Top in Schuss, aber dennoch für den BUND ein Dorn im Auge. Foto: seb Quelle: Unbekannt

Von Sebastian Steegmüller

Stuttgart - Zur Luftreinhaltung rückt die Stadt Tübingen alten Zweirädern mit Zweitaktmotoren zu Leibe. Moped-, Mofa- und Rollerfahrer erhalten bis zu 500 Euro, wenn sie auf die E-Variante umsteigen. Auch der Kauf von Pedelecs und E-Bikes wird unterstützt. Der Regionalverband Stuttgart des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) begrüßt den Schritt und schlägt solch eine Regelung auch für die Landeshauptstadt vor.

Der Tübinger Gemeinderat hat 25 000 Euro für das Förderprogramm bereitgestellt, je nach Alter beziehungsweise der Schadstoffklasse werden zwischen 200 und 500 Euro gezahlt. In Stuttgart müsste die Stadtkasse wohl etwas weiter geöffnet werden. Schließlich betreffe eine solche Abwrackprämie rund 21 000 hier zugelassene Krafträder, sagt Gerhard Pfeifer, BUND-Regionalgeschäftsführer. Die Investition sei dennoch sinnvoll. „Sie würde den Nutzern die Möglichkeit geben, günstig auf moderne und umweltfreundliche Alternativen umzusteigen.“

Pfeifer verweist dabei auch auf die jüngsten Gerichtsurteile zum Thema Luftreinhaltung. „Sie haben den Tenor, dass sofort und mehr für bessere Luft in den Städten getan werden muss. „Insbesondere in Stuttgart wäre eine Kopie des Tübinger Modells angebracht“, so Pfeifer. „Solch eine Umstiegsprämie wäre speziell in der hochbelasteten Landeshauptstadt ein geeigneter Baustein zur Luftreinhaltung.“ Zumal Mopeds und Mofas eine „katastrophale Umweltbilanz“ hätten. Die internationale Forschungsmission um den Schweizer Andre Prevot sei zu dem Ergebnis gekommen, dass der Anteil der Krafträder am Verkehr relativ niedrig ist, sie seien jedoch im Extremfall für bis zu 96 Prozent der Abgase in den Straßen verantwortlich. „Die Motorroller stießen sowohl im Leerlauf als auch beim Fahren bis zu 771 Mal mehr organische Aerosole aus als andere Fahrzeuge.“ Speziell für Tübingen habe man errechnet, dass eine einzige Fahrt mit einem Kleinkraftrad genauso viel Luft verschmutzt wie 250 Fahrten mit modernen Euro-6-Bussen auf der gleichen Strecke. Empörend ist nach Ansicht des BUND-Geschäftsführers ist auch, dass „für Stickoxide und Kohlenmonoxid die gesetzlich vorgeschriebenen Werte bei Kleinkrafträdern bis zu 7,5 mal höher sind als für Autos.

Unterstützung erhält der BUND auch vom Verkehrsclub Deutschland (VCD). „Aus technischer Sicht gibt es keinen Grund mehr, Motorroller mit stinkenden Zweitaktmotoren zu betreiben“, so der VCD-Vorsitzende Christoph Link. „Nur noch die elektrische Alternative sollte in der Stadt benutzt werden.“ Für ihn sei eine Abwrackprämie ein wichtiges Instrument. „Die Automobilstadt Stuttgart könnte zu einer Stadt mit beispielhafter, nachhaltiger Mobilität werden. Wenn die Automobilindustrie einen weitsichtigeren Ansatz hätte, könnte sie einen Beitrag dazu leisten.“

Auch im Stuttgarter Rathaus ist die Tübinger Abwrackprämie schon ein Thema. Im Gemeinderat könnte man sich grundsätzlich vorstellen, Gelder im Haushalt 2018/2019 bereitzustellen. Die Stadt hat ebenfalls grundsätzlich ihr Interesse bekundet. Jetzt gelte es zu prüfen, ob die Maßnahme Sinn macht und welche Kosten entstehen würden.