Stuttgart (red) - Am 15. Januar beginnt die 23. Stuttgarter Vesperkirche - unter neuer Leitung, aber mit bewährtem Konzept: Bedürftige und Obdachlose bekommen wieder sieben Wochen lang täglich eine warme Mahlzeit. Zudem gibt es ein hochkarätiges Kulturprogramm.

„Hier in der Leonhardskirche wird während der Vesperkirche deutlich und sichtbar, was sonst eher verborgen und unsichtbar bleibt“, sagt Dekan Klaus Käpplinger. Auch wenn man die Probleme der Gäste nicht lösen könne, gelte doch: „Die Vesperkirche setzt das Thema Wohnungsnot, Armut und Ausgrenzung auf die Tagesordnung unserer Gesellschaft.“ Davon seien in Stuttgart immer noch zu viele betroffen. Vermutlich werde die Zahl auch nicht kleiner sein als im vergangenen Jahr.

Diakon Kurt Klöpfer wird die 23. Vesperkirche leiten. Er löst die bisherige Diakoniepfarrerin Karin Ott ab, die die Stelle gewechselt hat. Sie sei in den vergangenen acht Jahren das „Gesicht der Vesperkirche“ gewesen, betont Käpplinger. Doch das Team sei erfahren und hoch motiviert: Zehn Diakone und rund 650 Ehrenamtliche arbeiten in der Vesperkirche mit. Die Altersspanne unter den Freiwilligen reiche von 16-jährigen Schülern bis zu Helfern, die das 80. Lebensjahr schon überschritten hätten. Regelmäßig seien Azubis mit dabei, die von ihren Firmen eine Woche für den Einsatz in der Vesperkirche freigestellt würden. „Der VfB hat sich auch schon angesagt und will zum zweiten Mal mit Verantwortlichen und Spielern einen Tag lang mithelfen.“

Klöpfer und Käpplinger rechnen mit durchschnittlich 600 warmen Mahlzeiten, die jeden Tag in der Vesperkirche für 1,20 Euro ausgegeben werden. Auch die ärztliche Behandlung wird wieder angeboten. Zudem können sich die Gäste an einem hochkarätigen Kulturprogramm erfreuen. Den Auftakt macht am Eröffnungssonntag, 15. Januar, um 16 Uhr Cornelia Lanz und der Verein Zuflucht Kulture. Der Chor singt deutsch-arabische Lieder.

Im vergangenen Jahr gehörten zu den regelmäßigen Besuchern auch Sinti und Roma aus Osteuropa. Auf dieses spezielle Gästeklientel stelle man sich diesmal gezielt ein, berichtet Käpplinger. Pfarrer Andreas Hoffmann-Richter, der landeskirchliche Beauftragte für die Zusammenarbeit mit Sinti und Roma, schule die Helfer. „Verstehen hilft manchmal, um besser damit umgehen zu können“, erklärt Klöpfer.

Freilich weiß niemand, wie sich die Gästeschar dann wirklich in diesem Jahr zusammensetzen wird. Aber die Gastgeber wissen schon, was sie sich für all die verschiedenen Besucher wünschen: „Die Menschen, die in die Vesperkirche kommen, sollen alle satt werden an Gutem für Leib und Seele“, so Dekan Käpplinger. Nicht von ungefähr lautet das Motto der Vesperkirche: „Es ist genug für alle da“