Spatenstich für das neue Gasheizkraftwerk: die beiden Vertreter der EnBW-Anteilseigner, OEW-Geschäftsführerin Barbara Endriss und Bernhard Jeggle vom Land Baden-Württemberg, Umweltminister Franz Untersteller, EnBW-Vorstand Hans-Josef Zimmer und Umweltbürgermeister Peter Pätzold (von links). Foto: Steegmüller Quelle: Unbekannt

Von Sebastian Steegmüller

Stuttgart - Mit dem symbolischen Spatenstich fiel gestern in Gaisburg der Startschuss für den Bau des neuen Gasheizkraftwerkes der EnBW. Ab Ende 2018 soll die 75 Millionen Euro teure Anlage, die deutlich weniger Platz als die bisherige benötigt, in Betrieb gehen. Anschließend wird das alte Kohlekraftwerk abgebaut. Die freigewordene Fläche könnte eine große Chance für die Stadtentwicklung darstellen.

„Das Herzstück ist ein emissionsarmes und effizientes Gasheizkraftwerk mit einer Wärmeleistung von bis zu 210 Megawatt“, sagte EnBW-Technikvorstand Hans-Josef Zimmer gestern auf der Baustelle. Hinzu komme noch eine Anlage zur gleichzeitigen Erzeugung von Strom und Wärme, die sogenannte Kraft-Wärme-Kopplung, mit drei Gasmotoren. „Sie verfügt über eine Leistung von jeweils 30 Megawatt Wärme und Strom.“ Dadurch könne Energie wirkungsvoller genutzt werden. Im Gesamtsystem mit den Standorten Altbach, Münster und Marienstraße sei die neue Anlage in Gaisburg wieder für Spitzenzeiten und als Reserve eingeplant. Das Gasheizkraftwerk werde auch in Zukunft einen wichtigen Beitrag zur Fernwärmeversorgung für das Neckartal leisten. „Wir versorgen damit mehr als 25 000 Wohnungen, 1300 Firmen und 300 öffentliche Einrichtungen in Stuttgart mit umweltfreundlicher Wärme. Durch den Umstieg von Kohle auf Gas und den hohen Nutzungsgrad ist der Neubau ein echtes Energiewendeprojekt.“

Dieser Meinung schloss sich auch Umweltminister Franz Untersteller an. „Die Modernisierung des Kraftwerks in Stuttgart bedeutet Klimaschutz und Energieeffizienz in einem.“ Durch den Verzicht auf Kohle als Brennstoff werde der CO2-Ausstoß der Anlage um 30 Prozent beziehungsweise 60 000 Tonnen pro Jahr verringert. Für die gleiche Einsparung müssten nach Angaben der EnBW 60 000 Stuttgarter vom Auto auf Bahn oder Fahrrad umsteigen. Auch der Ausstoß von Feinstaub, Schwermetallen und Schwefeldioxid entfalle zum größten Teil.

„Energie- wie umweltpolitisch haben solche Anlagen für uns eine große Bedeutung.“ Untersteller betonte, dass der symbolische Rückbau des Atomkraftwerkes Neckarwestheim I Anfang der Woche ein Abschied von alter, nicht unumstrittener Energie gewesen sei, der gestrige Spatenstich schon der „Aufbruch in eine neue Energiewelt“, die umweltschonend und bezahlbar sei. Eine wichtige Brückentechnologie, wenn Wind und Sonne nicht zur Verfügung stehen.

Ganz so optimistisch war Peter Pätzold, Bürgermeister für Städtebau und Umwelt, gestern nicht. Dem Neubau des Kraftwerks Gaisburg konnte er dennoch etwas Positives abgewinnen. „Er leistet einen wichtigen Beitrag zur urbanen Energiewende in Stuttgart. Wenn wir schon Erdgas einsetzen, sollte es optimal genutzt und nicht einfach verblasen werden.“ Die Anlage sei jedoch nur ein erster Schritt. „Um unsere Ziele für 2050 zu erreichen, muss die Fernwärme langfristig ohne den Einsatz fossiler Energieträger erzeugt werden.“

Große Hoffnung legt der Baubürgermeister indes in die frei werdenden Flächen - alleine die Kohlehalde ist 75 000 Quadratmeter groß. „Es gibt bereits viele Ideen, wie sich Gaisburg städtebaulich weiterentwickeln könne. Wir sollten die Chance nutzen, dort an den Neckar zu kommen.“