Die Künstlerin Käte Schaller-Härlin vor einem Karton des Tailfinger Wandbildes. Foto: Stadtarchiv Stuttgart Quelle: Unbekannt

Von Iris Frey

Nicht nur in Untertürkheim und Rotenberg ist sie keine Unbekannte gewesen, die Künstlerin, die dort lange lebte: Käte Schaller-Härlin (1877 bis 1973). Ihr Nachlass ist nun im Stadtarchiv aufgearbeitet worden und wird in einer Ausstellung präsentiert. Es gibt Führungen und Vorträge.

Im Jahr 2014 hat das Stadtarchiv Stuttgart den Nachlass bekommen, der tiefe Einblicke in Leben und Werk der Malerin bietet. Es sind persönliche Dokumente, Briefe, die sie illustriert hat, und Tagebucheinträge sowie Fotografien, die über ihr bewegtes Leben berichten.

Auch gibt es Beispiele aus ihrem Briefwechsel mit bekannten Persönlichkeiten ihrer Zeit dort. Dazu gehört auch der Jugendfreund ihres Mannes und spätere Bundespräsident Theodor Heuss.

Auch gibt es Skizzen und Entwürfe. Kuratiert wurde die Ausstellung von Carla Heussler. „Trotz der für Frauen schwierigen Ausbildungssituation gelang es Käte Schaller-Härlin, sich eine fundierte künstlerische Ausbildung zu erkämpfen und sich als Künstlerin zu etablieren“, so Heussler.

So gibt es Zeichnungen aus dem Unterricht an der Städtischen Gewerbeschule in der Ausstellung zu sehen, Kopf- und Aktstudien aus Kursen, die Rudolf Yelin der Ältere regelmäßig für den Württembergeischen Malerinnenverein gab. Auch erste Illustrationen sind zu sehen sowie Karikaturenentwürfe aus ihrer Münchner Studienzeit. Ihre Ausbildung schloss Käte Schaller-Härlin als Gasthörerin bei Adolf Hölzel an der Königlich Württembergischen Kunstakademie ab. Heussler hat herausgefunden, dass die Reisen nach Rom, Florenz und Paris für die Künstlerin bedeutend waren. Dort knüpfte sie nicht nur interessante Kontakte, sondern bildete sich durch das Studium der Alten Meister und Aktzeichenkurse weiter. Ihre Reisekasse besserte sie sich mit Porträtaufträgen und mit Werbegrafik auf. Auch erschloss sie einen Bereich, der bisher für Frauen kaum zugänglich war, den der Wand- und Glasmalerei.

So fertigte die Künstlerin ab 1907 Skizzen und Entwürfe an, die ihre Entwicklung im Bereich Zeichnungen, Kartons und Glasfensterentwürfe zeigen. Sie sind aus teils buntem Transparentpapier. Auch einige zeitgenössische Fotografien dokumentieren ihre Werke in Kirchen in Tailfingen, Holzelfingen, Baden-Baden Lichtental, Tübingen, Oberesslingen, Gaisburg und in Rotenberg.

Von 1909 bis 1913 hat die Künstlerin fast ausschließlich Kirchenbauten des Architekten Martin Elsaesser mit Wandbildern und Glasfenstern ausgestattet. „Gemeinsam versuchten sie in der Synthese von Architektur und Malerei, die Idee eines modernen Kirchenbaus zu verwirklichen“, so Heussler. Ab den 1920er Jahren gehörte die Künstlerin zu den beliebtesten Porträtmalerinen im deutschen Südwesten. Im Stadtarchiv sind schon frühe Skizzen zu sehen und auch Beispiele der vollendeten Porträtkunst. Am 9. Mai 1973 ist sie in Rotenberg im Alter von 95 Jahren gestorben. Zu dieser Ausstellung im Stadtarchiv gibt es nun ein besonderes Begleitprogramm mit Vorträgen und Aktionen.

Begleitprogramm zur Schau

Die Ausstellung beginnt am 1. Juni und geht bis zum 23. Oktober im Stadtarchiv, Bellingweg 21. Es gibt Führungen „Käte privat!“ durch die Ausstellung mit der Enkelin Ulrike Barth am 15. Juni und 28. September, jeweils um 17.30 Uhr. Auch gibt es Führungen durch die Ausstellung mit der Kuratorin Carla Heussler am 29. Juni, 20. Juli, 14. September und 5. Oktober, jeweils um 17.30 Uhr. Weitere Führungen finden am 16. Juli, 31. Juli, 25. September und 23. Oktober statt im Rahmen des Familienprogramms. Das Familienprogramm lautet „Bei der Berg-Oma“. Mit farbigen Kreiden und Stiften können eigene Selbstbildnisse angefertigt werden. Es werden fantasievolle Kulissen wie Bergwelten, Blumen und erfundene Räume gemalt und gezeichnet. Das Angebot von Claudia Rasmussen richtet sich an Kinder ab sechs Jahren. Auch findet eine Führung für Erwachsene durch die Kuratorin Heussler statt. Termine sind der 16. Juli, 14 bis 15.30 Uhr, 31. Juli, 11 bis 12.30 Uhr, 25. September, 11 bis 12.30 Uhr und 23. Oktober, 11 bis 12.30 Uhr. Es gibt Vorträge am 21. September um 19 Uhr: „Ihr Leben liegt allein in der Farbe“, Wand- und Glasmalerei des Hölzelkreises, von Ulrich Roethke vom Lehrstuhl Kunstgeschichte der Brandenburgisch-Technischen Universität Cottbus-Senftenberg. Am 13. Oktober geht es um 19 Uhr um „Paris! Paris“ Endlich in Paris“, Schaller-Härlin und andere Künstler um 1900 in Paris. Finnissage ist am 23. Oktober, 15 bis 16.30 Uhr. Infos: www.stuttgart.de/stadtarchiv.