Autofahrer müssen sich im Herbst auf eine neue Verkehrsführung am Planetarium einstellen. Foto: Steegmüller Quelle: Unbekannt

Von Sebastian Steegmüller

Stuttgart - Heute Abend werden Vertreter der Bahn und der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) ab 19 Uhr im Rathaus Bürger über den aktuellen Stand des Milliardenprojekts Stuttgart 21 und die als nächstes anstehenden Bauarbeiten im Kernerviertel informieren. Die gute Nachricht: Die Feinstaubbelastung hält sich in Grenzen, dafür müssen sich Fußgänger und Autofahrer auf neue Wegführungen einstellen.

Autofahrer, die aus dem Wagenburgtunnel zum Hauptbahnhof fahren, müssen regelmäßig durch eine dichte Nebelwand fahren. Immer, wenn an der Rettungszufahrt direkt daneben gesprengt wird, steht anschließend rund 15 Minuten später eine dicke weiße Staubwolke über dem Gebhard-Müller-Platz. Der unabhängige S-21-Immissionschutzbeauftragte Achim Lohmeyer kann die Verunsicherung der Anwohner durchaus nachvollziehen. „Das sieht beängstigend aus.“ Der Experte kann jedoch grundsätzlich Entwarnung geben. „Ich kann die Staubbelastung vertreten.“

Seit Mai 2014 habe man an mehreren Stellen im Kernerviertel sowohl den Staubniederschlag als auch den Feinstaub gemessen. Unter anderem auch am Spielplatz direkt über dem Wagenburgtunnel. Das Ergebnis: Die Überschreitungen des Feinstaubgrenzwert von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft halten sich in Grenzen. Trotz „katastrophaler Wetterbedingungen“ - wie berichtet war der Winter viel zu trocken - sei es dort seit Mitte November zu 16 Überschreitungstagen gekommen. Zum Vergleich: An der benachbarten Messstation am Klettplatz wurde 29 Mal die EU-Vorgabe überschritten. Auffällig: Die Ergebnisse an den beiden benachbarten Messstellen seien ähnlich, am Hauptbahnhof die Werte jedoch immer etwas höher. Und dennoch wurde dort in den vergangenen Jahren die EU-Vorgabe von 35 Tagen pro Jahr eingehalten. „Daher sollte man auch im Kernerviertel 2017 darunterliegen“, so Lohmeyer.

Und das, obwohl die S-21-Arbeiten an Fahrt gewinnen, so Jörg Hamann, Sprecher der DB Projekt Stuttgart-Ulm GmbH. Unter anderem beginnt der Bau der Kelchstützen, die für die spätere Bahnhofshalle des Tiefbahnhofs charakteristisch sein werden. Genau in diesem Bereich müssen sich Fußgänger und Fahrradfahrer auf neue Wege einstellen. Der Steg, der bislang im Schlossgarten von der Schillerstraße zum Biergarten führt, wird bis Ende des Jahres zum Planetarium verschwenkt.

„Jetzt liegt ein komplexer Bauabschnitt vor uns“, sagt Hamann, der dabei vor allem auf die Arbeiten rund um die Stadtbahn-Haltestelle Staatsgalerie anspielt, die Hand in Hand mit der SSB AG durchgeführt werden. „Eine Operation am offenen Herzen.“ Während die neue Haltestelle und die notwendigen Tunnel entstehen, fahren die Züge nur wenige Meter entfernt an der Baustelle vorbei. Mit einer Einschränkung: Um die neuen Röhren fertigzustellen, wird das im vergangenen Mai eingeführte Netz 2016 im Dezember wieder umgestellt. Dann ist die Stadtbahn-Verbindung von der Staatsgalerie zum Charlottenplatz zwar wieder hergestellt, die zum Hauptbahnhof jedoch unterbrochen. Die Arbeiten unter der Erde haben jedoch nicht nur Auswirkungen auf den öffentlichen Nahverkehr. Auch Autofahrer müssen sich auf neue Verkehrsführungen einstellen. Unter anderem wird bis September auf der B 14 vor dem Innenministerium eine Behelfsbrücke eingebaut, so dass die stadtauswärtigen Fahrspuren wieder in Richtung Hotel Le Méridien verlegt werden können. Dafür seien im Juni und August jeweils eine Woche lang nächtliche Ankerbohrarbeiten notwendig, sagt Bernd Schröder vom Tiefbauamt. „Sie sind tagsüber leider nicht möglich, da wir dazu eine Fahrspur sperren müssen.“

Planmäßig voran kommen nach Angaben der Bahn indes die Tunnelbauarbeiten, die ausgehend vom Kernerviertel erfolgen. Hier verspricht der zuständige Abschnittsleiter, Günter Osthoff, dass mit Hunderten von Messpunkten ständig das Fundament beobachtet werde. Außerdem habe man in und an zahlreichen Gebäuden vernetzte Schlauchwaagen angebracht. Sie funktionieren grundsätzlich wie Wasserwaagen und geben jede Veränderung online sofort weiter. Die Systemgenauigkeit liege bei einem Millimeter. „So können wir Bewegungen frühzeitig erkennen und gegensteuern.“ Beispielsweise mit Zementleim, den man in den Untergrund einspritzt, um ein Gebäude minimal anzuheben.