(red) - Die ersten Wochen nach der Geburt sind für Eltern eine ganz besondere Zeit: Alles ist neu, in die Freude über das Familienglück mischen sich auch Unsicherheiten: Mache ich alles richtig? Weshalb ist mein Kind so unruhig? Warum bin ich manchmal traurig? Viele junge Familien und Alleinerziehende, die keine Hebamme oder ein enges Netzwerk vor Ort haben, bleiben mit ihren Fragen und Sorgen allein. Das soll sich in Stuttgart durch das neue Kooperationsangebot „Guter Start für Familien“ ändern, an dem auch die eva beteiligt ist.

Seit November bietet es Eltern in und nach der Geburtsklinik Beratung und Unterstützung an - freiwillig, niederschwellig und kostenlos. „Wir gehen zu den Familien nach Hause und schauen in jedem Einzelfall genau hin, welche Unterstützung gebraucht wird“, sagt Sozialarbeiterin Franziska Kratzert, die das vierköpfige Team Familienunterstützung der eva koordiniert. Bisher gab es 55 Fallanfragen. Manche Mütter haben Fragen zur Ernährung. Andere wissen nicht, wo es Rückbildungskurse gibt. Wieder andere sind ungewollt schwanger geworden und haben Probleme, eine Bindung zu ihrem Kind aufzubauen. „Besonders beim ersten Kind sind die Unsicherheiten groß“, sagt Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin Lisa Götz. Zum multiprofessionellen Team gehören außerdem Krankenschwester Mika Kienberger und Sozialpädagogin Gertrud Bach. „Oft geht es auch um Bestärkung: Viele Eltern sind sehr erleichtert, wenn wir als Fachkräfte ihnen sagen, dass sie ihre Sache gut machen“, so Kinderkrankenpflegerin Götz.

Es gibt keine Wartezeiten und keine Kosten für die Eltern. Um auch die berufstätigen Väter einzubinden, ist das Team zeitlich flexibel und bietet auf Wunsch Abendtermine an. Bei Bedarf begleiten die eva-Mitarbeiterinnen die Eltern auch zu weiterführenden Hilfsangeboten und Einrichtungen im Stadtteil. Zeitnah nach der Geburt können sich Mütter und Väter auch nach der Geburtsklinik mit ihren Fragen direkt an das Team wenden.

„Anders als Hebammen leisten wir aber keine klassische Nachsorge“, betont Gertrud Höld, zuständige eva-Bereichsleiterin. „Es wäre wünschenswert, wenn es mehr Hebammen gäbe, um die Nachsorge zu übernehmen.“ Schwerpunkt der Tätigkeit ist vielmehr die sozialpädagogische Beratung bei allen Fragen rund ums Baby und die familiäre Situation. Die eva-Mitarbeiterinnen suchen gemeinsam mit den Familien nach Lösungen und lotsen sie durchs Hilfesystem.

Das Angebot „Guter Start für Familien“ richtet sich an alle Eltern in Stuttgart. Es ist Teil des Präventionskonzepts „Frühe Förderung von Familien“, das die Stadt seit 2010 schrittweise ausbaut. Neben der eva sind weitere Kooperationspartner beteiligt: das Jugendamt der Stadt Stuttgart, der Caritasverband sowie die fünf Geburtskliniken. Dort findet in der Regel auch der erste Kontakt statt: An allen Geburtskliniken steht jeweils eine Mitarbeiterin des Jugendamts oder der Caritas als Ansprechpartnerin bereit. Sie vermittelt die Familien, die sich nach dem Klinikaufenthalt Entlastung und Hilfe wünschen, an die Kolleginnen in den Stadtteilen. Je nachdem, wo die Eltern in Stuttgart wohnen, ist entweder das Team Familienunterstützung der eva oder das Team Sonnenkinder der Caritas zuständig.

„Da in Deutschland etwa 98 Prozent aller Frauen in Geburtskliniken entbinden, erreichen wir mit dem Projekt fast alle Familien“, sagt Gertrud Höld. „So können wir die Familien frühzeitig unterstützen und ihnen und ihren Kindern damit den Start ins Leben erleichtern.“

Info: Das Team Familienunterstützung der eva ist für die Stuttgarter Stadtteile Mitte, Nord, West, Botnang, Vaihingen, Feuerbach, Weilimdorf, Zuffenhausen, Mühlhausen und Stammheim zuständig. Telefon: 20 54-203, famteam@eva-stuttgart.de. Die übrigen Stadtteile werden durch das Team der Caritas versorgt: www.sonnenkinder-stuttgart.de.