Mit 80 Schülern und vier Klassen ist die Mönchfeldschule die kleinste in ganz Stuttgart. Ein Lehrermangel wirkt sich daher besonders drastisch auf den Unterrichtsverlauf aus. Foto: Beier Quelle: Unbekannt

Von Nathalie Beier

80 Schüler und kein Lehrer. Am vergangenen Montag und Dienstag musste der Unterricht an der Mönchfeldschule daher komplett ausfallen. Der Elternbeirat spricht von „unhaltbaren Zuständen“, das Staatliche Schulamt verweist auf den chronischen Mangel an Vertretungslehrern in Stuttgart.

Dass ein Lehrer einmal ausfällt, weil er mit Grippe im Bett liegt, kommt vor. In der Regel kann er dann von einem gesunden Kollegen ersetzt werden. Dass aber auf einen Schlag alle Lehrer einer Schule ausfallen, ist eine Extremsituation. Die ist in der vergangenen Woche in der Mönchfeldschule eingetreten: Eine Klassenlehrerin ist schwanger, wodurch sie nicht mehr arbeiten darf. Die Fachlehrerin sollte sie ersetzen, ist aber aufgrund psychischer Belastung längerfristig krankgeschrieben. Die dritte Lehrerin fällt ebenfalls längerfristig aus, die vierte lag für ein paar Tage mit Grippe im Bett, die fünfte Lehrerin musste aus familiären Gründen verreisen. Unter diesen Bedingungen war an zwei Tagen an regulären Unterricht nicht zu denken. Die Eltern wurden gebeten, ihre Kinder zu Hause zu behalten.

Dementsprechend groß waren die Aufregung und der Ärger auf Seiten der Eltern. Vor allem bei den Berufstätigen, die sich für die beiden Tage eine Betreuungsmöglichkeit für ihre Kinder überlegen mussten. „Das ist ein völliges Chaos“, sagte Christiane Ellwanger, Vorsitzende des Elternbeirats. Sie brachte ihre Tochter für die Zeit des Unterrichtsausfalls im Büro ihres Arbeitgebers unter. „Wir wurden nicht ausreichend über den Stand der Dinge informiert, es herrschte völlige Unklarheit darüber, wann der Unterricht wieder weitergehen soll.“

Außerdem sei der Unterrichtsausfall kein Einzelfall gewesen: „In den letzten drei bis vier Wochen fiel bei den Viertklässlern immer wieder Unterricht aus.“ Vor allem in dieser Klassenstufe sei der Ausfall besonders ärgerlich, schließlich würde der Unterricht den Grundstein für die weiterführenden Schulen legen. Am Mittwoch vor zwei Wochen seien nur zwei Lehrer für 80 Schüler zuständig gewesen.

Im Staatlichen Schulamt sieht man die Situation etwas anders: „Dass der komplette Lehrkörper ausfällt, wurde dem Staatlichen Schulamt erst am Montagmorgen gemeldet“, sagt Sabine Graf. Sie ist zuständig für die Unterrichtsversorgung an Stuttgarter Schulen. Sie habe sich sofort mit mehreren Schulen in Stuttgart in Verbindung gesetzt, um so eine Vertretung zu organisieren. „Aber auf die Schnelle ist es sehr schwierig, adäquaten Ersatz zu finden.“

Das Problem: In ganz Stuttgart herrsche ein chronischer Mangel an Springern, also Vertretungslehrern. Vor allem an Grundschullehrern mangele es. Verfügbare Gymnasiallehrer würden sich nicht so einfach an einer Grundschule einsetzen lassen. „Es dauert mindestens zehn Tage, um jemanden befristet neu an einer Schule einzustellen.“ Je kleiner die Schule, desto heftiger wirke sich der Lehrermangel aus. „Ich verstehe die Sorgen der Eltern, aber man sollte die Situation nicht zu sehr aufbauschen.“ Mittlerweile wurden zwei neue Vollzeitlehrer eingesetzt, dazu mehrere Lehrer, die aus Stammheim nach Mühlhausen pendeln. Und zwei Lehrerinnen aus dem regulären Kollegium haben ihre Arbeit wieder aufgenommen. Seitdem laufe der Unterricht wieder wie gewohnt. „Jetzt kann sich die Situation wieder entspannen.“