Blumen von Abschnittsleiter Christoph Lienhart für Andrea Klöber. Die Feuerbacher Bezirksvorsteherin ist Patin für den S-Bahn-Tunnel Richtung Hauptbahnhof. Foto: Hauptmann Quelle: Unbekannt

Von Elke Hauptmann

Stuttgart - Für eines der komplexesten Bauwerke im Projekt Stuttgart 21 erfolgte jetzt der Baustart: Im Bereich des Rosensteinparks wird eine unterirdische Tunnelkreuzung für die Fern- und S-Bahn bebaut. Und zwar nicht, wie ursprünglich geplant, in offener Bauweise, sondern im bergmännischem Vortriebsverfahren. Grund dafür ist der Schutz von Juchtenkäfer-Bäumen.

Zwischen dem Hauptbahnhof und dem Neckar kommen die Mineure gut voran, berichtet Christoph Lienhart, der Leiter des Bauabschnitts 1.5. Zwei Drittel der Röhren für den Tunnel Cannstatt seien bereits vorangetrieben, was noch fehle, seien die 650 Meter langen Röhren unter dem Rosensteinpark. Jetzt sei man an der kritischen Stelle angelangt: Im Bereich der Ehmannstraße werden der Tunnel für die neue S-Bahn und der Tunnel für die Fernbahn aufeinandertreffen. „Das Kreuzungsbauwerk ist hochkompliziert“, erklärt Lienhart. Denn der Fernbahntunnel wird direkt auf den S-Bahn-Tunnel aufgesetzt - des einen Decke ist des anderen Boden. Zudem wurde das Bauverfahren dafür geändert. Statt über eine riesige Baugrube wird das Bauwerk nun bergmännisch erstellt. Die gerade genehmigte Planänderung wurde notwendig, weil Artenschutzexperten zwei Brutbäume des streng geschützten Juchtenkäfers gefunden hatten. Vier weitere Bäume könnten ihrer Einschätzung nach ebenfalls Lebensraum für die Tiere sein. Der Vortrieb würde, obwohl er relativ dicht unter der Erdoberfläche erfolgt, die Käfer nicht stören, heißt es.

Die Neuerung koste zwar rund 20 Millionen Euro mehr, habe aber Vorteile, sagt Florian Bitzer von der DB Projekt Stuttgart-Ulm. Sie ermögliche nicht nur, die Käfer zu schützen. Auch der Park bleibe weitgehend unangetastet, weil die Ehmannstraße nicht verlegt werden müsse. Darüber hinaus werde der innerstädtische Straßenverkehr um etwa 6500 Lastwagenfahrten entlastet. Denn der Erdaushub für den Fernbahntunnel werde über eine bereits fertig betonierte Fahrbahn der Tunnelröhre Richtung Zwischenangriff Nord und von dort zur zentralen Logistikfläche abtransportiert.

Mit dem Bau des 1250 Meter langen S-Bahn-Tunnels Richtung Hauptbahnhof wurde am 22. Februar begonnen, 36 Meter sind die Arbeiter schon im Berg. Jürgen Wurmthaler, der Direktor für Wirtschaft und Infrastruktur des Regionalverbandes, kann die Fertigstellung kaum erwarten. Denn durch Stuttgart 21 erhalte die S-Bahn endlich eine eigene Trasse. Das heutige Gleisvorfeld sei am Limit, ein erheblicher Teil der Verspätungen sei auf den Mischverkehr mit Regionalbahnen zurückzuführen. Darüber hinaus entstehe die neue S-Bahn-Station Mittnachtstraße, die den künftigen Stadtteil Rosenstein erschließen wird. Alle sechs S-Bahn-Linien werden dort halten, mit bis zu 12 000 Ein- und Aussteigern pro Tag wird dort gerechnet. „Damit ist das Fahrgastaufkommen vergleichbar mit dem Bahnhof Ludwigsburg“, betont Wurmthaler. Zudem gäbe es Zukunftsoptionen: die Anbindung der Panoramabahn in Richtung Feuerbach und Bad Cannstatt zum Beispiel.