Quelle: Unbekannt

Von Elke Hauptmann

An die Landtagswahl vor fünf Jahren erinnern sich die Stuttgarter Liberalen nur ungern. Denn das Ergebnis war niederschmetternd: Bei keiner der 15 Landtagswahlen seit 1952 hatte die FDP schlechter abgeschnitten. Die Partei fiel in einer ihrer landesweiten Hochburgen auf einen historischen Tiefstand. Auch wenn ein gewisses Auf und Ab in den Stimmenergebnissen der einzelnen Wahlen bei den Freien Demokraten die Regel ist, so bleibt festzustellen: Die (Wirtschaftswunder-)Zeiten, als man noch mehr als 20 Prozent der Wählerstimmen in Stuttgart holte, sind lange vorbei.

Nur wenig tröstlich dürfte es für den rund 480 Mitglieder zählenden Kreisverband sein, dass die Stuttgarter Liberalen 2011 über dem Landesergebnis mit 5,3 Prozent lagen - mit 6,1 Prozent Stimmenanteil halbierte sich der Wert der Landtagswahl 2006 (11,9 Prozent) beinahe. Diese Misere wurde komplettiert durch den Verlust des Zweitmandats im Wahlkreis Stuttgart II, das 40 Jahre lang fast schon eine Tradition war. Damit durfte die Stuttgarter FDP keinen Vertreter mehr in den Landtag entsenden, was bis dato nur ein einziges Mal (2001) der Fall war.

Bis auf einen Wahlbezirk in Feuerbach verlor die FDP flächendeckend innerhalb des Stuttgarter Stadtgebiets Wähleranteile. Auch in den Stadtbezirken fielen die Bilanzen negativ aus. Die Bandbreite reichte von -4,1 Prozentpunkten in Wangen bis zu jeweils -8,1 Prozentpunkten in Plieningen und Sillenbuch. Hochburgen der FDP waren die „gutbürgerlichen“ Bezirke Botnang (10,0 Prozent Stimmenanteil), Degerloch (8,2 Prozent) und Birkach (7,9 Prozent). Die wenigsten Stimmen erhielten die Liberalen in Münster (4,1 Prozent) und Mühlhausen (4,2 Prozent) - wobei der Neckar-Wahlkreis generell keine Domäne der FDP ist. Aus der Wahlanalyse des Statistischen Amtes geht hervor, dass es der Partei vor fünf Jahren nicht gelungen war, ihre Anhänger zu mobilisieren. Im Gegenteil: Rund 7700 Wähler verloren die Freien Demokraten im Vergleich zur Wahl 2006 - und zwar zum Großteil an die Grünen. 38 Prozent der am Wahltag Befragten gaben übrigens an, Stammwähler der FDP zu sein, 62 Prozent bezeichneten sich als Wechselwähler.

Vor Monaten noch totgesagt, sehen sich die Liberalen mittlerweile jedoch im Aufwind. Umfragen prognostizieren der FPD mindestens sechs, bestenfalls gar acht Prozent Stimmenanteil im Land. Das ist zwar auch nicht gerade viel. Aber sehr viel wert: Für die Partei geht es längst nicht mehr nur um den Wiedereinzug in den Stuttgarter Landtag. Es geht ums Mitregieren. Der Wunschpartner der Liberalen ist erklärtermaßen die CDU. Reicht es für Schwarz-Gelb aber nicht, könnte es am Ende auch eine Dreierkoalition geben: Schwarz-Rot-Gelb.