Heinz Morhard und Rolf Straub (von links) im Ortsarchiv im Historischen Rathaus. Morhard freut sich, dass er nach dem Tod Straubs nun mit Nina Bahlo eine Leiterin gefunden hat.Archiv Foto: Frey Quelle: Unbekannt

Heinz Morhard, Vorsitzender des Bürgervereins Mühlhausen, ist beim Kauf eines Heimatbuchs auf Nina Bahlo gestoßen. „Es ist ein Glücksfall, eine fachkundige, junge Wissenschaftlerin für unser Archiv gewinnen zu können“, sagt Morhard. Im Gespräch erläutert Bahlo, wie sie das Ortsarchiv aus dem Dornröschenschlaf wecken möchte. Nicht nur Morhard hofft, dass sie mithilfe moderner Medien und zeitgemäßer Didaktik alle Mitbürger an der spannenden Ortsgeschichte teilhaben lässt.

Sie haben einen besonderen beruflichen Hintergrund als neue Leiterin des Ortsarchivs Mühlhausen, welchen?

Nina Bahlo: Nach kurzen Episoden im Landesmuseum Württemberg und im DDR-Museum Pforzheim bin ich nun seit vier Jahren als Historikerin im Stadtmuseum Schorndorf tätig. Hier umfassen meine Tätigkeiten hauptsächlich das Konzipieren neuer Ausstellungen, die Entwicklung neuer museumspädagogischer Programme, die Depotbetreuung sowie die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.

Sind sie in Mühlhausen geboren oder aufgewachsen?

Bahlo: Geboren bin ich in Stuttgart und bis zu meinem 22. Lebensjahr habe ich in Mühlhausen gelebt. Seither habe ich immer im näheren Umkreis gewohnt und habe durch Freunde und Familie eine enge Beziehung zu Mühlhausen gepflegt.

Was haben Sie für eine Ausbildung?

Bahlo: Ich habe an der Universität Stuttgart Geschichte und Anglistik mit Abschluss Magister studiert und arbeite seit 2010 im Museumsbereich.

Wo wohnen Sie?

Bahlo: Im Moment wohne ich in Mönchfeld, habe aber vor Kurzem mit meinem Freund ein Haus in Freiberg gekauft, das wir ab Sommer beziehen werden.

Was reizt Sie an der neuen Aufgabe?

Bahlo: Zum einen habe ich mit der Wahl meines Studiums quasi meine Leidenschaft für Geschichte zum Beruf gemacht. Zum anderen bin ich sehr ortsverbunden, helfe beispielsweise jedes Jahr im Herbst im Weinberg von Freuden bei der Lese mit und bin ehrenamtlich als Kirchenwächterin in unserer schönen Veitskapelle tätig. Mein Interesse für Geschichte und meine Verbundenheit zu meinem Heimatort: Wo ließe sich das besser verbinden als im Ortsarchiv? Gerne komme ich auch mit Menschen und ihren Geschichten in Kontakt, darauf freue ich mich.

Was haben Sie sich vorgenommen?

Bahlo: Das Ortsarchiv Mühlhausen soll der interessierten Öffentlichkeit bekannt und zugänglich gemacht werden. Es wurde bereits hervorragende Vorarbeit geleistet: Beinahe sämtliche Archivalien sind verzeichnet, man weiß also, was man hat. Dies könnte man noch ergänzen und in einer speziellen Datenbank verwalten und mit Fotografien der Objekte versehen. Die Idee des Vorstands des Bürgervereins, eine kleine Ausstellung zur Ortsgeschichte Mühlhausens zu erstellen, möchte ich auf jeden Fall umsetzen. Sie könnte dann beispielsweise im Rathaus oder im Archiv selber gezeigt werden. Schön wäre außerdem in Zukunft, Projekte für Kinder und Jugendliche zu entwickeln: Auch für Schüler gibt es im Ortsarchiv Spannendes zu entdecken.

Was gefällt Ihnen am Ort Mühlhausen?

Bahlo: Mir gefällt die Lage besonders. Nah an der Stadt und doch auch in der Natur gelegen. Der Max-Eyth-See und die Weinberge umgeben den Ort.

Was beeindruckt Sie an der Geschichte des Ortes?

Bahlo: Mühlhausen hat seinen dörflichen, charmanten Charakter behalten und bietet trotzdem alle Annehmlichkeiten des modernen Lebens. Geschichtlich besonders bemerkenswert ist für mich, dass die Veitskapelle seit 1280 erhalten ist und von der Gemeinschaft gepflegt wurde.

Was gefällt Ihnen am Ortsarchiv, welche Gegenstände beeindrucken Sie?

Bahlo: Noch habe ich mich nicht in die Bestände vertieft, aber auf den ersten Blick gefällt mir, dass auch aktuelle Zeugnisse der Geschichte konstant gesammelt werden. So wie zum Beispiel das Ladenschild der ehemaligen Bäckerei Lederer. Denn was heute noch zeitgenössisch ist, ist für unsere Nachfahren irgendwann einmal Geschichte.

Haben Sie zufällig auch Rolf Straub noch gekannt, der vergangenes Jahr gestorben ist?

Bahlo: Ja, ich kannte Rolf Straub recht gut. Er gehörte auch zum Kreis der Kirchenwächter und hat mir vor wenigen Jahren noch alles beigebracht über dieses Bauwerk. Auch in seinem „privatem“ Archiv bei ihm Zuhause durfte ich mich einmal umschauen. Ich war und bin sehr beeindruckt von seiner Sammelleidenschaft und seinen akribischen Recherchen zu vielen ortgeschichtlichen Themen.

Wie wird das Ortsarchiv zugänglich sein, wann hat es geöffnet oder wird es eine Telefonnummer als Kontakt geben für Interessierte?

Bahlo: Noch können wir keine regelmäßigen Öffnungszeiten anbieten. Dazu müsste das Archiv noch etwas umgeräumt werden und ein Lesesaal eingerichtet werden. Ob das machbar ist, wird sich noch zeigen. Auch, ob das „personaltechnisch“ machbar ist. Aber sobald ich mich etwas eingearbeitet habe, können sicherlich für Interessierte Termine zur Einsicht bestimmter Archivalien vereinbart werden. Als Kontaktdaten stelle ich vorerst meine E-Mail Adresse nina.bahlo@gmx.de gerne zur Verfügung.

Die Fragen stellte Iris Frey