Im Auftrag des Landtags: Das Landeswappen von Baden-Württemberg als Staatsgeschenk, von Kärcher hergestellt. Quelle: Unbekannt

Von Iris Frey

Sein Metier ist das Spiel mit Farbe und Licht. Denn der Malgrund bei ihm mit seinem Pinsel ist das Glas. Harald Kärcher ist ausgebildeter Glas- und Porzellanmaler. Der Cannstatter, dessen Opa Alfred schon eine Glaserei mit angeschlossenem Fensterbau hatte, war der erste in der Familie, der dieses künstlerische Handwerk erlernte. Kärcher besuchte die Glasfachschule in Hadamar bei Limburg an der Lahn. Es ist eine von zwei solcher Schulen in Deutschland. Er absolvierte die dreieinhalbjährige Ausbildung. 1972 legte er schließlich in Stuttgart die Meisterprüfung ab und ist seitdem selbstständig.

Kärcher ist in Albstatt geboren, in Bad Cannstatt aufgewachsen und zur Schule gegangen. Gemalt hat er schon immer gerne. „Auch im Urlaub hatte ich mein Zeichenbrett dabei und machte Studienreisen nach Italien.“ In der Schule musste er eigene Entwürfe machen. „Die Technik des Glasmalens ist unheimlich schwierig“, sagt der Künstler. So müssen zuerst Glasschmelzfarben hergestellt werden aus fein gemahlenem Glasmehl mit Farboxyden. Gold steht da für Rot, Kobalt ist Blau und Selen ist Gelb. Dann müssen die Farben malfähig gemacht werden. Das geschieht mit Kiefernharz und Nelkenöl. Dabei wird die gleiche Technik wie im Mittelalter angewandt. Das Glas wird bei 600 Grad geschmolzen. Schicht auf Schicht wird zusammengeschmolzen. Bei 1000 Grad in 24 Stunden entsteht dann das Glaskunstwerk. Viele Arbeitsgänge sind notwendig, bei denen die Farben schichtweise eingearbeitet werden.

Kärcher hat im Laufe seines Künstlerlebens viele Familienwappen erstellt. Dazu gehörte auch die Recherche in den Archiven, um sie fundiert zu hinterlegen. Das neueste Wappen ist das von Baden-Württemberg. Dort hat er für Staatsgeschenke 100 solcher Wappen produziert. „Seit 2006 ist es ein laufender Auftrag des Landtags“, so Kärcher.

Auch Weinmotive waren anfangs gefragt, etwa in der Weinstube von Dieter Zaiß in Bad Cannstatt. Seit 1970 ist Kärcher selbstständig und hat allein in 35 Jahren rund 200 bis 300 Kirchen in Deutschland als Glasmaler ausgestattet - zumeist Neuapostolische Kirchen, die neu gebaut werden. Der weitest entfernte Auftrag für Glasmalerei kam aus Kiew. Dorthin wurden die Werke über die Ostsee per Container verschickt. „Es handelte sich um 80 Quadratmeter Glas.“ In der Cannstatter Stadtkirche hat er Instandhaltungsarbeiten gemacht und zusammen mit Travertinstein einen Tisch aus Glas für Kerzen und ein Pult hergestellt. Das künstlerische Gestalten macht ihm viel Spaß, der mit seinen 68 Jahren noch längst nicht im Ruhestand ist. Ihm gefällt der Kontakt zu den Bauherrn und Architekten, sagt er. Und viele der Kirchenbauten seien architektonisch preisgekrönt - in denen Glasarbeiten von ihm mit installiert sind. Zuletzt hat er die Ausgestaltung der Neuapostolischen Kirche in der Dennerstraße nach dem Entwurf des Künstlers Kurt Entenmann realisiert. Nach wie vor ist das eigentlich Künstlerische sein Beruf. Doch der Digitaldruck hat längst auch in seinem Berufszweig Einzug genommen. Auch wenn die Kunst, die er kann, dauerhafter ist. So hat er auch die Trauerhalle bei Haas Bestattungen als Glasmaler gestaltet. Als nächstes wird er in Kornwestheim einen Kirchenbau gestalten. Dann beginnt das Spiel mit Farbe und Licht von neuem.