Diese Wiese, die derzeit von der Landwirtschaft gemäht und genutzt wird, soll eine Naturoase Auwiesen im Rahmen des Projekts Ikone werden. Hier sollen Flach- und Tiefwasserzonen eingerichtet werden.Archiv Fotos: Nagel Quelle: Unbekannt

Von Rolf Wenzel

Zum zehnjährigen Jubiläum haben sich die Mitglieder des Theaters „360 Grad“ mit der „Familienaufstellung“ eingelassen und ein Stück über diese trendige Therapiemethode entwickelt. Zusammen mit ihrem Regisseur Alexander Ilic haben sie ein schmissiges, musikalisch unterlegtes Lustspiel ausgearbeitet und im Selbstversuch eingeübt. Am Freitagabend nun hatte ihr „Aufgestellt“ im KKT eine turbulente Premiere. Der esoterische Funke zündete und setzte ein theatralisches Feuerwerk in Gang.

Auf der magisch wandelbaren Bühne trafen sich fünf sehr unterschiedlich veranlagte Besucher eines Wochenendseminars, um Hilfe für ihre seelischen Probleme zu finden - oder um einfach „etwas Geiles“ zu erleben. Sybilla leitete diese weihevoll-komischen Zeremonien, die offensichtlich üblich sind auf dem Weg der Befreiung von Alltagsstress und -leere und bei der Suche nach dem Glück. Mit profimäßig-aseptischem Lächeln und unerbittlicher Freundlichkeit verteilte Sybilla, die Rollen für ihre Psychospiele bei denen jeweils ein Teilnehmer sein Problem vorstellte, damit es von den anderen in Szene gesetzt und dadurch hoffentlich gelöst werden konnte.

Der brave 61-jährige Bernhard, zum Beispiel, möchte seine Albträume loswerden, in denen er seine dominante Frau regelmäßig erwürgen will. Er muss nun zwei Personen „aufstellen“, die in die Rollen von ihm und seiner Frau einsteigen. Das tun Günther als Bernard und Angela als Uschi. Beim Zähmen der „schwergewichtigen Gattin“ fällt der „aufgestellte“ Günther jedoch in seine eigene Identität als gewalttätiger Ex-Polizist zurück- und der Therapieversuch gerät folglich zur fröhlichen Prügelei. Neben solchen amüsanten Karikaturen von „Familienaufstellungen“, die seit 25 Jahren tatsächlich so praktiziert werden, erfinden die Akteure locker jede Menge möglicher absurder Lebens-Alternativen für die Seminarteilnehmer, schreien sich im Chor den Frust von der Seele, beschnüffeln sich misstrauisch in den Cornflakes-Pausen, umarmen sich beim Gruppen-Flennen oder sammeln Energie beim enthemmten Tanzen. Die wundersam unterhaltende Wirkung eines solchen Rundumblicks (360 Grad) in die menschliche Seele und ihre Regungen beruht auf der unbekümmerten Selbstverständlichkeit, mit der das Ensemble Sehnsüchte und Unzulänglichkeiten sichtbar werden lässt und sich gegenseitig Lebensmut macht. „Lächeln Sie!“ lautet die Zauberformel. Die echte Therapeutin Joela Krüger-Kaufmann, die als spirituelle Beraterin den Theaterleuten geholfen hatte, brauchte diese Ermunterung als Schlusswort nur zu wiederholen.

Die nächste Vorstellung gibt es am 17. März um 20 Uhr im Kulturkabinett, Kissinger Straße 66a, Karten: www.kkt-stuttgart.de oder Telefon 563034