Der Bund für Umwelt- und Naturschutz übt an der Wiederbelebung des Baugebietes Schafhaus Kritik. Schafhaus-Gegner fordern eine Umfahrung. Foto: Frey Quelle: Unbekannt

Von Iris Frey

Seit Jahrzehnten wird um das Baugebiet Schafhaus gerungen. Kommt es oder kommt es nicht? Vor kurzem haben CDU, SPD, Freie Wähler und FDP einen Antrag zur Wiederbelebung eingebracht, der eine Wiederaufnahme der Planungen zum Baugebiet Schafhaus vorsieht. Jetzt kommt Kritik von Seiten des Bundes für Umwelt- und Naturschutz (BUND).

Die Umweltschützer kritisieren dabei, dass die Antragsteller noch zusätzlich eine Umfahrungsstraße verwirklicht haben wollen. Der BUND lehnt „den erneuten Versuch, das umstrittene Baugebiet, in dem primär flächenverschwenderische Reihen- und Einfamilienhäuser gebaut werden sollen, entschieden ab“, so Gerhard Pfeifer, Geschäftsführer des Regionalverbands des BUND.

Wolf-Dietrich Paul, Naturschutzfachmann beim BUND Kreisverband Stuttgart erklärt: „Der Verlust wertvoller Ackerböden und Wiesen am Ortsrand von Mühlhausen sowie die nicht benötigte Friedhofserweiterung sprechen eindeutig gegen das vor Jahren gestoppte Baugebiet.“ Er kritisiert die neue „flächenzehrende und -zerschneidende Umfahrungsstraße“, die noch naturzerstörerischer sei.

Kritik äußert der BUND an der Haltung der SPD. So sei die Partei gegen den Nordostring, aber mit dem neuen Vorschlag einer Umfahrungsstraße für das Wohngebiet Schafhaus pusche sie einen „kleinen Nordostring“ durch die Hintertür. Die Umweltschützer sind der Auffassung, dass diese Straße ähnlich negative Wirkungen auf Mensch und Umwelt habe wie der große Nordostring, zumindest im Umfeld von Mühlhausen. Der BUND prognostiziert deshalb im Falle eines Baus der Umfahrungsstraße eine massive Zunahme des Straßenverkehrs zwischen Kornwestheim und dem Neckartal.

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Martin Körner erwidert: „Eine Erschließungsstraße für das neue Wohngebiet Schafhaus mit dem autobahnähnlichen Nordostring zu vergleichen, ist grober Unfug. Uns geht es um eine Erschließung des neuen Wohngebiets, mit der wir auch noch den heutigen Schleichverkehr durch Alt-Mühlhausen eindämmen könnten. Das hilft allen Menschen, die heute und in Zukunft in Mühlhausen wohnen. Es ist bedauerlich, dass sich der BUND gegen den Bau neuer Wohnungen stellt. Wir Sozialdemokraten wollen, dass Familien mit Kindern nicht mehr die Stadt Stuttgart verlassen müssen, wenn sie eine bezahlbare Wohnung brauchen. Um dieses Ziel zu erreichen, brauchen wir neue Wohnungen in Stuttgart.“

Gerhard Pfeifer, BUND-Regionalgeschäftsführer, erklärt, dass Stuttgart mit der Umsetzung des Baugebiets samt Umgehungsstraße an die Gemarkungsgrenze stoßen würde und die letzten landwirtschaftlichen Flächen, Naherholungsgebiete und Lebensräume stark bedrohter Tierarten wie Rebhuhn, Feldlerche und Steinkauz unwiederbringlich verschwunden wären. Pfeifer verweist darauf, dass es auch in Stuttgart Grenzen des Wachstums gebe.

Viele Jahre waren die Pläne für das Baugebiet Schafhaus in der Schublade verschwunden, weil sich keine Mehrheit im Gemeinderat dafür abzeichnete. Dreh- und Angelpunkt war die Forderung von Bewohnern von Mühlhausen nach einer Umfahrung aus der Befürchtung von noch mehr Verkehr. Bereits jetzt kommt immer wieder Kritik, dass es zu viel Durchfahrts- und Schleichverkehr im alten Ortskern gebe.