(ede) - „Die Nachfrage nach Beratung ist ungebrochen hoch und hat sich auf dem hohen Niveau der Vorjahre stabilisiert“, sagt Ulrich Binder, der Geschäftsführer der Drogenberatungsstelle Release bei der Präsentation des Jahresberichts 2015. Dabei verfestigt sich die Veränderung bei der Hauptdiagnose: weniger Opiatabhängige, dafür mehr Cannabis- und Amphetaminkonsum.

Im vergangenen Jahr hatten die Mitarbeiter von Release bei den Beratungen und Therapievermittlungen 35 Prozent Opiatabhängige registriert. „Das waren vor Jahren noch 60 Prozent.“ Seit Jahren hingegen steige die Nutzung von Cannabis und Amphetaminen. Im vergangenen Jahr erreichte die Drogenberatungsstelle 1831 Personen, zu 1400 davon gab es mehrfach Kontakt. 109 davon wurden in Therapien vermittelt, etwa an die Tagesklinik. Bei 64 Prozent der Klienten wurde die Beratung planmäßig beendet. „Das ist für eine Drogenberatung ein sehr guter Wert“, freut sich Geschäftsführer Binder.

Seit 15 Jahren gibt es in der Landeshauptstadt die Tagesklinik Tagwerk, ein ganztägig ambulantes Drogenrehabilitationsangebot, getragen von Release und dem Caritasverband in Kooperation mit dem Klinikum Stuttgart für die medizinische Versorgung. Zwischen 65 und 70 Prozent beenden die Reha regulär. „Auch das ist eine sehr gute Quote.“ Die Rückfallquote sei gering. Durch das ambulante Angebot werden die Klienten eher mit der Realität konfrontiert, als wenn sie viele Wochen in einer stationären Einrichtung verweilen. „Die ambulanten Angebote werden zunehmen“, ist Binder überzeugt.

Im Bereich Prävention, Information und Beratung, durchgeführt seit zehn Jahren von Release 21, wurden 312 Veranstaltungen durchgeführt. Im Jahr 2014 waren es 276. Daran nahmen 5731 Personen teil. „Das heißt, es gab jeden Tag mindestens eine meist vielstündige Veranstaltung mit Schülern, Auszubildenden und Jugendgruppen.“ Dabei wird die Beratung der Angehörigen immer wichtiger. Waren es 2015 noch 72 Personen, stieg die Zahl im vergangenen Jahr auf 175. Das Thema Medien, vor allem soziale Medien, werde dabei zunehmend nachgefragt.

Bei Release Direkt in der Kriegsbergstraße, angeboten werden psychosoziale Hilfen für Substituierte, wird zum Sommer niedrigschwellige Arbeit geschaffen. Dazu wurde das Untergeschoss zu einer Werkstatt ausgebaut und im Laufe des Sommers das Angebot aufgelegt. Dort können beispielsweise Versandarbeiten erledigt, aber auch Reinigungsarbeiten durchgeführt werden. „Dazu suchen wir noch Firmen, die uns noch einfache Montage-, Versand- oder Dienstleistungstätigkeiten geben.“

Durch immer mehr Klientel nimmt die Arbeit der Drogenberatungsstelle, die es seit 1971 gibt und damit eine der ältesten in Deutschland ist, zu. Eine beantragte zusätzliche Stelle wurde bei den Haushaltsberatungen vom Gemeinderat abgelehnt. „Die Finanzierung insgesamt ist bei einem Eigenmittelanteil von 250 000 Euro eine stetige Herausforderung.“