Mit Hilfe von Monitoren haben die Polizisten in der ZAE stets im Blick, was in den Ausnüchterungszellen vor sich geht. Foto: Schütze Quelle: Unbekannt

Von Jan-Philipp Schütze

Stuttgart - Vor 15 Jahren wurde im Polizeipräsidium an der Hahnemannstraße die Zentrale Ausnüchterungseinheit (ZAE) in Betrieb genommen. Der Bedarf ist ungebrochen hoch. Allein im vergangenen Jahr mussten in der ZAE mehr als 2400 alkoholisierte oder unter Drogeneinfluss stehende Personen untergebracht werden.

Gemütlich sehen die Ausnüchterungszellen in der ZAE nicht gerade aus. Matratzen mit abwaschbarem Bezug liegen auf dem kahlen Boden, hinter einer sogenannten Schamwand befindet sich ein Stehklo, die Fenster sind vergittert. Gemütlich muss es hier aber auch keineswegs sein, sondern vor allem zweckmäßig. Feucht durchwischen gehört in der ZAE zwangsläufig zu den Routinetätigkeiten.

Als die Einrichtung im Jahr 2001 in Betrieb genommen wurde, war es das erklärte Ziel, polizeilich notwendigen Gewahrsam fortan besser mit einer ärztlichen Überwachung zu verzahnen. Betrunkene oder aufgrund Drogenkonsums hilflose Menschen sollten im Polizeigewahrsam auch unter medizinischer Aufsicht ausnüchtern können. 15 Jahre später ist der Bedarf für die ZAE ungebrochen hoch. Nach Auskunft der Polizei wurden im vergangenen Jahr 2412 Personen vorübergehend in den Zellen untergebracht - ein leichter Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren. 2014 wurden 2341 Auszunüchternde gezählt, 2013 waren es 2139.

Um das Ausnüchtern unter medizinischer Aufsicht zu gewährleisten, schoben von Anfang an Ärzte und Pflegepersonal gemeinsam mit Polizeibeamten ihren Dienst in der ZAE. Doch das einstige Alleinstellungsmerkmal, das aus einer Kooperation zwischen dem Land Baden-Württemberg, der Stuttgarter Ärzteschaft und deren Verein Notfallpraxis Stuttgart hervorgegangen war, gibt es nicht mehr. Die Betreuung durch die Mitarbeiter eines Pflegedienstes wurde zum 31. Oktober vergangenen Jahres eingestellt. „Aus finanziellen Gründen“, erklärt Polizeisprecher Thomas Ulmer. So seien die Kosten für den Pflegedienst zwar über die Krankenkassen abgerechnet worden, doch auch der Polizei seien Kosten entstanden, die man nun nicht mehr zu tragen bereit war. Auch wenn die pflegerische Betreuung der Vergangenheit angehört, so ist die medizinische Überwachung laut Thomas Ulmer weiterhin gewährleistet. Neben den diensthabenden Beamten ist in der kritischen Zeit zwischen 20 Uhr abends und 6 Uhr in der Früh ein Arzt anwesend.

Die ZAE entlastet auch die Polizeireviere in der Stadt. Dorthin werden alkoholisierte oder unter Drogeneinfluss stehende Personen meist zuerst gebracht, wenn sie in Polizeigewahrsam genommen werden. Bleiben können sie dort allerdings nur kurzzeitig. „In den Revieren ist nicht genug Personal für eine regelmäßige Kontrolle vorhanden“, sagt Ulmer. Ist eine längere Ingewahrsamnahme notwendig, werden die Personen in die ZAE umquartiert.

Baulich hat sich in der ZAE, die auf dem Areal des Polizeipräsidiums beheimatet ist, in den vergangenen 15 Jahren nur wenig verändert. Die acht videoüberwachten Zellen, in denen insgesamt bis zu 15 Personen gleichzeitig einquartiert werden können, wurden bei Bedarf, zum Beispiel in Folge von Beschädigungen durch randalierende Insassen, renoviert. Zudem wurde die in die Jahre gekommene Videoüberwachung mit neuen Monitoren und Kameras mit besserer Auflösung modernisiert. Nach wie vor gibt es größere Mehrpersonenzellen, Einzelzellen für gewalttätige Personen und eine Doppelzelle für Frauen. Alle Zellen haben Fußbodenheizung sowie eine spezielle Boden- und Wandbeschichtung, die sich hygienisch reinigen lässt. Über eine Gegensprechanlage können die Beamten vom Wachraum aus jederzeit Kontakt zu den Zelleninsassen aufnehmen.