Im Hauptklärwerk Mühlhausen gab es am 1. August einen Störfall, bei dem 70000 Kubikmeter nicht ganz gereinigtes Abwasser in den Neckar gelang. Ursache war eine Baustelle im Klärwerk. Foto: Frey Quelle: Unbekannt

Nach dem Störfall im Hauptklärwerk Mühlhausen Anfang August hat die Stadt eine engere Zusammenarbeit mit Landesämtern und dem Regierungspräsidium vereinbart. Die Ursache für die Störung, bei der rund 70 000 Kubikmeter nicht ganz geklärtes Abwasser in den Neckar geflossen sind, ist gefunden: Eine Baustelle verursachte einen Fehler bei einem Messgerät.

Von Iris Frey

Das erklärte der Leiter des Tiefbauamts, Wolfgang Schanz, auf Nachfrage unserer Zeitung. „Das auslösende Moment war eine durch eine Baustelle bedingte Fehlmessung eines Durchflussmessgerätes. Diese Baustelle (Sanierung eines Verteilerbauwerks) wird in der kommenden Woche beendet, so dass das Abwasser wieder im Normalzustand durch die Anlage fließen kann“, so Schanz weiter.

Wie berichtet hatte es am 1. August einen Störfall gegeben, bei dem etwa ein Drittel des täglichen Durchlaufs von nicht vollständig gereinigtem Abwasser in den neckar gelangt ist. Am Tag verarbeitet das Hauptklärwerk nach Angaben des Klärwerksleiters rund 200 000 Kubikmeter Abwasser.

Am Abend des 1. August sei es zwischen 17.30 Uhr und 6.30 Uhr morgens zu einem Gerätefehler gekommen. Das Gerät, das den Abwasserdurchfluss messe, habe eine falsche Zahl angegeben. Es hätte den Wert Null aufweisen sollen, habe aber den Wert 10 angezeigt. Die Ursache dafür war nun, wie sich ergeben hat, eine Baustelle. Durch die falsche Anzeige ist das Abwasser über das Regenklärbecken in den Neckar gelangt, anstatt dass es noch die biologische Stufe, das Belebungsbecken und den Sandfilter durchlaufen hat. Das Abwasser habe keine toxischen Stoffe enthalten, sondern rein organische Stoffe. Bis heute ist dem Klärwerk kein Schaden gemeldet worden, wie Schanz erklärt.

Nun wurden folgende Konsequenzen gezogen: Mit einer Vertreterin der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz (LUBW) hat die Leitung des Hauptklärwerks letzte Woche ein Abstimmungsgespräch geführt, so Schanz, „mit dem Ziel, in ähnlichen Fällen eine bessere Kommunikation zu gewährleisten.“ Die LUBW unterstehe dem Umweltministerium und messe seit langem an verschiedenen Staustufen des Neckars fortlaufend die Gewässergüte und kann bei vermindertem Sauerstoffgehalt im Neckar örtliche Maßnahmen zur Erhöhung des Sauerstoffgehaltes ergreifen. Sie habe die Störung im Neckar auch gemessen, nur nicht orten können, woher sie komme, so Schanz. Nun sollen künftig auf kurzem Weg die Werte abgeglichen werden, erklärte der Leiter des Tiefbauamts der Stadt Stuttgart.

Mit dem Regierungspräsidium sei im Oktober noch ein weiteres Gespräch über die Abläufe der Alarmierung bei solchen Ereignissen geplant. Entsprechend den Vorschlägen des Regierungspräsidiums Stuttgart sei die Überwachung des Überlaufs aus dem Regenüberlaufbecken durch örtliche Überwachung und über das Prozessleitsystem verbessert worden. Der Störfall war sofort der Überwachungsbehörde gemeldet und das Regierungspräsidium informiert worden. Das Klärwerk ist auch nachts mit einer Arbeitsschicht besetzt. Diese hatte die Fehlanzeige nicht bemerkt. So soll auch die menschliche Überwachung verbessert werden.

Der Württembergische Anglerverein (WAV), der den Hegeauftrag für den Neckar hat, war über den Störfall nicht informiert worden, erklärt der erste Vorsitzende, Hans-Hermann Schock. „Wir gehen davon aus, dass es tote Fische gab, die aufgrund von Sauerstoffmangel starben und weggeschwemmt wurden“, so Schock. Bislang habe der WAV keinen Schaden festgestellt. Kritisiert wird die mangelnde Kommunikation: „Wir wollen als Anglerverein darüber Bescheid wissen. Wir haben den gesetzlichen Hegeauftrag für die Fische“, so Schock. Klärwerksleiter Hartmut Klein hatte im August erklärt, dass nach wie vor der Schutz der Gewässer auch dem Klärwerksbetreiber sehr wichtig seien. Deshalb sollen solche Störungen nicht mehr vorkommen. Das betonte auch Schanz.