Die vier Sozialarbeiter Kai Völschow, Andreas Kirchner, Daniel Metz und Jörg Reinhardt (von links) vor den neuen Räumen des Fanprojekts Stuttgart. Foto: Streib Quelle: Unbekannt

Stuttgart (tos) - „Ganz wichtig ist, dass wir bei dem Projekt unabhängig von den Vereinen sind“, sagte Jörg Titze, Vorsitzender des Fanprojekts Stuttgart, bei der Eröffnung der Räumlichkeiten im Leonhardsviertel, in der Hauptstätter Straße 41. Damit haben die Fußball-Fans in Stuttgart nach langem Ringen eine Anlaufstelle.

Die Innenministerkonferenz hat bereits 1992 zur Prävention gegen Ausschreitungen das „Nationale Konzept Sport und Sicherheit“ verabschiedet, woraufhin 1993 die ersten Fanprojekte ins Leben gerufen wurde. „Auch Stuttgart mit seinem beiden Fangemeinden hatte damals Interesse bekundet“, erinnert sich Michael Gabriel, Leiter der Koordinationsstelle aller bundesweiter Fanprojekte, der zur Eröffnung der Räume aus Frankfurt gekommen war. Wegen fehlendem Geld und mangelndem politischen Interesse sei das Projekt aber nicht weiter verfolgt worden, so Gabriel. „Doch wir haben den Kampf nicht aufgegeben und sind froh, dass es nun verwirklicht werden konnte“, sagte Martin Maixner, ebenfalls Vorstand des Fanprojekts, dessen Zielgruppe vorrangig 12- bis 27-Jährige sind. Der Gemeinderat hatte im aktuellen Doppelhaushalt die Gelder für das Projekt bewilligt. Für die laufende Saison bekommt der Trägerverein, der sich aus der Sportkreisjugend und dem Stadtjugendring zusammensetzt, 68 300 Euro, für die darauffolgende Spielzeit 53 800 Euro. Ebenfalls jeweils 25 Prozent der Kosten übernehmen der Deutsche Fußballbund, die Deutsche Fußballliga und das Land.

Bevor die neue Anlaufstelle für Fans geöffnet wurde, gab es ungebetenen Besuch. Einbrecher drangen in die Räume ein, stahlen unter anderem einen Fernseher. Die vielen Trikots des VfB und der Kickers aus den verschiedenen Jahrzehnten, die die Wände schmücken, waren nicht betroffen - sie wurden erst später aufgehängt.

Insgesamt vier Sozialarbeiter - zwei für den VfB Stuttgart, zwei für die Stuttgarter Kickers - sind Ansprechpartner der Fans. Aber nicht nur an den Spieltagen, um zu vermitteln, wenn es „zum Beispiel mal Probleme mit Ordnern geben sollte“, sagt Daniel Metz vom „Team Blau“, sondern auch in anderen Lebenslagen. „Sollte ein Fan Schwierigkeiten in Schule oder Beruf haben, spielsüchtig oder drogenabhängig sein, kann er jederzeit auf uns zukommen. Wir versuchen, mit ihm gemeinsam eine Lösung zu finden“, weiß Jörg Reinhardt, der gemeinsam mit Andreas Kirchner vom „Team Rot“ für den VfB-Anhang zuständig ist und es als Vergnügen ansieht, auch auswärts dabei sein. „Andreas und ich hatten eine Dauerkarte beim VfB. Wir machen nun wieder das, was uns schon immer Spaß gemacht hat.“

Die vier Sozialarbeiter sind seit Januar 2017 im Einsatz. Ab sofort können sie von Dienstag bis Donnerstag von 12 bis 18 Uhr besucht werden. Die neue Heimat des Stuttgarter Fanprojekts hat auch an Heimspieltagen drei Stunde vor dem Anpfiff und nach dem Abpfiff geöffnet.

www.fanprojekt-stuttgart.de