Für Carsten Hansen (links) hat es nicht gereicht. Der amtierende ­Rathauschef ­Christoph Palm fand tröstende Worte. Fotos: Hauptmann Quelle: Unbekannt

Von Elke Hauptmann

Als gegen 18.30 Uhr im Großen Saal des Fellbacher Rathauses die ersten Ergebnisse aus den Wahllokalen über die Leinwand flimmerten, stand bereits fest: Gabriele Zull (parteilos) wird die Oberbürgermeisterwahl in der Kappelbergstadt im ersten Wahlgang gewinnen. In nahezu allen 41 Wahlbezirken holte die Erste Bürgermeisterin von Göppingen mehr als die erforderlichen 50,1 Prozent der Stimmen - in einigen Wahllokalen, etwa im Oeffinger Schlössle, verbuchte die 49-Jährige sogar fast 74 Prozent Stimmenanteil. Um 18.50 schließlich stand das vorläufige amtliche Endergebnis fest: Die von den Freien Wählern/Freien Demokraten (FW/FD) und der CDU unterstützte Bewerberin siegte überzeugend mit 61,3 Prozent Stimmenanteil (8999 Stimmen). Auf ihren stärksten Mitbewerber Carsten Hansen, Referent beim Deutschen Städte- und Gemeindebund in Berlin, entfielen 34,2 Prozent der Stimmen (5028). Die anderen drei Bewerber hatten keinerlei Chance.

Sie sei „sehr, sehr glücklich und überwältigt von diesem eindeutigen Ergebnis “, kommentierte Zull ihren Wahlsieg. „Das ist ein wunderschönes Geschenk zum heutigen Hochzeitstag.“ Mit ihrem Mann Martin ist sie seit 20 Jahren verheiratet, beide haben einen zehnjährigen Sohn. Obgleich sie in die Favoritenrolle gedrängt worden sei, sei ihr Sieg keinesfalls sicher gewesen, räumte sie ein und bedankte sich bei Hansen für einen „sehr fairen Wahlkampf“.

„Ich freue mich auf Fellbach, Schmiden und Oeffingen“ - doch wann Gabriele Zull ihr Amt in der Kappelbergstadt antreten wird, ist noch offen. „Ich möchte in Göppingen noch einige Dinge abschließen.“ Die Amtszeit von Christoph Palm, der nach 16 Jahren nicht erneut kandidierte, endet am 1. November. Er sei sich sicher, dass eine gute Nachfolgerin gefunden sei, sagte der scheidende Schultes. Auch Alt-OB Friedrich-Wilhelm Kiel zeigte sich überzeugt, dass sich die beste Bewerberin durchgesetzt habe.

Mit Zull, so betonte der Fraktionsvorsitzende von FW/FD, Ulrich Lenk, erhalte Fellbach zum ersten Mal eine Frau an der Verwaltungsspitze, „und zwar eine, die beste Voraussetzungen für dieses Amt mitbringt“: Seit 21 Jahren ist die Juristin in verschiedenen Tätigkeiten im Göppinger Rathaus tätig, 2011 wurde sie zur Ersten Bürgermeisterin der 57 000 Einwohner zählenden Großen Kreisstadt gewählt - Fellbach ist nicht ganz so groß.

Carsten Hansen indes war die Enttäuschung anzusehen - er hatte sich für Wahlkampf hoffnungsvoll bis zum 2. Oktober, dem Termin einer möglichen Stichwahl, beurlauben lassen. Ob die Niederlage auf sein recht spätes Eingreifen in den OB-Wahlkampf zurückzuführen sei, ließe sich nicht sagen. Die Kandidatur sei für ihn aber eine „sehr intensive, bereichernde Erfahrung“ gewesen. Er wünschte den Fellbachern alles Gute für die nächsten acht Jahre - „ich habe den Eindruck, dass die Stadt weiterhin eine gute Führung haben wird.“

Vorläufiges Endergebnis

Wahlberechtigt waren 34 704 Fellbacher. Davon gaben 14 776 ihre Stimme ab, das entspricht einer Wahlbeteiligung von 42,6 Prozent. Von den gültigen Stimmen entfielen auf

Gabriele Zull 61, %

Carsten Hansen34,2 %

Ulrich Raisch1,3 %

Hans Mack2,2 %

Werner-Peter Schiterowitsch1,1 %

Sonstige0,1 %