Bezirksvorsteher Ralf Bohlmann überreichte Gertrude Gerstle Urkunden von Stadt und Land sowie eine Orchidee zum 100. Geburtstag. Foto: Rehberger Quelle: Unbekannt

(ede) - „Im nächsten Jahr komme ich wieder, dann aber zum richtigen Tag.“ Bezirksvorsteher Ralf Bohlmann überbrachte gestern Gertrude Gerstle nachträglich die Glückwünsche von Stadt und Land zum 100. Geburtstag. Der Ehrentag war am 30. Oktober.

Durch einen Übermittlungsfehler landete der Geburtstag von Gertrude Gerstle zu spät bei der Stadt. Der Besuch von Bezirksvorsteher im Wohnstift Mönchfeld, in dem die 100-Jährige seit mehr als einem Jahr lebt, war ihr aber wichtig. Mit den Glückwunsch-Urkunden, unterzeichnet von Oberbürgermeister Fritz Kuhn und Ministerpräsident Winfried Kretschmann, und einer Orchidee besuchte der Bezirksvorsteher die Jubilarin - und wechselte ein paar Sätze auf Russisch mit ihr. Denn Gertrude Gerstle spricht Russisch und Persisch, wollte Dolmetscherin werden. Geboren in Tiflis musste die Familie das heutige Georgien verlassen und zog nach Teheran. „Aber auch da mussten wir alles zurücklassen und das Land 1941 verlassen.“ Neue Heimat wurde Stuttgart.

Bohlmann zeigt auf ein Foto von ihr auf dem Regal. „Da war ich 27 Jahre alt, hübsch, nicht wahr?“ Der Bezirksvorsteher ist sehr angetan. „Ihnen müssen die Männer ja nachgelaufen sein.“ Die Jubilarin lacht. „Ich konnte mich nicht entscheiden.“ Sie blieb unverheiratet, arbeitete 43 Jahre lang als Technische Zeichnerin bei SEL in Zuffenhausen und zeigt zum Beweis den alten Arbeitsausweis. Gerne wäre sie Schneiderin geworden, träumte von einem „schönen Salon“. Doch für die Gesellenprüfung fehlte das nötige Geld. Schneidern blieb Nebenbeschäftigung, ebenso wie das Singen.

„Wie haben sie es geschafft, so fit zu bleiben und 100 Jahre alt zu werden?“ will Bohlmann wissen. „Ich habe immer solide und anständig gelebt“, verrät sie ihr Geheimnis. Man müsse immer diplomatisch sein und viel Geduld haben. Das habe sie gehabt. „Mir geht es noch ganz gut“, ist sie zufrieden. „Ich erhole mich hier gut.“