Märchenerzählerin Sigrid Früh in ihrem Element an der Burgruine in Hofen. Hier begeisterte sie Schüler mit ihren Erzählungen.Archiv Foto: Frey Quelle: Unbekannt

Märchen waren ihr Leben. Sie sammelte und erforschte sie nicht nur, sie verinnerlichte sie und bot sie immer wieder Groß und Klein in ihrer unnachahmlichen Art dar, die stets ihre Begeisterung für das Wort und die Geschichte nachempfinden ließ: Sigrid Früh. Sie ist am vergangenen Freitag im Alter von 81 Jahren verstorben.

Von Iris Frey

Es trauert nicht nur der Verein Schwäbische Mund.art um sie, deren Ehrenvorsitzende sie war, auch der Cannstatter Verein ’s Dudelsäckle, mit dem sie in enger Verbindung stand und auch immer wieder aktiv war bei verschiedenen Veranstaltungen. Im Stadtbezirk war sie auch bekannt geworden durch ihre Märchenerzählungen an der Hofener Burgruine. „Sie hat die ersten Hofener Märchentage eröffnet“, erinnert sich Peter Hinderer, Vorsitzender des Kulturvereins s Dudelsäckle, der mit ihr auch befreundet war. „Sie hat sich auch in unserem Stadtbezirk verdient gemacht“, so Hinderer. Früh war eine große Volkskundlerin. Im Boskoops Höfle veranstaltete sie mehrfach das Sommerfest der Schwäbischen Mund.art. e.V.. Mit ihrer Veranstaltungsreihe „7 Schwaben“ war sie beim Dudelsäckle und den Cannstatter Mundarttagen, erinnert Hinderer. Er hatte sie erst kürzlich noch beim Mundartstammtisch im Oeffinger Kreuz getroffen.

In der Hofener Burgruine begeisterte sie auch viele Schüler mit ihren Märchen vor historischer Kulisse. „Mit Sigrid Früh verlieren wir nicht nur unsere Ehrenvorsitzende, sondern eine der renommiertesten Märchenforscherinnen des deutschsprachigen Raumes, die bei ihren zahllosen Auftritten in Universitäten, Bibliotheken, Bildungseinrichtungen, Spielstätten und Bühnen als temperamentvolle und packende Märchenerzählerin ein breites und vielschichtiges Publikum begeistern konnte“, würdigt sie Wolfgang Wulz, Vorsitzender der Schwäbischen Mundart. Neben ihrer Forschungs- und Autorentätigkeit mit einem Werksverzeichnis von mehr als 60 Titeln habe sich, so Wulz, die Nachfahrin des Dichters Justinus Kerner auch im Ehrenamt in hohem Maße engagiert. Sie hat 1997 mit einigen Mundartkünstlern den Verein Mund.art gegründet und war 13 Jahre lang dessen Vorsitzende. Der Verein zählt heute 300 Mitglieder. Wulz würdigt ihr Wirken: „Als populäre und kämpferische Protagonistin hat sie die Öffentlichkeit unermüdlich für den Erhalt und die Pflege ihrer geliebten schwäbischen Sprache sensibilisiert und diese bei hunderten von Schulveranstaltungen auch der Jugend näherzubringen vermocht.“ Früh ist für ihr Lebenswerk als Märchenforscherin und Mundartautorin mit vielen Ehrungen ausgezeichnet worden: Sie erhielt die Sebastian-Sailer-Medaille des Kulturrats des Schwäbischen Albvereins und die Heimatmedaille des Landes Baden-Württemberg. Die Erinnerung bleibt nicht nur an die profunde Kennerin der Märchenwelt, die sehr belesen war, aber auch an eine liebenswürdige, charmante und sensible Frau mit viel Witz und Esprit.

Die Trauerfeier mit anschließender Urnenbeisetzung ist am Montag, 12. Dezember, um 12 Uhr auf dem Kleinfeldfriedhof in Fellbach.