Von dem Fluchtfahrzeug ist nicht mehr viel übrig. Die drei Menschen hatten keine Chance, den schweren Unfall zu überleben. Quelle: Unbekannt

Zwei Männer und eine Frau sind gestern am frühen Morgen bei einem Unfall auf der B 27 ums Leben gekommen. Sie wollten sich einer Polizeikontrolle entziehen und sind mit hoher Geschwindigkeit zunächst über die Autobahn und dann über die Bundesstraße geflüchtet. Auf Höhe von Plattenhardt rasten sie in eine Parkbucht und prallten mit ihrem Auto gegen zwei geparkte Lastwagen. „Die Insassen waren sofort tot“ sagt Polizeisprecher Michael Schaal.

Von Klaus Harter

Eine Streifenbesatzung der Verkehrspolizeidirektion Ludwigsburg kontrollierte gestern Nacht auf der A 8 kurz vor der Anschlussstelle Leonberg-West in Fahrtrichtung München die Geschwindigkeiten. Gegen 2.07 Uhr erfassten die Beamten mit einem Hand-Lasermessgerät eine Mercedes A-Klasse, die mit einer Geschwindigkeit von 182 Kilometern fuhr. In diesem Abschnitt gilt ein Tempolimit von 120 Stundenkilometern. Als die Polizisten den Fahrer mit Zeichen zum Anhalten aufforderten, drückte dieser sofort aufs Gaspedal und flüchtete mit hoher Geschwindigkeit. Die Polizeistreife nahm die Verfolgung auf.

An der Anschlussstelle Stuttgart-Degerloch bog der Mercedes mit unverminderter Geschwindigkeit auf die B 27 in Richtung Tübingen ab. Kurz nach Plattenhardt fuhr der Fahrer mit hohem Tempo in eine Parkbucht. Dabei streifte sein Fahrzeug die Leitplanke, wurde dadurch hochgeschleudert, überschlug sich und prallte mit dem Dach gegen zwei geparkte Lastwagen, so der Polizeisprecher. Dabei wurde der Mann, der auf der Rückbank saß, aus dem Fahrzeug geschleudert. „Ein furchtbarer Unfall“, sagt Schaal. „Wie kann man mit so einer Geschwindigkeit in eine Parkbucht fahren?“

Eine mögliche Erklärung ist, dass die Flüchtenden den Parkplatz in der Dunkelheit erst kurz vorher sahen und sich dort verbergen wollten. „Denn die Polizeistreife, die ihnen folgte, hatte sie zu diesem Zeitpunkt aus den Augen verloren“, so Michael Schaal. Die Beamten hatten die Kollegen im Polizeipräsidium informiert, dass das Fluchtfahrzeug auf die B 27 abgebogen war. Die Reutlinger Polizei schickte daraufhin Streifen los und überlegte, wie sie die Flüchtenden „gefahrlos anhalten könnten“.

Aus dem völlig demolierten Auto bargen die Rettungskräfte die sterblichen Überreste des Fahrers und einer Frau, die auf dem Beifahrersitz saß. Bei ihr und dem Mann, der aus dem Auto geschleudert wurde, fand die Polizei Ausweise. Es handelt sich um eine 23-jährige Deutsche und einen 26-jährigen Kosovaren, beide aus dem Raum Villingen-Schwenningen. Beide sind der Polizei als Drogenkonsumenten und wegen Diebstahlsdelikten bekannt. Die Identität der Fahrers war zunächst nicht zu klären, weil dieser gefälschte Papiere bei sich hatte. Zudem fuhr er einen Mitetwagen, mit Münchener Kennzeichen. Somit konnte kein Halter festgestellt werden. „Eine Blutuntersuchung soll klären, ob die Insassen unter Drogeneinfluss standen“, sagt der Polizeisprecher.

Die B 27 war nach dem Unfall voll gesperrt. Im Berufsverkehr stand in Richtung Tübingen nur eine Spur zur Verfügung. Erst im Laufe des Vormittags waren beide Fahrspuren wieder frei. Den Schaden schätzt die Polizei auf über 100 000 Euro.