Quelle: Unbekannt

Von Elke Hauptmann


Als die Grünen kurz nach der Parteigründung erstmals zur Landtagswahl 1980 kandidierten, übersprangen sie auf Anhieb die Fünf-Prozent-Hürde, konnten in der Landeshauptstadt 5,9 Prozent der Stimmen einfahren und ihr erstes Zweitmandat holen. Bereits bei der Landtagswahl 1984 schoben sie sich vor die FDP auf Rang drei der Parteienhierarchie in Stuttgart, konnten aufgrund des guten Stimmenergebnisses sogar zwei Abgeordnete ins Landesparlament entsenden. Vor fünf Jahren schließlich übernahmen sie gar die Position der stärksten politischen Kraft und ließen dabei nicht nur die SPD, sondern auch die CDU hinter sich, die 40 Jahre lang die Nummer eins bei Landtagswahlen in Stuttgart war. Dies gelang den Grünen aufgrund einer wahlgeschichtlich beispiellosen Ergebnisverdoppelung von 16,7 Prozent im Jahr 2006 auf zuletzt 34,5 Prozent Stimmenanteil. Hinzu kamen drei von vier möglichen Direktmandanten und ein Zweitmandat. Das erklärte Ziel bei dieser Wahl ist hochgesteckt: Auch im vierten Wahlkreis (Stuttgart III)will die Öko-Partei am 13. März die meisten Stimmen holen.
Die Großstadt war immer schon ein gutes Pflaster für die Grünen, die hier im Vergleich mit anderen Städten Baden-Württembergs und vor allem mit ländlichen Regionen überdurchschnittlich gute Ergebnisse einfahren konnten. Ihr eindrucksvoller Wahlsieg 2011 hat auf der Karte einen großen „Fußabdruck“ hinterlassen: In 179 von 349 Stuttgarter Wahlbezirken – also in gut der Hälfte (51,3 Prozent) – wurden sie die stärkste Partei. Diese „grünen“ Wahlbezirke konzentrieren sich vor allem auf die Mitte des Stadtgebiets (siehe nebenstehende Karte). In 13 von 23 Stadtbezirken gingen die Grünen als Gewinner der Landtagswahl hervor. Besonders gut schnitten sie in den Innenstadtbezirken Mitte, West und Süd ab, wo sie deutlich mehr als 40 Prozent der Stimmen holten. In Ost (38,9 Prozent) konnten sie ihren Stimmenanteil im Vergleich mit 2011 mit einem Plus um 19,7 Prozent am stärksten steigern. Die wenigsten Stimmen erhielt die Ökopartei in Mühlhausen (23,4 Prozent).
Ihr gutes Abschneiden vor fünf Jahren ist nach Einschätzung der Experten des Statistischen Amts auf eine starke Wählermobilisierung zurückzuführen. Die Grünen erreichten fast dreimal so viele Wähler wie 2006. Sie konnten nicht nur Nichtwähler zur Stimmenabgabe motivieren, sondern auch ehemalige FDP-, SPD- und CDU-Wähler für sich gewinnen. Die Befragung der Stimmberechtigten am Wahltag ergab, dass nur 28 Prozent der Grünen-Wähler auch Stammwähler dieser Partei waren. Bei Frauen erzielten die Grünen eine klar höhere Resonanz als die anderen Parteien und sie erreichten vor allem Wähler mit höherer Schul- und Berufsbildung. In den jüngeren und mittleren Altersklassen gingen die Grünen die stärkste Partei hervor, bei den Senioren ab 60 Jahre konnten sie ihr Ergebnis verdreifachen.