Quelle: Unbekannt

Pfarrerin Bettina Hoy Sommerrain- kirche Pfarrerin Bettina Hoy Sommerrain- kirche

Heute wird es in Dresden eine Menschenkette geben. Denn heute ist der Gedenktag der Zerstörung der Stadt 1945. Jedes Jahr am 13. Februar läuten alle Dresdner Kirchenglocken. Weit über Dresden hinaus wurde die Zerstörung dieser einzigartigen Stadt zum Symbol für militärische Gewalt gegen Zivilbevölkerung, zum Symbol für Vernichtung von Leben und Kultur.

In Dresden weiß man, dass die Stadt das schreckliche Schicksal menschlicher Gewalt nicht als einzige trägt. Bagdad, Coventry, Hamburg, Hiroshima, Leningrad/Petersburg … und viele andere Städte teilen dieses Schicksal.

Auch Stuttgart, auch Bad Cannstatt kann man da einreihen. Auch hier haben Menschen unter Bomben gelitten. Vielleicht kennen Sie jemanden oder haben selbst Erinnerungen daran. Das Dresdner Gedenken findet im Hier und Jetzt statt. Im Bewusstsein sind auch gegenwärtige Konflikte wie in der Ukraine oder der Krieg in Syrien.

Leider erscheint Dresden in den letzten Jahren mehr wegen „Pegida“ und rechter, fremdenfeindlicher Gruppierungen in den Medien. Neonazis und Rechtsextremisten missbrauchen seit Jahren auch den Gedenktag am 13. Februar. Doch in Dresden denkt man auch an die Vorgeschichte, an die schrecklichen Verbrechen des von Deutschland ausgegangenen Krieges. Anders als die Neonazis sieht sich Dresden nicht nur als Opfer. Und Anerkennung der eigenen Schuld ist die Voraussetzung für Versöhnung und Neuanfang. In der Weltgeschichte ebenso wie im persönlichen Zusammenleben.

„Vater vergib“ - diese Worte ließ der damalige Dompropst Richard Howard in die Ruine der 1940 durch deutsche Bomber zerstörten Kathedrale von Coventry (England) meißeln. Viele hätten lieber „Vater vergib ihnen“ (den Deutschen) dort gesehen, doch er ließ schreiben „Vater vergib“. Das drückt die Erkenntnis aus, dass wir alle auf Vergebung angewiesen sind. - Coventry ist seit 1959 Partnerstadt von Dresden.

„Gott vergib - mir, uns und den anderen“. Nur so kann Versöhnung geschehen: mit Erinnern, nicht Verdrängen und mit der ehrlichen Bitte um Vergebung. Und dann kann es wirklich geschehen, dass eine Wunde heilt. Die Frauenkirche in Dresden, an deren Wiederaufbau sich Menschen aus aller Welt beteiligt haben, ist ein Symbol dafür. Sie steht für das Dresden, das anderen Völkern die Hand reicht. Versöhnung ist möglich. Neubeginn ist möglich. Im Großen und im Kleinen, zwischen Völkern und im Persönlichen.