Rolf Straub, der im August diesen Jahres verstorben ist, hier bei einer Führung, bei der er Interessessierten die Wappengeschichte von Mühlhausen erklärte..Archiv Foto: Frey Quelle: Unbekannt

Von Iris Frey

Da steht er noch einmal und referiert, der im August überraschend verstorbene Ortshistoriker Rolf Straub. Lacht verschmitzt, gibt kleine lustige Anmerkungen, blickt auf die Bilder, die an die Wand geworfen werden und erzählt von Mühlhausen, seinem Mühlhausen, über das er so viel geforscht hat. Und von dem es so viele Ergebnisse seines Suchens und Findens gibt. Nicht nur die Mühlstein-Installation vor dem Palmschen Schloss zeugen davon.

Sein Vortrag bei den Landfrauen im vergangenen Jahr hat der Bürgerverein Mühlhausen per Video aufgezeichnet und nun daraus eine DVD produziert. „Unser Mühlhausen“ heißt sie. Und die DVD hat eine Unterzeile, die Straub ganz wichtig war, wie er auch im Vortrag erwähnt: „Mir Mühlhäuser hen ebbes“ und „Mir Mühlhäuser senn äbbr“.

In der Tat. Zu dem Stolz der Mühlhäuser auf ihren Ort und seine historischen Schätze hat zeitlebens Rolf Straub beigetragen. Wer den Vortrag sieht, kann unschwer erkennen, wo er überall mitgewirkt hat. Seine Reise durch die Ortsgeschichte, ist auch ein Stückweit sein Leben. Immer wieder hat er in vielen Führungen den Ortskundigen und -unkundigen die historischen Schätze Mühlhausens nahe gebracht, die er zusammen mit dem Bürgerverein im Ortsarchiv gesammelt hat.

So verweist er natürlich auf die erste Kirche Mühlhausens, die Walpurgiskirche, die jahrhundertelang die Ortskirche war. Es darf der Hinweis auf die Urkunde 708 nach Christus nicht fehlen, die von der Biberburg spricht, welche dem Kloster St. Gallen zugeordnet war. „Ein Vorläufer der Partnerstädte“, nennt es Straub schlicht. Dann blickt er auf das Palmsche Schloss, die Veitskapelle, die Schulgebäude. Und verweist auf die Namensgebung der Straßen, die nach den Heiligen heißen: Heiliger Veit, Walpurgis und Heiliger Wenzel.

Immer wieder schafft er es, „etwas ganz besonderes“ anzukündigen: Etwa die Zeichnungen von Andreas Kiefer von 1680, die farbige Ortsansichten zeigen. Den Ortsadel vergisst er nicht, dessen Wappengeschichte er erforscht hat, welche nun im Bezirksrathaus zu finden sind. Sogar das alte Schulhaus in der Aldinger Straße habe ein Wappen des Ortsadels.

Ausgrabungen hat Straub miterlebt: am Viesenhäuser Hof etwa und dann der Römische Gutshof, der gefunden wurde bis hin zu den Entdeckungen in der Schirmer Straße. Die Denkmalschützer hätten nur oberflächlich geschaut. Straub hat einen Teil einer Amphore entdeckt und sie zusammenbauen lassen. Auch sie steht nun im Bezirksrathaus.

Sogar ein römisches Mosaik sei gefunden worden. „Da hätten wir einen römischen Besen machen können“, so Straub pragmatisch. Gerne zählt er die Doppelungen des Ortes auf: zwei Burgen, zwei Kirchen, zwei Keltern, zwei Rathäuser, zwei Mühlen.

Ernst wird er beim Zweiten Weltkrieg und den Bombenangriffen, die er zeigt. 1943 und selbst noch erlebt hat. Er vergisst nicht die zwei Pfarrer zu erwähnen, deren Kreuze er an der Veitskapelle aufstellen ließ, damit sie nicht verloren gehen von Adolf Schreiber und Joachim Müller. Schreiber hat Widerstand geleistet und ein jüdisches Ehepaar beherbergt und Müller hat beim Kirchentag 1952 für Ehre gesorgt mit seinem Klopstock-Theaterstück, das die Laienspieler aufführten.

Straub selbst erklärt seine Nähe zur Kirche: Als er als Kriegsgefangener im Jahr 1945 nach Hause kam, habe er sich gesagt, dass die Kirche seine zweite Heimat sei. An allem hat der Ortshistoriker regen Anteil genommen. Der Co-Autor zweier Bücher zeigt den Mühlhäusern auch in dem Vortrag, dass es sich stets lohnt, neugierig zu sein, auf den Ort und seine Geschichte.

Die DVD „Unser Mühlhausen“ gibt es beim Bürgerverein Mühlhausen, Bestellung telefonisch 53 35 08, per E-Mail: morhard@gmx.net. Sie kostet 10 Euro, zuzüglich 3 Euro Versandkosten.