Bürgermeister Peter Pätzold (links) und Mühlhausens Bezirksvorsteher Ralf Bohlmann zeigen den Plan, wie das Naturidyll gestaltet werden soll. Foto: Nagel Quelle: Unbekannt

Von Uli Nagel

Die Stadt plant zwischen der Golfübungsanlage und der Aubrücke ein neues Feuchtbiotop mit Wasserflächen und kleineren Inseln, Gebüschen und weiträumigen Schilfflächen, die Platz für Tiere und Pflanzen bieten. Gestern stellte Bürgermeister Peter Pätzold das Vorhaben vor.

Das Projekt Ikone (Integrierende Konzeption Neckar-Einzugsgebiet) geistert schon seit einigen Jahren durchs Stuttgarter Rathaus. Konkret wurde es allerdings erst durch den Gemeinderatsbeschluss bei den letzten Haushaltsberatungen, mehr als sechs Millionen Euro für Maßnahmen zur Verschönerung des Neckarufers zu genehmigen. „Wir sind einen Schritt weiter“, freute sich gestern Peter Pätzold, Bürgermeister für Städtebau und Umwelt, bei einem Vor-Ort-Termin, als er das Projekt „Naturoase Auwiesen“ in Hofen präsentierte. „Anfang 2017 wollen wir die Planfeststellungsunterlagen einreichen, und bereits zwei Jahre später könnten Fische, Frösche, Libellen und Vögel eine neue Heimat finden.“

Das Projekt ist eine der insgesamt sechs „Neckarperlen“, die im Rahmen des Masterplans Landschaftspark Neckar in Stuttgart in den kommenden sechs Jahren fertiggestellt werden sollen. Dazu zählt neben dem Untertürkheimer Lindenschulviertel auch ein Bereich am Sicherheitshafen in Bad Cannstatt sowie die Flussufer am Wasen samt dessen Querung.

Beim Ikone-Vorhaben in Hofen mit überwiegend ökologischer Ausrichtung wird in der Neckaraue bei der Aubrücke Grünland in ein naturnahes, ökologisch wertvolles Feuchtbiotop umgestaltet. „Im Zuge der Begradigung des Neckars sind die in der Aue ehemals typischen und weit verbreiteten Feuchtbiotope verloren gegangen“, erläuterte Pätzold. „Ziel des Projektes ist es, diese heute sehr selten gewordenen Lebensräume für Tiere und Pflanzen wiederherzustellen.“

Die Fläche wird so modelliert, dass unterschiedlich tiefe Wasserbereiche entstehen. Die weitläufigen Flach- und Wechselwasserzonen sollen durch ausgedehnte Schilfbestände „erobert“ werden. Feuchtgebüsche, feuchte Hochstaudenflure und Weich- und Hartholzauenbereiche sollen sich an den Ufern und an Land entwickeln. Die Tiefwasserzonen (bis zu vier Meter) bleiben vegetationsfrei.

Der See ist mit dem Neckar verbunden, sodass sich der Wasserstand dem Wasserspiegel des Neckars anpassen kann. Noch vor Weihnachten wollen sich die Planer entscheiden, ob der Zufluss oberirdisch und sichtbar gebaut werden kann, da sich im Neckardammweg eine Trinkwasserleitung befindet. Was zudem in den Schubladen der Verwaltung liegt: Eine Verbindung zum Max-Eyth-See, was jedoch laut Pätzold noch sehr visionär ist.

„Auch wenn bei diesem Projekt eindeutig die Natur im Vordergrund steht, sollen auch die Menschen auf ihre Kosten kommen“, sagte der Bürgermeister. „Es entsteht hier ein spannendes Ausflugsziel am Neckar, und von der Südseite aus ermöglichen Aussichtsplattformen die Beobachtung der reichhaltigen Tierwelt.“ Einen Spazierweg rund um den See wird es nicht geben. Zu viele Passanten oder Radfahren würde der Tierwelt schaden und es bestehe die Gefahr, dass über kurz oder lang die ersten illegalen Grillstellen auftauchen. Die Baukosten für das Projekt betragen nach derzeitigem Planungsstand rund 3,13 Millionen Euro. Zur Realisierung des Vorhabens werden Fördermittel beim Land und beim Verbandes Region Stuttgart beantragt.

Die Bürger und Bezirkbeiräte waren durchaus angetan von dem Vorhaben, stellten jedoch auch kritische Fragen. Vor allem die Anwohner in der Wagrainstraße, die bisher auf ihrem Weg zur Stadtbahnhaltestelle einen Pfad entlang der Wiesenlandschaft nehmen. Den wird es, so Pätzold, künftig nicht mehr geben. Stattdessen müsste man den längeren Weg entlang der Straße in Kauf nehmen.

Die Pläne können vom 17. Oktober bis zum 4. November während der Öffnungszeiten im Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung, Eberhardstraße 10, sowie unter www.stuttgart.de/planauslage eingesehen werden.