Auf einer Bank im Schatten lässt sich das zweitägige Fest besonders gut genießen - und einem Sonnenbrand vorbeugen. Quelle: Unbekannt

Von Andrea Eisenmann

Die Steillagen in Mühlhausen machen ihrem Name alle Ehre. Mit einer Steigung von bis zu 50 Grad thronen die terrassenartig angelegten Rebhänge am Neckarufer. An einem Wochenende im Jahr lohnt sich der Besuch dort besonders: Dann, wenn die Weinbauern von Mühlhausen zu den Stuttgarter Steillagentagen bitten. Bei strahlendem Sonnenschein folgten am Samstag und Sonntag dieser Einladung zahlreiche Besucher.

Rosemarie Kapfer holt an diesem Samstagnachmittag das nach, was ihr im vergangenen Jahr ein Gewitter verhagelt hat: Sie steigt mit Hündin Maja, einem Chihuahua-Mischling, in die laut tuckernde Monorack-Bahn und lässt sich von Günther Kostka auf etwa 85 Meter Höhe befördern. „Wenn wir oben angekommen sind, gibt es einen kräftigen Ruckler“, warnt dieser vorab. „Bitte gut festhalten.“ Dann setzt sich das Gefährt gleichmäßig in Bewegung. Wie riesige Pfützen liegen Max-Eyth-See und Neckar nun zu Füßen der Besucher. Rechts und links säumen Rebstöcke die Strecke. Dann der angekündigte „Ruckler“. „Sie können jetzt aussteigen und eines unserer bewirteten Wengerthäusle besuchen - oder mit mir wieder nach unten fahren“, sagt Kostka. Kapfer entscheidet sich für letzteres. „Der Ausblick war toll“, schwärmt die Hundebesitzerin aus Münster anschließend. „Und Maja liebt es eh, durchgeschüttelt zu werden.“

Nicht nur bei der Fahrt mit der Einschienenbahn lässt sich die Aussicht genießen. Wer möchte, kann den schweißtreibenden Aufstieg auch mit Hilfe von mehr als 200 Stufen zu Fuß bewältigen oder im Anhänger des Traktors Platz nehmen, mit dem Fritz Raith seine Runden die Keltersteige hoch und runter dreht. Der hauptberufliche Wengerter legt immer wieder Pausen ein, beantwortet die Fragen der Gäste und erzählt aus seinem Alltag. Von der Knochenarbeit, in Steillagen Wein anzubauen. „Alles Handarbeit“, betont er. „Mit einem Schlepper kann man hier nicht durchfahren.“ Die Trockenmauern, die teilweise vor zig Generationen angelegt worden sind, müssen oft saniert werden, damit die Hänge nicht abrutschen. Dafür nehme man mittlerweile größere und schwerere Steine als früher, berichtet Wengerter Christian Ambach.

Auch wenn den Besuchern an diesem Wochenende viele Informationen zu einem ersten Thema geliefert werden, kommt der Spaßfaktor nicht zu kurz. In lauschigen Lauben in den Gärten genießt das bunt gemischte Publikum die angebotenen Weine, erfrischende Cocktails oder einfach nur ein Mineralwasser. Das Essensangebot reicht vom Apfel- bis zum Zwiebelkuchen, vom Winzer Steak bis zur Schrimps-Pita. Fester Bestandteil des Programms sind auch in diesem Jahr die Alphornbläser des Musikvereins Hofen. Am Abend wird das Festgelände stimmungsvoll beleuchtet. „Wir hören oft von Besuchern, dass wir das zweitschönste Weinfest auf Stuttgarter Gemarkung sind - gleich nach dem Weindorf“, sagt Raimund Stetter von den Weinbauern Mühlhausen augenzwinkernd. Das liege vor allem an der Kulisse mit den „schwäbischen Pyramiden“ am Neckarufer. „Unsere Trockenmauern wurden auch ohne Zement und Mörtel gebaut“, erklärt er den Vergleich.

Royaler Besuch gibt es an diesem Samstagnachmittag übrigens auch: Weinkönigin Mara Walz eröffnete mit Mühlhausens Bezirksvorsteher Ralf Bohlmann und dem Vereinsvorsitzenden Andreas Guigas das Fest. Ihr Ratschlag an die Wengerter: „Seid selbstbewusst und stolz auf Eure Arbeit.“ Diese sei zwar drei Mal so schwer wie die von Weinbauern in Normallagen - „dafür ist der Ausblick aber auch drei Mal so schön“.