Günter Schwarz von der Kirchengemeinde vor der St.-Antonius-Kapelle in Hofen. Das Dach wurde von Kupferdieben heruntergerissen. Foto: Rosar Quelle: Unbekannt

Angesichts hoher Rohstoffpreise treiben Kupferdiebe wieder verstärkt ihr Unwesen. Dabei machen sie mittlerweile selbst vor kirchlichen Einrichtungen nicht mehr Halt. Denn in der Nacht von Montag auf Dienstag wurde das Kupferdach der St. Antonius-Kapelle in Hofen mit Brachialgewalt heruntergerissen. Dabei wurden die Täter jedoch überrascht und waren ohne ihre Beute geflohen.

Von Iris Frey

„Ich habe gerade davon erfahren“, sagte Administrator Thomas Wallner von der katholischen St.-Barbara-Kirche gestern Vormittag. Ein Vertreter des Kirchengemeinderats werde sich in den kommenden Tagen darum kümmern, dass das Dach wieder repariert werde.

Und so soll sich die Tat laut Polizei zugetragen haben: In der Nacht von Pfingstmontag auf Dienstag haben bislang unbekannte Täter an der St. Antonios-Kapelle in der Oeffinger Straße gewütet. „Das Kupferdach wurde mit brachialer Gewalt heruntergerissen“, sagt Stephan Widmann, Sprecher des Polizeipräsidiums Stuttgart.

Ein 61-jähriger Zeuge habe am Montag gegen 23.30 Uhr verdächtige Geräusche aus Richtung der Kapelle gehört, wie wenn jemand Blech herunterreißt, so Widmann. Als die alarmierte Polizei kam, waren die Täter geflüchtet. Die Polizisten stellten fest, dass das Dach sowie Teile der Seitenverkleidung der Kapelle mit Gewalt heruntergerissen worden waren und zum Abtransport bereit lagen. Die Täter flüchteten offenbar über ein angrenzendes Waldstück in unbekannte Richtung. Das Kupferblech mit einem Gewicht von circa 150 Kilogramm sei von der Polizei sichergestellt worden. Doch, ob es in einem Zustand sei, in dem es wieder verarbeitet werden könne, sei unklar, so Widmann.

Bei dem Vergehen geht die Polizei von mindestens zwei Tätern aus. Wie lange sie an der Kapelle wüteten, ist unklar. Auch die Höhe des entstandenen Schadens ist offen. Die Täter ließen an der Kapelle eine Aluminium-Bockleiter zurück, deren Herkunft bislang ungeklärt ist. Auch wurde Werkzeug gefunden: eine blaue, lange Brechstange und eine rote langstielige Metallzange.

Die St. Antonius-Kapelle ist keine große Kirche, eher eine kleine Andachtsstation, die dem Heiligen Antonius von Padua geweiht ist, erklärt Pfarrer Wallner. Einmal im Jahr wird vor der Kapelle eine Andacht gefeiert. Am 13. Juni ist diese Feier wieder am Gedenktag des Heiligen Antonius geplant. „Wir hoffen, dass bis dahin das Dach wieder drauf ist“, so Wallner.

Die St. Antonius-Kapelle, die sich auf dem halben Weg nach Oeffingen befindet, war am 13. Juni 1979 eingeweiht worden. Sie ist ein Stiftungsgeschenk von Anton Strasser (wir berichteten). Sie wurde zum Dank an den Heiligen Antonius von Padua für die Rettung aus aussichtslos scheinender Krankheit versprochen. Die Weihe hat damals Dekan Gerhard Gunzenhauser aus Stammheim und Pfarrer Hermann Veeser mit Pfarrer Josef Steinbühl vorgenommen im Beisein von rund 400 Besuchern. In der Kapelle befindet sich eine Statue mit dem Heiligen mit Kind. Es war damals das erste Mal seit 100 Jahren, dass ein Privatmann eine Kapelle in Stuttgart gestiftet hat.

Sachbeschädigung in der Kirche hat Wallner zuletzt im April erlebt. Im Ökumenischen Zentrum Neugereu im Flamingoweg seien drei Glasscheiben zerstört worden. Auch die Polizei hat diesen Vorfall vermerkt. Die Tat ereignete sich am 10. April morgens um 6.30 Uhr, wie Polizeisprecher Widmann erklärt. Drei Fensterscheiben seien mit einem Stein eingeworfen worden, zuvor sei mit einem Stein eine Elektro-Ladestation zerstört worden, so Widmann. Der Gesamtschaden betrage mehrere tausend Euro. Auch hier sind noch keine Täter gefasst.

Zeugen melden sich in beiden Fällen bei der Polizei unter der Telefonnummer 8990-3700.

Kupferdiebstähle

Kupferdiebstähle häufen sich in Stuttgart. In Rotenberg durchtrennte am 15. April ein Unbekannter eine Stromleitung aus Kupfer in fünf Metern Höhe. Der Täter ging ein hohes Risiko ein: Die Durchtrennung des 10 000-Volt-Kupferkabels führte zu einem lebensgefährlichen Lichtbogen. Auch der Täter benutzte eine Aluleiter. Zudem waren in Gartengebieten Kupferdiebe unterwegs: An einigen Gartenhäusern und Unterstehhütten des Garten-, Friedhofs- und Forstamts wurden die Blitzableiter abgeschnitten. Am 25. April wurde bekannt, dass die Unterstehhütte am Aussichtspunkt auf dem Schnarrenberg am Knollenbauchweg von Kupferdieben besucht worden war: Das Kupferdach des Häuschens wurde abmontiert und gestohlen. Der Schaden wurde dem Hochbauamt der Stadt Stuttgart gemeldet. Auch Dachrinnen wurden an Unterstehhütten von Dieben abgebaut. Zudem sind Kriminelle auf Baustellen aktiv. Auf eine Baustelle in der Innenstadt wurde ein 17 Meter langes Kupferkabel gestohlen im Wert rund 3000 Euro.