vom Beatboxen bis zum Volkslied. Mal besser, mal weniger gut - vieles spontan.

Mehr als 400 Chöre, Vokalensembles und Vocal Bands aus ganz Europa waren zu Gast in Baden-Württembergs Landeshauptstadt - mit insgesamt mehr als 15 000 Sängern. Gut 700 Veranstaltungen an mehr als 20 Spielstätten standen seit Fronleichnam auf dem Programm - nicht nur zum Zuhören, sondern vor allem auch zum Mitsingen. Nach Schätzungen des künstlerischen Leiters, Moritz Puschke, waren täglich rund 100 000 Besucher in der Stadt unterwegs. Sogar die Haltestellen der Stadtbahn wurden in diesen Tagen nicht angesagt sondern fröhlich angesungen.

Zu John Lennons „Imagine“ wurde am Samstag dann der vom Südwestrundfunk (SWR) organisierte „größte Online-Chor aller Zeiten“ zugeschaltet. Rund 10 000 Sänger hatten sich in den vergangenen Monaten an der Aktion im Internet beteiligt und ihre Videos geschickt. Die „Imagine“-Collage mit ihren Beiträgen wurde auf einer Leinwand gezeigt. Im Ehrenhof des Neuen Schlosses stimmte man dann fröhlich und tanzend ein. Es ging aber auch eine Spur ernster: Gut 100 Chorfest-Ensembles haben sich beim dritten Chorwettbewerb des Chorverbands musikalisch miteinander gemessen. Das Deutsche Chorfest gibt es alle vier Jahre. Diesmal kehrte die Bewegung quasi zu den Wurzeln zurück: In den 20er-Jahren des 19. Jahrhunderts wurden im Schwäbischen erste Chorfeste veranstaltet. Nationale Sängerfeste gab es hier schon 1896, 1956 und 1968.

Der Präsident des Deutschen Chorverbandes, Henning Scherf, lobte gestern: „Wir haben bereits bei den Vorbereitungen erlebt, dass wir hier überall mit offenen Armen empfangen werden.“ Die Stuttgarter hätten bei den verschiedenen Mitsingaktionen zahlreich eingestimmt. „Das belegt, dass in den letzten Jahren eine neue Begeisterung für Chormusik und das gemeinsame Singen entstanden ist.“